Wiesau
29.11.2018 - 13:54 Uhr

Rückschau auf glanzvolle Zeiten

In Wiesau sorgt 1968 ein sportliches Ereignis für Furore: Die Spielvereinigung steigt in die Landesliga Nord auf. Namen wie Günther Fritsch, Ludwig Denz und Franz Dürrschmidt sind in aller Munde. Nun gibt es ein Treffen der Altstars.

Treffen der Altstars: "Herzlich willkommen bei der Spielvereinigung", sagen SpVgg-Vorsitzender Freddie Klarner (rechts) und Bürgermeister Toni Dutz (Bildmitte). Bild: wro
Treffen der Altstars: "Herzlich willkommen bei der Spielvereinigung", sagen SpVgg-Vorsitzender Freddie Klarner (rechts) und Bürgermeister Toni Dutz (Bildmitte).

50 Jahre sind vergangen. „Die Mannschaft von damals kommt immer noch zusammen“, erzählen die Altstars der Spielvereinigung beim Jubiläumstreffen im "Sportzentrum", zu dem auch die Spielerfrauen und die Falkenberger Zoiglmusik eingeladen sind. Bereits seit zehn Jahren organisiert Günther Frisch den monatlichen Freitagsstammtisch, bei dem man sich regelmäßig an die glanzvolle Zeit in der Landes- und Bezirksliga erinnert. Auch wird dabei für den Förderverein der Spielvereinigung gesammelt. Zuletzt habe man 500 Euro aus dem Spendentopf weitergeben können.

Die Fußball-Begegnungen fanden seinerzeit noch auf dem Rasen an der Hauptstraße statt, zu dessen „Wahrzeichen“ die überdachte Tribüne, leider aber auch die Parkplatznot gehörte. Die Zuschauerbegeisterung war enorm. Man parkte vom Kreuzberg herab bis hinunter zum Tonwerk. Für einen Ausnahmezustand sorgte das Spiel gegen Wacker Marktredwitz, als rund 2500 Zuschauer gezählt wurden. „800 bis 1000 bei anderen Heimspielen waren die Regel“, legen die Stammtischfreunde nach.

Franz Dürrschmidt zeigt beeindruckende „Beweis-Bilder“. Sportlich kämpfte man gegen große Namen. „In unser kleines Wiesau kamen die Würzburger, aber auch Spieler aus Hof oder Bamberg. Die halbe Liga bestand aus bekannten Städten.“ Die Fahrten und vieles andere mehr habe der Unternehmer Otto Kärner großzügig unterstützt, fügt Günther Frisch hinzu. Kärner war es auch, der Freundschaftsspiele in Borgo san Lorenzo (bei Florenz), in Wien beziehungsweise Rückspiele zu Hause auf die Beine stellte. Auch im Rundfunk sei berichtet worden. „Wir haben aber nie herausbekommen, wer den Radiosprecher geschickt hatte und auf welchem Sender davon berichtet wurde“, bedauert Dürrschmidt.

Während des abendlichen Stammtisch-Rückblicks werden Erinnerungsfotos herumgereicht, in einem Ordner sind Zeitungsausschnitte abgeheftet. „Man war ja nur Außenseiter“, erinnert Dürrschmidt an den Auftakt in der Landesliga gegen den 1. FC Bamberg. „Die Oberfranken fuhren mit einem großen Mannschaftsbus nach Wiesau. Alle waren einheitlich und gut gekleidet.“ Franz Dürrschmidt lacht: „Wir, wie wir halt waren und jeder anders angezogen, standen wie die Landburschen herum.“ Das Spiel endete mit einer faustdicken Überraschung. Nach dem Schlusspfiff stand es 5:1 für Wiesau. Wacker Marktredwitz – wenig später daheim - wurde mit 6:1 vom Platz gefegt. „In Veitshöchheim schossen wir 6 Tore, ohne einen Gegentreffer kassieren zu müssen.“ Die Spielvereinigung Wiesau war zu einem Sammeltopf der besten Spieler im Landkreis geworden. Franz Dürrschmidt spricht an anderer Stelle auch von einer Kreisauswahl. Man wähnt sich auf der Erfolgsleiter. „Dann aber folgte die Ernüchterung“, spinnen Ludwig Denz und Günther Frisch den begonnenen Erzählfaden weiter. „Hattet ihr Schlafmittel im Tee?“, folgte ein bitterböser Fan-Kommentar nach der 3:11-Auswärtspleite in Kronach.

Schuld am Landesligaabschied, drei Jahre nach dem Aufstieg, war sicher auch der Aderlass, hervorgerufen durch Franz Dürrschmidts und Herberts Gleißners Weggang. Der spätere Amateurnationalspieler Franz Dürrschmidt folgte 1978 dem Ruf zu Bayern Hof und zur Spielvereinigung nach Bayreuth. Ludwig Denz zog es zu den Münchner Löwen, dann zu Rot-Weiß Oberhausen. Weitere Stationen von Denz: Hannover 96, 1. FC Saarbrücken, SpVgg Fürth und SpVgg Weiden. „Wir sind stolz auf diese Ära“, bekennt der Freundeskreis. „Unsere Spielvereinigung war zu einem Begriff geworden. Die Atmosphäre war einmalig.“ Aber man weiß: Ohne ihren Gönner Otto Kärner wäre dies nie möglich gewesen.

Hintergrund:

1955 gelang der Spielvereinigung der Aufstieg in die Bezirksliga. Vor mehr als 3000 Zuschauern besiegten die Wiesauer in einem dramatischen Entscheidungsspiel, das auf dem Platz des SC Wacker in Marktredwitz stattfand, den FC Kirchenlamitz mit 3:2 Toren. In der Folgezeit konnte man sich 13 Jahre lang in der Bezirksliga festsetzen. In der erfolgreichen Saison 1967/68 schaffte man den Aufstieg in die Landesliga Nord. Der Abstieg in die Bezirksliga Oberfranken Ost folgte aber bereits nach drei Jahren.

Im Mittelpunkt des Jubiläumsabends im "Sportzentrum" standen neben Erinnerungen auch die Spielernamen der Meistermannschaft von 1968: Herbert Gleißner, Ludwig Denz, Josef Oppl, Gerd Schraml, Helmut Oppl, Peter Kaufmann, Franz Dürrschmidt, Ewald Vogl, Wolfgang Kollarik, Günter Fritsch, Hans Mayr und Ludwig Grüner. Als Masseur stand Otto Ullrich zur Seite. Unvergessen bleibt der Name des Trainers: Hans Landgraf.

Ludwig Denz (links) und Franz Dürrschmidt (rechts) erinnern sich gerne an die Zeit in der Landesliga Nord. Bild: wro
Ludwig Denz (links) und Franz Dürrschmidt (rechts) erinnern sich gerne an die Zeit in der Landesliga Nord.
Günther Fritsch, Franz Dürrschmidt und Ludwig Denz (von rechts) stöbern in den Erinnerungen, die fein säuberlich in einem Ordner aufbewahrt werden. Bild: wro
Günther Fritsch, Franz Dürrschmidt und Ludwig Denz (von rechts) stöbern in den Erinnerungen, die fein säuberlich in einem Ordner aufbewahrt werden.
Im Bild von rechts: Günther Fritsch, Franz Dürrschmidt und Ludwig Denz. Bild: wro
Im Bild von rechts: Günther Fritsch, Franz Dürrschmidt und Ludwig Denz.
Rudi Eckert und Manfred Zintl (von links) stoßen auf die alten Zeiten an. Bild: wro
Rudi Eckert und Manfred Zintl (von links) stoßen auf die alten Zeiten an.
Mit etwas Barem unterstützt Bürgermeister Toni Dutz (rechts) den Stammtisch um Günther Fritsch (links). Bild: wro
Mit etwas Barem unterstützt Bürgermeister Toni Dutz (rechts) den Stammtisch um Günther Fritsch (links).
Mane Zintl (rechts) und Günther Fritsch (links) erinnern sich gerne auch an die Rivalität mit dem Nachbarn SG Fuchsmühl. Bild: wro
Mane Zintl (rechts) und Günther Fritsch (links) erinnern sich gerne auch an die Rivalität mit dem Nachbarn SG Fuchsmühl.
Der Fußballer-Stammtisch muss beim Jubiläumstreffen ein wenig erweitert werden. Mit dabei sind auch die Spielerfrauen. Bild: wro
Der Fußballer-Stammtisch muss beim Jubiläumstreffen ein wenig erweitert werden. Mit dabei sind auch die Spielerfrauen.
Für Kurzweil beim Erinnerungstreffen sorgt die Falkenberger Zoiglmusik. Bild: wro
Für Kurzweil beim Erinnerungstreffen sorgt die Falkenberger Zoiglmusik.
 
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