Noch ist nichts in trockenen Tüchern und noch wird im Gemeinderat über einen Antrag eines Landwirts diskutiert, der einige Grundstücke für eine Freiflächenphotovoltaikanlage verpachten möchte. Dennoch sorgt diese Anfrage zur Gewinnung von umweltfreundlicher Sonnenenergie für Sorgenfalten auf der Stirn von Franz Dürrschmidt. Die Freien Wähler, sagt der Gemeinderat, seien in der Mehrheit nicht einverstanden mit dem geplanten Bau dieser Anlage.
Dürrschmidt steht am Rand der Zufahrtsstraße zu den Wiesauer Waldseen und dreht sich mehrmals um sich selbst. Hier und dort auch solle die Freilandphotovoltaikanlage entstehen, sagt er. Soweit er wisse, werde sie über zwei Meter hoch. Der Freie Wähler will sich das gar nicht vorstellen. Er sieht das Naherholungsgebiet Wiesauer Waldseen, kurz "Kipp" genannt, in seiner Funktion als begehrte Freizeitidylle gefährdet. "Wir haben eine bemerkenswert schöne Landschaft und wir wollen den sanften Tourismus bei uns steigern", betont Dürrschmidt. Die geplante Anlage solle in der Nähe des Ritterteichs (Trierteich) errichtet werden.
Neun Hektar
Vor allem die Größe der geplanten Anlage stößt Dürrschmidt sauer auf: "Etwa neun Hektar. Das ist eine Fläche so groß wie 18 Fußballfelder." Spaziergänger vom Apelweg Richtung Waldseen oder von der Fußgängerbrücke kommend müssten dann den Anblick dieser Anlage erdulden. Diese reiche bis zum Bahndamm und verdecke komplett den weiten Blick auf die Landschaft. "In der einen Richtung muss man sich dann die Augen zuhalten wegen der Spiegelung, in der anderen Richtung schaut man in ein Meer von Stahlgerüsten", wettert Franz Dürrschmidt. Aus und vorbei sei es dann mit freier Sicht auf den Steinwald, die Wiesauer Kirche, nach Fuchsmühl und zum Ritterteich. "Da ist alles verdeckt!", so Dürrschmidt.
Dachflächen nutzen
Natürlich seien die Freien Wähler nicht grundsätzlich gegen Photovoltaikanlagen. „In unserem Industriegebiet werden große Logistikhallen mit immensen Dachflächen gebaut. Auf diese Dachflächen könnte man doch solche Anlagen auch installieren“, spricht Dürrschmidt das Bauvorhaben des Unternehmens „Ziegler Group“ an. So würde weder wertvolles Ackerland noch der Tourismus geschädigt. Nun hoffen die Freien Wähler, dass auch der Bürgermeister und die Mehrheit des Gemeinderates die schöne Landschaft erhalten wollen und sich gegen dieses Projekt aussprechen, so Dürrschmidt. Zumal ja aktuell in jeder Fraktion nicht alle mit der geplanten Anlage einverstanden seien. „Wir werden uns für unsere schöne Landschaft einsetzen, damit sie auch für unsere Kinder erhalten bleibt.“ Wenn’s sein müsse, mit einem Bürgerbegehren gegen dieses Projekt, spricht Dürrschmidt von Überlegungen seiner Partei in dieser Richtung. Bürgermeister Toni Dutz zeigt wenig Begeisterung von Dürrschmidts öffentlichem Widerstand. Von vier Freien Wählern im Gemeinderat hätten jeweils zwei in zwei öffentlichen Sitzungen für den Antrag gestimmt, sagt er. Es sei also nicht die Mehrheit der Freien Wähler, sondern nur die Hälfte dagegen. Dutz möchte klarstellen: Der Landwirt habe wie alle Bürger ein Recht darauf, dass sein Antrag ordnungsgemäß und sauber im Gemeinderat behandelt werde. „Wir reden hier von ungelegten Eiern“, meint Dutz weiter. Dürrschmidts Argumente seien Spekulationen, die nur der Stimmungsmache dienten. Immerhin könnte eine derartige Photovoltaikanlage halb Wiesau mit Energie versorgen. Und man sei angehalten, alternative Energien zu suchen. Was auch für die Freien Wähler gelte, die überregional unter anderem die Förderung von Photovoltaik im Parteiprogramm verträten. „Das muss doch einer Gemeinde mindestens einen Gedanken wert sein.“ Auch verweist Dutz darauf, dass die Pläne im Zuge des Genehmigungsverfahrens öffentlich ausgelegt würden. Behörden und Bürger könnten sich dann positiv oder negativ äußern.
„Und es ist noch lange nicht gesagt, dass es eine derart große Beeinträchtigung gibt“, betont Dutz und verweist auch auf mögliche Ausgleichsmaßnahmen wie Blumenwiesen, Bepflanzung im Randbereich oder die Variante, den Blick auf die Wiesauer Kirche dennoch offen zu halten. Zur Größe der Anlage meint Dutz: „Auch hier ist bisher nichts endgültig.“
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