Windischeschenbach
25.06.2024 - 11:47 Uhr

Agnes und Max Michl feiern in Windischeschenbach Eiserne Hochzeit

Wiederholt sich Geschichte? Dies könnte man meinen, wenn Agnes Michl erzählt. Vor 70 Jahren ist sie aus der Ukraine geflüchtet und seit 65 Jahren mit Ehemann Max verheiratet.

Seit 65 Jahren sind Max und Agnes Michl verheiratet. Zur Eisernen Hochzeit gratulieren auch Pfarrer Hubert Bartel und Bürgermeister Karlheinz Budnik. Bild: fz
Seit 65 Jahren sind Max und Agnes Michl verheiratet. Zur Eisernen Hochzeit gratulieren auch Pfarrer Hubert Bartel und Bürgermeister Karlheinz Budnik.

Eiserne Hochzeit, das sind sage und schreibe 65 Jahre. Erreichen nicht viele. Maximilian und Agnes Michl wurde dieses Glück zuteil. Es war bewegend, wie Agnes Michl ihr Leben schilderte. Pfarrer Hubert Bartel war überzeugt, dass deren Gottvertrauen viel beigetragen hat. Bürgermeister Karlheinz Budnik freute sich, mit den beiden eine solch Eiserne Verbindung feiern zu können.

Max Michl wuchs vor 80 Jahren in relativ geordneten Bahnen auf. Wenn seine Frau Agnes erzählt, tritt er in den Hintergrund. Ihre Vorfahren waren aus dem Elsass in die Ukraine übergesiedelt. Sie wohnte mit ihren Eltern in einem Vorort von Odessa und war sechs Jahre, als sich die Deutschen zurückzogen und die Russen kamen. 38 Personen waren sie, die 1944 die Flucht ergreifen mussten. Eine Tante hatte es nicht geschafft, mitzukommen, sie wurde nach Sibirien gebracht. "Nie mehr was davon gehört", bedauerte Agnes Michl. Ein Jahr dauerte der Irrweg. "Wir haben nahe Dresden die große Bombennacht erlebt, als der Himmel rot war", erinnerte sie sich. Das beschauliche Malgersdorf in Niederbayern war nach einem Jahr das Ziel.

1957 suchte die Porzellanindustrie Arbeiter, und Agnes machte sich mit der Familie, der Vater war jetzt mittlerweile auch dazugestoßen, auf den Weg in ihre neue Heimat. Ein Jahr später lernte sie ihren späteren Ehemann kennen, der in dort Porzellanmaler war. 1959 heirateten die beiden. Sie wohnten bei ihren Eltern, 1980 bauten sie dann ein Haus an der Hans-Böckler-Straße. Max Michl war mittlerweile zu verschiedenen Firmen in den Ausdienst gewechselt und hier bis zur Rente tätig.

Drei Töchter komplettierten die Familie. Jede Töchter hat drei Kinder, also neun Enkel, und daraus acht Urenkel, die die große Freunde des Jubelpaars sind. Eine große Freude hat Max Michl ins Rentenalter übernommen. Er malt im eigenen Atelier, und im ganzen Haus kann man seine Bilder bestaunen. "Ich könnte ein Buch schreiben", resümierte Agnes Michl. "Ich habe Verständnis für die Menschen, die flüchten und es am eigenen Leib gespürt. Wer läuft nicht weg, wenn hinter ihm geschossen wird?"

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.