Windischeschenbach
27.12.2020 - 13:37 Uhr

Besondere stille Zeiten im Haus Johannisthal

von fsb
Direktor Manfred Strigl an einem seiner Lieblingsorte: in der Hauskapelle beim Johannisthaler Engel der Künstlerin Andrea Zrenner Bild: fsb
Direktor Manfred Strigl an einem seiner Lieblingsorte: in der Hauskapelle beim Johannisthaler Engel der Künstlerin Andrea Zrenner

Das Haus Johannisthal mitten im Naturschutzgebiet Waldnaabtal bietet eigentlich Tage der Stille an, um innezuhalten, zu meditieren, zu entschleunigen, Ruhe zu finden und auszuspannen. Die Corona-Pandemie hat dieses Jahr und insbesondere auch die Tage zu und um Weihnachten entscheidend verändert. Ungewollt ist hier diese Zeit eine besonders stille Angelegenheit geworden. Im Gespräch mit Direktor Manfred Strigl wurden die gewaltigen Umstellungen, aber auch die Chancen verdeutlicht.

2020 wäre von den Buchungen für die Kurse her ein Rekordjahr geworden, was sich schon im Januar abgezeichnet hatte. Über Weihnachten konnte man mit etwa 40 Gästen und mehr rechnen. Zum letztjährigen Silvester waren 75 Personen anwesend. Nun musste eine große Anzahl von Veranstaltungen auf nächstes Jahr verschoben werden. Sobald es von der Regierung her erlaubt ist, soll es mit Volldampf weitergehen, denn viele Menschen wollen kommen. Sie brauchen etwas für die Seele, die nicht zu kurz kommen darf. Das ist die Maxime. Doch noch ist es nicht so weit. Sie müssen noch wegbleiben. Es sind oft solche mit Verlusterfahrungen, sei es durch Trennung, durch Tod des Partners oder andere traumatische Ereignisse. Mit ihnen ist Strigl seit Tagen und über die Festtage durch Telefon- und Briefseelsorge in Kontakt, vor allem mit jenen, deren Situation und Einsamkeit er kennt. "Nikolaus-Urlauber" aus ganz Bayern, die seit Jahrzehnten kommen, bekamen ein "geistliches" Päckchen. Und auch über die Feiertage ist das Telefon zum Direktor durchgestellt.

Gottesdienste finden unter Einhaltung der Corona-Regeln in der Kirche oder bei Bedarf auf dem Dorfplatz statt: Messen am 29. Dezember um 16.30 Uhr sowie am 2. und 3. Januar um 17 Uhr, an Silvester um 17 Uhr die Jahresabschlussmesse mit Band und an Neujahr um 10 Uhr die Festmesse mit Orgel. Personalmäßig ist das Haus über die Tage besetzt. Die Leute haben zwar Kurzarbeit, doch sie werden vom Arbeitgeber in Regensburg gut gehalten. Sie wechseln sich bei den nötigen Diensten ab. Es gibt einen gut ausgetüpfelten Plan, wer wann und wie da ist, und immer ist etwas zu tun: Arbeiten in der Küche etwa, Telefongespräche, das Mesnern und Ordnungsdienste oder das Spülen der Wasserhähne in allen Zimmern jeden zweiten Tag, um Legionellen vorzubeugen. Strigl fühlt sich gut versorgt, "da ich auch noch eine Mutter und eine Schwester mit Familie habe", erklärt er

Es komme bei Weihnachten nicht auf den Gansbraten oder den Schmuck an. Vieles könne wegfallen, was eigentlich gar nicht dazugehört. Das Fest sei für ihn etwas Innerliches, etwas Ruhiges, und er möchte eine Anlaufstelle, ein Ohr für andere sein. Da bei entsprechendem Wetter Johannisthal ein Ort zur Naherholung für viele Spaziergänger mit Kindern oder dem Hund ist, sei er vor und in der Hauskapelle präsent: zu einem Small-Talk auf Abstand oder zu dem einen oder anderen Gespräch, in dem manche Sorge angesprochen wird und es die Chance für ein aufmunterndes, tröstendes Wort gibt. In der Kapelle spielt er mit seiner Drehorgel, lockt manche, hierher zu kommen, die Musik anzuhören und mit ihm in Kommunikation zu treten, alles mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen. Mit dem Meditationsraum stehe ein genügend großer Raum zur Verfügung, um sich "Zeit-Bons" zu holen. Gerade durch Corona biete sich heuer die Möglichkeit, über seine Gedanken und Gefühle und über sein Leben zu sprechen und wieder zum Sinn der Weihnachtstage vorzudringen.

 
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