Windischeschenbach
29.10.2024 - 09:56 Uhr

Demokratie für Quereinsteiger bei der Futura satirisch aufbereitet

Der Kabarettist Philipp Weber nimmt die Krise der bürgerlichen Gesellschaft samt Demokratie-Müdigkeit gehörig auf die Schippe und beschert dem Futura-Publikum in Windischeschenbach damit einen höchst amüsanten Abend.

Wenn Philipp Weber wieder einmal mit einem neuen Programm bei der Futura gastiert, ist die Hütte voll. So auch am Samstagabend, als der Odenwälder Kabarettist sein aktuelles Programm „Power to the Popel: Demokratie für Quereinsteiger“ präsentierte. Die treuen Futura-Besucher kennen den Wirbelwind unter den Kabarettisten, der ebenso brillant recherchiert, als auch wie ein sprechendes Maschinengewehr Pointe um Pointe raushaut. Er strapaziert damit zwei Stunden lang die Lachmuskeln des Publikums. Aber so witzig, blitzgescheit, so voller Esprit und Humor wie mit seinem aktuellen Programm hat man ihn wohl selten erlebt.

Weber stellt fest, dass ein Drittel der Deutschen demokratiemüde ist und nicht fähig, Probleme zu lösen. „Wir Deutsche verschlafen alle großen Fragen“, konstatiert er und empfiehlt diesen Menschen, einmal Urlaub in Saudi-Arabien zu machen. In seinem Programm bricht er eine Lanze für die Lehrer: „Ein Volk verdummt, wenn es seine Lehrer nicht ehrt“. Die jüngste Pisa-Studie habe ergeben, dass zwei Drittel der Schüler nicht multiplizieren und dividieren können. Die Meinung vieler Eltern: „Scheiß auf Latein, Hauptsache sie können Mathe“.

Politische Seitenhiebe

Aus verschiedenen Blickwinkeln seziert er den Begriff „Volk“, in dem auf der einen Seite der kleine Popel (laut Duden ein unscheinbares Menschlein) – der Pöbel – und auf der anderen Seite die Elite, die Börsianer gegenüberstehen. Er schafft sich daher ein Ameisenvolk an. Ameisen seien wie der Mensch gemäß Platon politische Wesen. Von ihnen habe er gelernt, dass es trotz eines winzigen Hirns auf ihren Straßen keine Staus und Unfälle gibt und die Richtgeschwindigkeit eingehalten wird. „Wie viel Hirn muss da die FDP haben, die nicht einmal ein Tempolimit schafft“, gönnt er sich einen politischen Seitenhieb.

Voller Hinter- und Tiefsinnigkeit deckt der Amorbacher, dessen Ernährung als echter Odenwälder nach dem letzten Schluck Muttermilch auf Presssack umgestellt wurde, Verschwörungstheorien während Corona auf, lässt den Dorf-Nazi - den „braunen Hans“ - ins Männerheim nach Wien verfrachten und stellt fest, dass jede Staatsform ohne Vernunft Mist ist und der Massenmensch infantil und leicht beeinflussbar ist. Am Ende hinterlässt er seinem Ameisenvolk fünf Witze als Vermächtnis und das Gebot: „Es gibt ein Leben nach dem Tod, aber ihr seid nicht mehr dabei“.

Hintergrund:

Nächste Veranstaltungen der Kleinkunstbühne Futura

  • 8. November, 20 Uhr: Severin Groebner mit dem Programm "ÜberHaltung"
  • 23. November, 20 Uhr: Sven Kemmler mit dem Programm "Dicke Schinken"
 
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