Fast täglich schnürt Karl Schieder (66) seine Wanderstiefel. "Immer wenn ich Zeit habe", sagt er schmunzelnd. Das Galgenkatherl ist für den ehemaligen Wanderwart des Oberpfälzer Waldvereins ein ganz besonderer Platz, denn eine Sage rankt sich um die einstige Richtstätte (1519 bis 1803), die hoch oben über der Stadt liegt. Die Geschichte erzählt vom Schönandlkatherl, einem jungen Mädchen, und von ihrem unehelichen Sohn. Als ihr Haus einst brannte und das Kind in den Flammen starb, ließ der Richter das Katherl verhören und erpresste ihr unter Folter das Geständnis, dass sie das Haus selber angezündet hatte, um ihren Sohn zu beseitigen. Das Urteil fiel, die junge Frau wurde erhängt. "Ihr Grab soll sich irgendwo unterhalb der Felsen befinden", weiß Schieder. Obwohl dem Ort eine traurige Vergangenheit anhaftet, lohnt sich ein Abstecher zum Galgenkatherl allemal.
Bereits 1992 hatte der OWV dort ein Kreuz errichtet, das Unbekannte im Juni 1995 abgesägt hatten. Ein Jahr später stellte der Waldverein erneut ein Kreuz auf. "Diesmal aber mit Metallverstrebungen, so dass man den Balken nicht mehr so leicht beschädigen kann", erinnert sich Schieder. Auch eine Bank lädt zum Verweilen ein.
Trotz der vielen Bäume rund um den Platz bietet sich immer noch eine gute Sicht auf die Stadt. Vom Parkplatz an der Staatsstraße zwischen Windischenbach und Neuhaus erreicht der Wanderer in wenigen Minuten das Galgenkatherl. Wem das nicht reicht, der kann die Wanderung bereits am Stadtplatz starten. Über den Pfaffensteig und unter der Unterführung durch erreicht man schnell den Wanderparkplatz. Hier steht auch die Galgenkatherl-Skulptur des Weidener Bildhauser Günter Mauermann.
Das Bankerl am Ritzerberg
Seit 2015 lebt Harald Krapf (66) mit seiner Frau in Windischeschenbach. Der gebürtige Hesse wohnte lange in München und wollte sich im Ruhestand wieder in einer ländlichen Gegend niederlassen. Seit einiger Zeit kümmert er sich beim OWV um den Internetauftritt und die Pressearbeit. "Ich liebe es in die Weite zu schauen", sagt er. Einer seiner Lieblingsplätze ist deshalb die Bank auf dem Ritzerberg. Von dort aus schweift der Blick nach Osten und bleibt an Pfaffenreuth hängen, links davon liegt Dietersdorf. "Bei schönem Wetter sieht man auch den Fernsehturm", erzählt er.
Die Oberpfälzer Hügellandschaft hat es ihm besonders angetan. "Ich gehe auch gerne ans Meer und in die Alpen, aber zu enge Täler erdrücken mich. Deshalb ist es hier viel freundlicher", macht er der nördlichen Oberpfalz ein Kompliment. "Ich bin in Windischeschenbach angekommen", gibt er zu.
Um auf den Ritzerberg zu kommen, wählt er die Route, die vom Freibad in südliche Richtung führt, kreuzt dann die Staatsstraße nach Weiden und geht auf dem Weg Nummer fünf (Rundkurs Scherreuth - Ritzerberg) hinauf zur der Bank, neben der auch ein Martler steht. "Der Platz ist bequem zu erreichen, manchmal nehme ich auch etwas zum Lesen mit."
360-Grad-Panorama bei Berg
Seit 2012 machen sich die Altneuhauser Wanderfreunde jeden Montag auf den Weg, um die Landschaft rund um Windischeschenbach zu erkunden. 10 bis 15 Kilometer nehmen sich die Wanderer jedes Mal vor, danach geht's zur Brotzeit in eine Zoiglstube. Die Gruppe, die sämtliche Routen rund um die Stadt in und auswendig kennt, ist sich einig: Den schönsten Ausblick gibt's bei Berg. "Hier bietet sich eine wunderbare Sicht in alle Richtungen, ein 360-Grad-Panorama", schwärmt Wolfgang Henrichen.
Gestartet sind die Wanderfreunde bei der Nepomuk-Säule an der Waldnaabbrücke. Von dort marschierten sie durch die Stadt Richtung Erbendorfer Straße, überquerten dann die Staatsstraße und wanderten hinauf nach Berg. Auf dem höchsten Punkt (etwa ein Kilometger ab Staatstraße) befindet sich die Stiftlandsäule und eine Bank. Wer hier eine kurze Rast macht, hat sowohl in den Steinwald als auch auf Windischenbach, Neuhaus und weiter Richtung Flossenbürg und Letzau eine herrliche Aussicht.
Routen zum Nachlesen
Für die Neuhauser Wanderer geht es weiter nach Oberbaumühle, wo der Blick am Steinbruch hängen bleibt. Über die Schweinmühle und Pleisdorf führt die Route zurück zum Uferparkplatz, zur Waldfriedenhütte und über Johannisthal nach Neuhaus zum Zoigl. Die Weg gibt's auch zum Nachlesen auf der Homepage (altneuhauser-wander freunde.de), auf der die Wanderfreunde jede Menge Anregungen anbieten .
"Das ist unser Rundgang Nummer 19", informiert Henrichen. "Mit 12,2 Kilometern, 329 Höhenmetern 2.40 Stunden ."
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.