Windischeschenbach
19.09.2023 - 08:28 Uhr

Futura startet mit wenigen Besuchern in die neue Saison

Der Start in die Herbst-/Wintersaison der Kleinkunstbühne Futura87 mit dem Kabarettisten Jens Neutag hätte mehr Besucher verdient gehabt. Die Vorstellung kann man aber trotzdem als sehr gelungen bezeichnen.

Der Kabarettist Jens Neutag überzeugte mit seinem Programm "Allein - ein Gruppenerlebnis" zum Start in die neue Saison der Kleinkunstbühne Futura87. Bild: prh
Der Kabarettist Jens Neutag überzeugte mit seinem Programm "Allein - ein Gruppenerlebnis" zum Start in die neue Saison der Kleinkunstbühne Futura87.

"Die, die gekommen sind, tragen nicht die Schuld für die, die weggeblieben sind", zitierte der Kabarettist seinen verstorbenen Kollegen Kabarettlegende Dieter Hildebrand zu Beginn seines Programms "Allein – ein Gruppenerlebnis". Die Kleinkunst tue sich seit der Coronapandemie schwer, stellte er fest. Davon kann auch Florian Ascherl, der Künstlerische Leiter der Futura-Kleinkunstbühne, ein Lied singen. Er hätte sich zum Saisonstart mehr als die überschaubare Zahl an Zuschauern gewünscht. Diese kamen trotzdem voll auf ihre Kosten, denn das gesellschaftskritische Programm Neutags überzeugte, was der Beifall am Ende bewies.

Der Kabarettist griff sowohl aktuelle politische Themen aus der "nicht begeisterungswürdigen Arbeit von zwei Jahren Ampel-Koalition", als auch gesellschaftspolitische Alltags-Themen auf. Im Mittelpunkt seines Programms stand ein gewonnener Survival-Trip durch die Rhön, einer Gegend, in der sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, wenn sie nicht schon ausgestorben wären.

Er machte sich mit drei Zeitgenossen auf zu dem Trip durch die unendlichen Wälder zwischen den alten und neuen Bundesländern. Die Leitung hatte Afghanistan-Veteranen Uwe. Seine gespaltene Persönlichkeit zwischen faschistoidem Gehabe und traumatisiertem Kriegsheimkehrer führte den Kabarettisten zielsicher zur kritischen Bewertung der weltweit tobenden Kriege. Sein zweiter Begleiter war Krankenpfleger Klaus, der sein Herz wegen seiner Entlohnung ausschüttete. Was habe man davon, von den Balkonen beklatscht zu werden und bei Tarifverhandlungen an der unteren Grenze der Lohnspirale zu landen? Der Dritte im Bunde war schließlich Bertram, der politische Berater von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, den der Kabarettist hervorragend parodierte. Er verriet, dass Lauterbach nur die vielen Talkshows heimsuche, weil er dort seit Jahren seine verlorene Fliege suche.

Jens Neutag präsentierte sich als ausdrucksstarker Kabarettist mit einem Programm voll hervorragender politischer Satire, das zum Denken und Lachen auf hohem Niveau anregte.

 
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