Windischeschenbach
05.09.2022 - 13:50 Uhr

Geo-Zentrum an der KTB nutzt Coronazeit für Labor-Umbau

Wie viele andere Einrichtungen, hatte das Geo-Zentrum an der Kontinentalen Tiefbohrung (KTB) in Windischeschenbach mit den Lockdowns zu kämpfen. Doch die Krise machte kreativ – und bringt nun sogar mehr Angebot und energetische Vorteile.

Über 9000 Meter in die Erde reicht das tiefste Loch, das jemals an der Kontinentalen Tiefbohrung (KTB) in Windischeschenbach gebohrt wurde. Ganz so tief liegt das Schüler-Labor in der staatlich anerkannten Umweltstation nicht. Nur ein paar wenige Treppen führen nach unten in die beiden ganz besonderen Klassenzimmer im Souterrain. Hier lernen Schüler verschiedener Jahrgangsstufen und Schulformen aus Bayern, Deutschland und sogar aus Tschechien etwas über geowissenschaftliche Themen wie Vulkane, Erdbeben oder Klimawandel.

"Normalerweise haben wir rund 200 Schülergruppen pro Jahr hier", erklärt Dr. Frank Holzförster, wissenschaftlicher Leiter der Umweltstation an der KTB. Wegen der Pandemie sank diese Zahl im Jahr 2020 auf magere 30 Gruppen. Fast zwei Jahre war Stillstand. Christina von Seckendorff von der Stiftung Geo-Zentrum blickt zurück: "Da bekam ein Lehrer Corona, dort ein Schüler. Das war wirklich sehr häufig so." Viele mussten ihre Ausflüge dann kurzfristig absagen. Mit den Schülern brach damit eine Einnahmequelle für das Zentrum weg.

Und noch ein anderes Problem stand plötzlich im Raum: die Belüftung. Obwohl so ein Klassenzimmer unter der Erde einem Ort mit Tiefbohrungs-Geschichte wohl gerecht wird, ließen die Fenster, die nur in schmalen Lichtschächten nach oben führten, kaum Frischluft-Zufuhr zu. Coronakonform war das nicht. Um gleichzeitig auch die ruhigere Zeit der Pandemie sinnvoll zu nutzen, wurde ein Umbau angepackt. Die Böschung vor den Klassenzimmerfenstern wurde abgegraben, ein zusätzliches Fenster eingebaut. Das verbessert nun nicht nur die Lernatmosphäre und die Belüftungssituation - sondern auch noch die Energiebilanz. Holzförster erklärt: "Zuvor musste der Raum wirklich ganzjährig beheizt und beleuchtet werden. Auch im Sommer war es hier unten kühl." Nun heize im Sommer quasi auch das einfallende Sonnenlicht den südseitigen Raum auf. Angesichts der aktuellen energetischen Lage ein Pluspunkt.

Energietechnische Vorteile

Landtagsabgeordneter Stephan Oetzinger ist auch Vorsitzender des Träger- und Fördervereins, der die Umweltstation betreibt. Er macht deutlich: "Uns war es wichtig die Coronazeit zu nutzen, unsere Immobilien weiterzuentwickeln und uns Gedanken zu machen, wie wir uns als Umweltbildungsstation orientieren, was Energieversorgung angeht." So wurde in der Vergangenheit beispielsweise schon die Heizung umgestellt - weg vom Gas hin zur Luft-Wärme-Pumpe mit Photovoltaikspeisung. "Da überlegen wir auch, ob wir unsere Dachflächen noch mehr nutzen können." Effizienz bedeute aber auch, die Räumlichkeiten gut zu nutzen. So werde auch immer wieder das Angebot überdacht. Um gleichzeitig zwei Klassen durchführen zu können, wurde - auch während der Coronazeit - zum Beispiel eine Rohstoff-Ausstellung eröffnet, die dann auch räumlich gegenseitige Begegnungen entzerrt.

Fast wieder auf Normalniveau

Auch hätten, so erklärt Holzförster, durch die Pandemie "neue Geschäftsmodelle erschlossen" werden können: Familiennachmittage oder Kindergeburtstage würden nach wie vor hoch im Kurs stehen. Mittlerweile sei die Auslastung fast wieder auf Normalniveau zurückgekehrt.

Der Umbau des Schüler-Labors während der besuchsfreien Zeit wurde für Stiftungsvorsitzende von Seckendorff quasi "als Synergieeffekt genutzt, um wenigstens etwas Positives aus der Zeit zu machen". Unter normalen Umständen hätte schließlich für die Zeit des Umbaus einigen Schulklassen abgesagt werden müssen. Insgesamt kostete die Maßnahme, die im Juni beendet wurde, rund 23 000 Euro. Zwei Drittel davon wurden über Spenden finanziert, ein Drittel zahlte die Stiftung. Spender waren unter anderem die Beamtenbank Bayern, die Vereinigten Sparkassen Eschenbach, Neustadt, Vohenstrauß und der Landkreis Neustadt/WN.

Hintergrund:

Die KTB in Windischeschenbach

  • Was? Kontinentale Tiefbohrung (KTB); Geowissenschaftliches Großforschungsprojekt der Bundesrepublik Deutschland
  • Wann? Zwischen 1987 und 1995
  • Ziel? Erforschung der Erdkruste; Entwicklung und Erprobung spezieller Bohr- und Überwachungstechnik
  • Tiefe? Hauptbohrung am 12. Oktober 1994 beendet in einer Tiefe von 9101 Metern
  • Ergebnisse? Unter anderem: Erkenntnis, dass Gestein bis in große Tiefen Klüfte aufweist und Tiefenwässer mobiler als vermutet sind (wichtig bei Tieflagern für radioaktive Abfälle), nicht vermuteter tiefliegender magnetisierter Bereich erbohrt, Fortschritte bei Bohrlochmessverfahren und anderen Methoden
 
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