Windischeschenbach
26.05.2019 - 13:37 Uhr

Geschichte des Tiefbohrprogramms

Es war wie ein kleines Mondlandeprogramm. Forscher wollten in Windischeschenbach in unbekannte Tiefen vordringen. Eine Ausstellung berichtet nun vom Weg zum KTB.

von FSB
Vor den Textfahnen und der Medienstation freuen sich (von links) Andreas Peterek, Josef Pflaum, Claus Chur, Christina von Seckendorff, Stephan Oetzinger, Georg Stahl, Gert Wölfl, Frank Holzförster, Ines Sänger, Karlheinz Budnik und Florian Heidelbach Bild: fsb
Vor den Textfahnen und der Medienstation freuen sich (von links) Andreas Peterek, Josef Pflaum, Claus Chur, Christina von Seckendorff, Stephan Oetzinger, Georg Stahl, Gert Wölfl, Frank Holzförster, Ines Sänger, Karlheinz Budnik und Florian Heidelbach

Einen „Leuchtturm“, noch dazu ziemlich genau im Zentrum des Geoparks Bayern-Böhmen, nannte Frank Holzförster, wissenschaftlicher Leiter der Umweltstation Geo-Zentrum, das Kontinentale Tiefbohrprojekt KTB. Dessen Geschichte – von den ersten Überlegungen 1958 bis zur Vollendung der Abschlussexperimente 1996 – wurde nun auf Textfahnen als Erweiterung der bestehenden Dauerausstellung aufbereitet.

Zur Eröffnung hieß Holzförster im Dieter-Betz-Saal die „Väter der Ausstellung“, den Stiftungsvorstand Gert Wölfl und den bisherigen Vorsitzenden des Träger- und Fördervereins Georg Stahl, willkommen, die mit Unterstützung des Freistaats und der örtlichen Wirtschaft das Geo-Zentrum finanziell auf die Beine gestellt hatten.

Auch für den Unterricht

Die neue Ausstellung, so Holzförster, sei für alle Besucher, für Schulen und für Geologen- oder Lehrerworkshops konzipiert. Mit vielen Beteiligten gelang es, auf 15 Textfahnen ein gewaltiges und umfangreiches Projekt in knappen Worten verständlich und dennoch vollständig darzustellen. Die Texte werden durch bunte Fotos und Abbildungen, grafische Darstellungen, Schaubilder, Tabellen und Zeitungsausschnitte aufgelockert und ergänzt. Behandelt werden die Themen Globale Geoforschung und Theorien im Wandel. Sodann geht es auch um den Auswahlprozess des KTB, die Voruntersuchungen und die Standortentscheidung, Vor- und Hauptbohrung und deren Ergebnisse.

Wölfl und Stahl enthüllten dann einen schwarzen Monolithen an der Wand, hinter dem sich eine Medienstation verbirgt. Auf Knopfdruck ertönen in Drei-Minuten-Spots die Originaltöne von Hauptakteuren der KTB: Bundesminister Heinz Riesenhuber, Diplomingenieur Claus Chur und Professor Rolf Emmermann.

Rückbau abgeblasen

Nach dem Jahr 2000 war der endgültige Rückbau des Bohrgeländes vorgesehen. Doch von Beginn an hatte das KTB reges Interesse der Öffentlichkeit gefunden. 1992 wurde eine Forschungs- und Informationsstelle (FIS) errichtet. Man suchte eine Nachfolgelösung, die den Rückbau der Gebäude und des Bohrturms vermeiden sollte. Ende 1995 wurde das Grundstück verkauft, die gesamte Anlage konnte aber durch eine Initiative des Landkreises und der Stadt in das Geo-Zentrum an der KTB umgewandelt werden. Dieses wird seit 2010 durch einen Verein und eine Stiftung als geowissenschaftlich ausgerichtete Umweltstation betrieben und wurde mit dem Qualitätssiegel Umweltbildung ausgezeichnet. Die Voraussetzungen für eine positive Weiterentwicklung sind auch hinsichtlich nachhaltiger Bildung gegeben. Im nächsten Jahr ist eine große Rohstoff-Ausstellung geplant.

Info:

Die Entwicklung des Tiefbohrprogramms

Das „Internationale Geophysikalische Jahr“ 1957/58 hatte 60 000 Wissenschaftler mobilisiert, welche die Struktur des Erdinneren und den Aufbau des Meeresbodens ebenso wie die äußeren Hüllen der Erde erkundeten. Geowissenschaftler lieferten dabei die entscheidenden Beweise für die Plattentektonik.

Einzige Möglichkeit, die neuen Modellvorstellungen zu überprüfen, bot eine übertiefe Forschungsbohrung. Daher diskutierten deutsche Wissenschaftler ein „KTB“-Projekt und leiteten 1980 ihren Entwurf dem Bundesministerium für Forschung und Technologie zu. Von mehreren geeignet erscheinenden Regionen fiel 1986 nach umfangreichen geophysikalischen und geologischen Voruntersuchungen das Votum für den Oberpfälzer Wald.

Vom 18. September 1987 bis 4. April 1989 erfolgten Vorbohrungen bis 4000 Meter Tiefe zur Erprobung von Bohrwerkzeugen sowie Messgeräten und -verfahren und zur Verbesserung der Temperaturvorhersagen. Die Hauptbohrung vom 6. Oktober 1990 bis 12. Oktober 1994 drang bis 9101 Meter vor. In diesem Zeitraum waren etwa 100 Menschen mit dem Projekt beschäftigt. Schon während der Abschlussexperimente begann 1995 die Demontage der Bohranlagen.

Frank Holzförster begrüßt die Gäste zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung „KTB Geschichte“. Bild: fsb
Frank Holzförster begrüßt die Gäste zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung „KTB Geschichte“.
Frank Holzförster erläutert die Geschichte des KTB anhand der Textfahnen. Bild: fsb
Frank Holzförster erläutert die Geschichte des KTB anhand der Textfahnen.
 
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