Das Geo-Zentrum war eine Woche lang Arbeitsmittelpunkt von mehr als 40 überwiegend jungen Geowissenschaftlern aus der ganzen Welt, die in naher Zukunft mit Bohrungen befasst sein werden. "Bohrungen ganz unterschiedlicher Art", wie der Leiter des Workshops, Dr. Thomas Wiersberg vom Deutschen Geo-Forschungs-Zentrum (GFZ) am Helmholtz-Zentrum Potsdam erläutert.
Geowissenschaftler sind keine Bohr-Ingenieure, und sie haben während ihrer Ausbildung auch normalerweise nichts mit den Details einer Bohrung zu tun. "Leider", wie Wiersberg meint. Aus dem Grund veranstaltet das Internationale und kontinentale Bohrprogramm (ICDP) an den KTB-Anlagen und dem angeschlossenen Geo-Zentrum regelmäßig Workshops, die ein Verständnis dafür vermitteln sollen, wie das Bohren funktioniert. Die KTB-Anlage sei nach wie vor ein hervorragendes Beispiel und immer noch sehr spannend, auch wenn hier seit Jahrzehnten nicht mehr gebohrt werde. Die Geowissenschaftler bekämen durch diese Workshops ein Verständnis dafür, worauf bei ihren eigenen Bohr-Projekten zu achten sei.
Wiersberg bezeichnet die KTB als Initialzündung; das vom damaligen Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber massiv geförderte Projekt sei nach wie vor weltweit eine Messlatte. Der Wissenschaftler, der überall in der Welt schon Bohrungen besucht hat, erzählt von einem Projekt in China, bei dem er wiederholt gefragt wurde, ob man auch ja alles genauso mache wie beim KTB. Die Anlagen bei Windischeschenbach seien denn auch alles andere als nur ein Museum; hier werde nach wie vor geforscht.
Über die Wissensvermittlung hinaus dienen Workshops dieser Art Wiersbergs zufolge auch der Vernetzung der Wissenschaftler, von denen der eine an einer See-Bohrung auf 4000 Metern Höhe zwischen der Mandschurei und Tibet arbeite, der andere an einer Bohrung in einer südafrikanischen Goldmine. Und so ein Vernetzen funktioniert natürlich nirgendwo besser als nach der Arbeit bei einem gemeinsamen Essen.
Dafür war das Neuhauser Hotel „Zum Waldnaabtal“ zuständig, das sich mit der Herausforderung konfrontiert sah, die Menüfolge abzustellen auf die Essgewohnheiten von Chinesen und Franzosen, Kolumbianern und Schweizern, Indern und Italienern, Afrikanern und Neuseeländern, US-Amerikanern und Engländern, Moslems und Christen, Asiaten und Europäern. Da bevorzugte der Inder einen speziellen Käse, die Asiaten brauchten für ihre Tees Ingwer. Die Teilnehmer waren laut Wiersberg von den Leistungen der Hotelküche begeistert. Aber Wissenschaftler sind natürlich per se neugierig und so ließen sich viele unvoreingenommen auf die Oberpfälzer Küche ein und wurden schnell zu Fans von Gänsebraten und Kartoffelsuppe.
Noch eine Spur leichter wurde die Vernetzung nach dem Essen auf dem Neuhauser Zoigl-Highway. In den fünf Zoiglstuben rund um den Marktplatz saß Professor Huang Fuqiong von der Uni Bejing neben der Finnin Elisa Piispi, die derzeit in Ecuador an einem Geophysischen Programm arbeitet. Omri Khalifa aus Israel fachsimpelte mit Githiri John Gitonga oder mit Paula Echeverria Galindo aus Guatemala. Nomqhele Zamaswazi Nkosi und Inuunsie Kunjawa, zwei Doktorandinnen aus Johannesburg, waren für spontane Lacher zuständig. Bei all dem wurde weder über politische Standpunkte noch über ethnische Unterschiede diskutiert, derlei spielte nicht die geringste Rolle, wie ein Beobachter erzählt. Auffällig auch: Unter den jungen Wissenschaftlern waren viele Frauen aus Ländern, in denen es noch nicht selbstverständlich ist, dass Frauen wissenschaftlich arbeiten.











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