Windischeschenbach
09.11.2025 - 16:10 Uhr

Nils Heinrich sinniert auf der Futura-Bühne über Social Media, Männer und Naturjoghurt

Nach gut drei Jahren steht Nils Heinrich wieder auf der Futura-Bühne. In seinem aktuellen Programm „Junger Gebrauchter“ bleibt er seinem Erfolgsrezept treu: Die Mischung aus klugen Pointen, viel Ironie und tollen Liedern überzeugt.

Nils Heinrich hat viel zu sagen – zum Beispiel über seine Jugend, in der er sich trotz seiner 54 Jahre immer noch befindet. „Ich höre doch auch aktuelle Musik wie U2 und Bon Jovi“, betont er. Außerdem sei er so modern, dass er alle Cookies im Internet akzeptiere, die ihm angeboten werden. Schließlich habe er auch ein Lied für sein Social-Media-Team geschrieben, das es nicht gibt. Seine ganze jugendliche Dynamik könne er auch auf Websites entfalten, wenn es darum gehe, das Geburtsjahr anzugeben – da müsse er schon intensive Scroll-Fähigkeiten anwenden. Er habe aber feststellen müssen: „Wenn du zwei Minuten lang nichts Neues im Internet postest, kommen schon die ersten besorgten Nachfragen, ob man nicht mehr lebt.“ Da sei es dann egal, dass das nur die einzige „Lücke“ ist, wenn man gerade eine urologische Untersuchung über sich ergehen lässt.

Gute Stimmung

Zwei Stunden lang sinniert Heinrich über gesellschaftliche und zwischenmenschliche Themen, immer mit Situationskomik und kraftvollen Geschichten. Er widerspricht der weit verbreiteten Meinung, dass Männer in einer langen Ehe weniger reden als zu Beginn der Beziehung: „Männer reden noch genauso viel, aber eher in Gedanken. Sie wissen, dass sie statistisch gesehen vor ihrer Frau sterben werden und wollen bis dahin keinen Stress haben.“ Frauen seien oft eine Art Korrektiv. Oder – wie es ein Freund von Heinrich zusammenfasst – ihre Rolle wandle sich im Laufe der Zeit „vom Überwachen zum Kontrollieren“.

Für äußerst gute Stimmung bei den Besuchern sorgt auch eine längere Geschichte von Heinrich. Darin soll ein junger Mensch einem Patienten, der nach 25 Jahren aus dem Koma erwacht ist, die Veränderungen der Welt erklären – inklusive Smartphone, Streaming-Diensten, Corona, Doppel-Wumms und dem Verbleib von Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Über Joghurt und Söder

Heinrich schildert einfühlsam die Qualen eines Mannes, der vor dem Kühlregal steht, um den Auftrag seiner Ehefrau auszuführen – nämlich ein einfaches Naturjoghurt im Glas zu kaufen. Er fühlt sich dort einer Auswahl ausgesetzt, die wirklich jeden Geschmack trifft.

Nebenbei teilt Heinrich unter anderem gegen den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder („fränkischer Fressnapf“), Bundeskanzler Friedrich Merz (der aus seinen gebrochenen Wahlversprechen „Sonderwahrheiten“ macht) und den Zustand der Stadt Berlin („Wir haben 300 Busfahrer zu wenig, aber 6000 Podcaster zu viel“) aus. Einer der Höhepunkte des Abends ist seine ganz spezielle gesangliche Ode an die Insel Rügen: „Wo sich tätowierte Rentner recken und die Möwen mit ihrem Dialekt erschrecken. Tattoos sind die neuen Altersflecken, Tattoos wie Muster auf Kindertischdecken.“ Viel Applaus gibt es zum Schluss für den kurzweiligen Auftritt.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.