Politisches Kabarett: Da muss man nicht immer zwanghaft lachen oder sich ständig auf die Schenkel klopfen. Den besten Beweis dafür lieferte am Wochenende René Sydow ab. Er gastierte mit seinem aktuellen Programm "Heimsuchung" bei der "Futura".
Einerseits war das witzig und unterhaltsam, gleichzeitig aber auch eine bissige und bitterböse Gesellschaftskritik: Sydow erinnerte im Laufe des Abends sehr an Kabarett-Großmeister Georg Schramm. Die Zuhörer mussten schon konzentriert zuhören, um ihm zu folgen, wenn er Themen wie Kultur, Gesundheitspolitik, Corona oder die Qualität von Politikern beackerte. "Man könnte sagen, dass die Welt nicht wegen der Politik funktioniert, sondern trotz der Politik", so Sydow.
Kabarett auf hohem Niveau abzuliefern, sei immer schwieriger geworden. "Dafür müsste man Gegner mit Qualität haben", verwies Sydow auf Strauß, Wehner, Kohl. Heute dagegen brauche man sich nur irgendeinen auszusuchen und das Publikum würde sofort lachen – so wie es Sydow mit dem Stichwort "Philipp Amthor" gelang. "Sehen Sie? Sie lachen. Dabei ist Amthor doch höchstens ein kabarettistisches Grundnahrungsmittel."
Die Pfeile des Kabarettisten trafen Politik und Gesellschaft mit voller Wucht. Dass den Zuschauern Sydows Einlage gefallen hat, bewies der kräftige Schlussapplaus.
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