"Sie sind Sprachrohr Gottes", sagte Lioba Faust, Phonetikerin und Linguistin, zu den Lektoren der Pfarreiengemeinschaft, die gekommen waren, um mehr über Lesetechniken zu erfahren. Was tue ich, wenn ich eine Lesung übernehme? Wie wirke ich, wenn ich da vorne stehe? Was lese ich eigentlich vor? – All das seien entscheidende Fragen, die sich jeder Vorleser vorab stellen müsse. Faust betonte, dass es neben dem flüssigen Lesen vor allem wichtig sei, den Sinn des Vorgelesenen zu vermitteln. Texte enthielten immer eine Botschaft, manchmal auch ein konkretes Bild, das im Moment des Vorlesens vor den Augen der Gemeindemitglieder entstehen soll. "Daran knüpfen Sie mit ihrer Stimme an. Sie verleihen zum Beispiel Paulus ihre Stimme", betonte Faust. Oftmals sei es so, dass jemand kurz vor einem Gottesdienst gebeten werde, eine Lesung zu übernehmen. Ohne ausreichende Vorbereitungszeit könne es schwierig sein, die Botschaft eines Textes zu vermitteln. Dabei sei der Dienst des Lektors von großer Bedeutung. Vor dem zweiten Vatikanum sei es undenkbar gewesen, dass ein Laie vom Ambo aus der Bibel las. "Jetzt ist es uns als Laien aber möglich, und das ist gut so."
Faust ermutigte die Lektoren, sich vorzubereiten und sich rechtzeitig mit der Botschaft auseinanderzusetzen. Außerdem schulte sie sie darin, wie sie richtig vorlesen können, wann Pausen angebracht sind oder wie sie einen Satz richtig betonen. All das lasse sich durchaus trainieren, betonte sie.
Im praktischen Teil ließen sich die Lektoren filmen und erhielten aufgrund der Aufzeichnung eine Rückmeldung. Auch wenn es für manchen zunächst ungewohnt war, die eigene Stimme auf Band zu hören, konnten die Teilnehmer dabei allerlei lernen über richtige Betonung, angemessenes Lesetempo, Blickkontakt. Faust erteilte zahlreiche individuelle Tipps, was sich besser machen lasse. Lesen sei nicht gleich lesen und vieles müsse erst einmal geübt werden.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.