Sie ist in die Jahre gekommen und muss von Jahr zu Jahr mehr Verkehrslast auf ihren Pfeilern tragen: die große Autobahnbrücke der A93 über die Bahnlinie und die Waldnaab kurz vor der Ausfahrt Windischeschenbach. Hinzu kommen Witterungseinflüsse, die langfristig die Leistungsfähigkeit des Tragwerks schwächen. Erste Maßnahmen, die Brücke vor weiteren Schädigungen zu schützen, machen sich für die Autofahrer seit längerem vor allem auf der Fahrspur in nördlicher Richtung bemerkbar.
Dort wurde die Geschwindigkeit auf 120 km/h begrenzt. Beide Fahrspuren verlaufen auf Höhe des Brückengeländers leicht nach rechts verschwenkt. Lkw dürfen nur die rechte Spur benutzen, die linke Fahrspur ist für sie tabu. Außerdem müssen sie zum Vordermann einen Mindestabstand von 50 Metern einhalten.
Ersatzneubau in Planung
„Das sind erste Vorsichtsmaßnahmen, das Bauwerk vor einer übermäßigen Schädigung zu schützen. Wir sprechen von sogenannten Kompensationsmaßnahmen“, erklärt Maria Schraml, Leiterin Stabsstelle Kommunikation der Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Nordbayern auf Anfrage von Oberpfalz-Medien. Die letzte Hauptprüfung sei am 19. November 2021 durchgeführt worden. Zum Ergebnis der festgestellten Mängel gibt sie keine Auskunft.
Doch hinter den Kulissen wird bereits getüftelt. „Die Niederlassung Nordbayern hat mit der Zusammenstellung der Planungsgrundlagen für einen Ersatzbau begonnen.“ Die Autofahrer auf diesem Streckenabschnitt der A93 müssen sich also in naher Zukunft auf Verkehrsbehinderungen durch eine Brückenbaustelle einstellen. Auf einen Zeitpunkt, wann das so weit sein könnte, will sich die Sprecherin jedoch auf Nachfrage nicht festlegen. Nur so viel: „Die jetzigen Planungen sind ein erster Schritt. Mit der konkreten Entwurfsplanung soll voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2023 begonnen werden.“
Die 341 Meter lange A93-Brücke ist eine von rund 4000 modernisierungsbedürftigen Autobahnbrücken in Deutschland. 1296 davon befinden sich bereits „in Bearbeitung“. Insgesamt werden vom Bund 40 000 Brücken im Bundesstraßen- und Autobahnnetz unterhalten. Die Verwaltungsverantwortung liegt seit kurzem bei der Autobahn GmbH. Im internationalen Vergleich verfügt Deutschland über eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur. Allerdings bereiten der Anstieg vor allem im Güterverkehr sowie das Alter vieler älterer Brücken zunehmend Probleme.
4000 Brücken bis 2030
„Viele Brücken müssen verstärkt oder erneuert werden“, führt die Autobahn GmbH aus. Das gelte insbesondere auch für die Waldnaabbrücke. Sie besteht aus zwei Tragwerken. Das der Fahrtrichtung Hof wurde im Jahr 1979 errichtet. „Seit dieser Zeit ist vor allem der Schwerverkehr in Deutschland deutlich angestiegen, was dazu geführt hat, dass die aktuellen statischen Regelwerke höhere Lasten zur Bemessung von Bauwerken ansetzen.“ Handlungsbedarf sieht offenbar auch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr, dessen Minister Volker Wissing (FDP) im März 2022 den 1. Brückengifel anberaumte. Im Ergebnis wurde ein Paket an Maßnahmen für Brückensanierungen geschnürt. Das Tempo soll angezogen werden. Wissings Ziel ist es, 4000 Brücken bis 2030 zu sanieren oder neu zu bauen.
Brücken älterer Jahrgänge vor 1985 – zu ihnen zählt die Waldnaabtalbrücke – sind damals für deutlich geringere Verkehrslasten ausgelegt worden. Zu dieser Gruppe zählen laut Bundesanstalt für Straßenwesen über 50 Prozent der Bestandsbrücken an Bundesfernstraßen. Um 25 Prozent hat zwischen den Jahren 2011 und 2019 der Schwerlastverkehr auf der Autobahn 93 zwischen Wernberg und Pechbrunn zugenommen. Die Statistik der zuständigen Verkehrspolizeiinspektion Weiden zählte 11,6 Millionen Fahrzeuge für 2021. Tendenz steigend.
Verkehrsentwicklung auf A93
- 2019: 13,8 Millionen Fahrzeuge im Jahr
- 2020: 11,5 Millionen Fahrzeuge im Jahr (Verkehrsexperten sprechen von "Corona-Effekt"); 18 Prozent davon Schwerlastverkehr (+8 Prozent gegenüber 2019)
- 2021: 11,6 Millionen Fahrzeuge im Jahr, davon 18 Prozent Schwerlastverkehr
- Zunahme des Schwerlastverkehrs von 2011 bis 2019 um insgesamt 25 Prozent, Tendenz weiter steigend.
- (Quelle: Verkehrspolizeiinspektion Weiden)
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