Stützelvilla ein Jahr nach Baubeginn: Rohbau des Baurohtrakts in wenigen Wochen fertig

Windischeschenbach
26.09.2022 - 17:17 Uhr
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Vor knapp einem Jahr erfolgte der Startschuss für die Sanierung der Stützelvilla Windischeschenbach und den Neubau eines Bürotrakts. Die Bauarbeiten laufen nach Plan. Mitte 2024 will das Landesamt für Digitalisierung einziehen.

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit schreiten die Bauarbeiten auf dem Gelände der Stützelvilla in Windischeschenbach voran. Lediglich die beiden großen Kräne, die nun die Silhouette der Stadt prägen, fallen auf. Im Park der Villa stehen unzählige große Laubbäume und schotten das Areal vor neugierigen Blick ab.

Dabei ist das, was hinter dem Grün geschieht, kein Geheimnis. Wenn im Herbst das Laub fällt, kommt der Neubau des Bürotrakts zum Vorschein, der ab Mitte 2024 den Fachbereich "Digitale Landkarten Bayern" des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung beherbergt. "Wir sind im Zeitplan", bestätigt Baudirektorin und Architektin Elisabeth Bücherl-Beer vom Staatlichen Bauamt Amberg Sulzbach. Dieser könne nur noch durcheinander geraten, wenn eine der Baufirmen Insolvenz anmelde. Zusammen mit Klaus Koch, ebenfalls Architekt beim Staatlichen Bauamt, ist sie regelmäßig vor Ort.

Arbeiten im Winter

Auch in der Villa selbst gehen die Bauarbeiter ein und aus. Hier wird derzeit die Heizung installiert, um im Winter die Räume heizen und so weitere Arbeiten im Inneren erledigen zu können. In dem repräsentativen Gebäude sollen künftig besondere Büros sowie Besprechungsräume untergebracht werden.

Um mit dem Neubau beginnen zu können, musste zunächst der alte Bettentrakt abgerissen werden. Auch das ging relativ unbemerkt vonstatten. Auf dem Gelände ist eine Baustellenkamera installiert, die täglich neue Bilder liefert. Ein Link dazu findet sich auf der Internetseite der Stadt Windischeschenbach (www.windischeschenbach.de unter Gewerbe).

Der hinter Teil des Rohbaus lässt bereits die Höhe des Gebäudes erahnen. Da es zweistöckig bleibt, ordnet sich der langgezogene Trakt der alte Villa unter, die nach wie vor das dominierende Gebäude auf dem Areal bleibt. "Ein Stockwerk mehr hätte die Villa erschlagen", meint Architekt Klaus Koch.

Ein Bretterzaun links und rechts des Zugangs zur Stützelvilla schützt den alten Baumbestand vor dem emsigen Treiben auf der Baustelle. "Es ist uns gelungen, fast alle Bäume zu erhalten", berichtet Bücherl-Beer. Lediglich eine Baumgruppe musste dem Neubau weichen.

Der Regensburger Architekt Stefan Vogl hat beim offiziellen Startschuss zum Um- und Neubau, den vor einem Jahr Heimatminister Albert Füracker gegeben hat, nicht zu viel versprochen. Schon jetzt ist zu sehen, dass der Spagat zwischen einem neuen Zweckbau und der alterwürdigen Stützelvilla gelingen wird. Trotz der Bautätigkeit verströmt der Park der Villa noch immer Charme aus längst vergangenen Zeiten.

Diesen Charme werden ab Mitte 2024 nicht nur die Landesamt-Mitarbeiter erleben dürfen, sondern auch die Serenadenbesucher, wenn die Stadt Windischeschenbach mit ihrem musikalischen Sommerprogramm vom Pfarrgarten zurück in den Stützelpark kehrt. Die Freianlagen samt Technik und öffentlichen Toiletten sind in den Plänen bereits berücksichtigt. Das Dach des Bürotrakts wird begrünt und durch eine PV-Anlage für Strom und Warmwasser ergänzt. Der Rohbau soll Anfang November fertig sein.

Den vielen Baufirmen bescheinigt Elisabeth Bücherl-Beer sehr vorausschauendes Handeln. Sie hätten viel Material bestellt, um nicht in Verzug zu kommen. "Hier stand alles voll", meint sie. Langsam werde es weniger. "Man merkt, dass da Engagement dahinter steckt", sagt sie.

Die einzelnen Gewerke mussten EU-weit ausgeschrieben werden, so die Vorgabe. "Die meisten Firmen sind aber aus dem süd- und mitteldeutschen Raum, einige sogar aus der Region", erklärt die Baudirektorin.

Entfeuchtungsputz im Keller

Der Keller der Stützelvilla erinnert mittlerweile so gar nicht mehr an das Untergeschoß eines Gebäudes von 1887. Die Fußböden sind fertig, die Wände mit einem speziellen Entfeuchtungsputz versehen. Noch hat der Heizungsbauer hier gut zu tun, demnächst wird eine Elektrofirma ihre Arbeit aufnehmen.

Der imposante Treppenaufgang der Villa wartet hinter einem Bretterschutz auf seine Sanierung. Nach historischen Vorgaben war das Geländer einst in einem dunklen Grauton gestrichen. Aktuell ist es noch mattgrün. Im Archiv des Landesamt für Denkmalschutz gibt es eine umfangreiche Bildersammlung aus früheren Zeiten.

Daran wird sich auch die Bemalung richten. Ein Teil der Fresken, die auf dem Dachboden gelagert waren, sind bei einer Firma, ein anderer Teil ist zwischengelagert. Doch nur wenige schaffen es zurück in die Stützelvilla. Kommerzienrat Winkler Ludwig ließ 1888 alle 19 Räume seiner Villa ausmalen. Dies lässt sich aus Kostengründen nicht realisieren. Fresken bekommen nur der Eingangsbereich, Treppenhauses sowie das blaue und rote Kabinett.

Doch bis diese Arbeiten in den Vordergrund rücken, steht noch vieles andere an. So müssen etwa alle 140 Fenster der Villa überarbeitet werden. Ein Musterfenster dafür gibt es schon. Das hat übrigens die Firma gefertigt, die damals beim Umbau zum Jugendtagungshaus die Fenster eingebaut hat. "Ein Mitarbeiter konnte sich noch erinnern", erzählt die Baudirektorin. "Er war damals Lehrling."

Insgesamt lässt sich der Freistaat den Um- und Neubau 19,3 Millionen Euro kosten. Nach Abschluss aller Arbeiten soll auch die Öffentlichkeit Gelegenheit bekommen, das Ergebnis der Sanierung und den Neubau besichtigen zu können. Der Tag des offenen Denkmals würde sich dafür anbieten.

Info:

Geschichte der Villa

  • Die Stützelvilla stammt aus den Jahren 1887/88
  • Bauherr war Kommerzienrat und Unternehmer Ludwig Winkler (Klarahütte)
  • Nach einer wechselvollen Geschichte beherbergt das Gebäude während der Kriegs- und Nachkriegszeit Organisationen der NASDAP, eine Polizeischule, den Volkssturm, ein Kriegslazarett, das US-Militär und Heimatvertriebene
  • In den kommenden Jahrzehnten verwahrlost die Villa, eine Zeit lang waren hier sogar Obdachlose untergebracht
  • Von 1979 bis 1984 wird das Gebäude saniert und zum Jugendtagungshaus umgebaut
  • Der Landkreis betreibt das Jugendtagungshaus bis Ende 2015
  • Bevor 2017 der Freistaat das Gebäude für einen Euro erwirbt, sind in der Stützelvilla zeitweise Flüchtlinge untergebracht
  • Ende September 2020 bewilligt der Haushaltsausschuss des Freistaats Bayern 19,3 Millionen Euro, um aus der Villa eine Heimat für die Fachbereich Digitale Landkarten Bayern zu machen
  • Den offiziellen Startschuss dafür gibt Heimatminister Albert Füracker im Herbst 2021
 
 

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