Windischeschenbach
15.05.2018 - 18:30 Uhr

Cirta Rosbach referiert über die Auswirkungen von Cybermobbing auf Schüler: Warnsignale ernst nehmen

Cirta Rosbach, Diplom- und Medienpädagogin vom Grenzüberschreitenden Jugendmedienzentrum T 1 Oberpfalz Nord in Tannenlohe, referiert auf Einladung des KAB-Sachausschusses FamilienLeben zum Thema "Cybermobbing" im Haus Johannisthal. Da die Referentin auch in Schulen Workshops hält, konnte sie den Teilnehmern aus einem reichen Erfahrungsschatz berichten.

Diplom- und Medienpädagogin Cirta Rosbach warnt vor Cybermobbing.  
	Bild: exb
Diplom- und Medienpädagogin Cirta Rosbach warnt vor Cybermobbing. Bild: exb

"Bei Cybermobbing wird verbale Gewalt im Internet sichtbar", erklärte sie. Beschimpfungen, Beleidigungen, weiterversendete vertrauliche Bilder werden über WhatsApp, Facebook, Snapchat oder Instagram gepostet. Gerade Schulen werden zum Schauplatz von Mobbing-Attacken.

Viele wehren sich nicht

20 Prozent der Jugendlichen in Deutschland sind schon Opfer von Cybermobbing geworden. Aus Scham wehren sich Betroffene nicht und geben sich selbst die Schuld an der Situation. Aber weder Handy noch Internet sind verantwortlich für Mobbing, sondern der sorglose Umgang damit. Eltern und Lehrer fühlen sich mit dem Problem oft überfordert. Die Ursachen für Cyber-Mobbing können vielfältig sein. Mobbing-Täter suchen mit ihren Cyberattacken auf Schwächere oft die Anerkennung der Mitschüler, mobben auch nur aus Zeitvertreib oder mobben, um selber nicht gemobbt zu werden. Eine große Rolle spielen der Neid auf Mitschüler oder zerbrochene Freundschaften. Es kann auch passieren, dass Jugendliche bedrohliche Nachrichten unter unbekannter Nummer auf dem Handy erhalten. Nicht zu wissen, wer hinter der Attacke steckt, lässt bei den Opfern sofort Kopfkino anlaufen.

Eltern sollten hellhörig werden, wenn sie bei ihrem Kind Stimmungsschwankungen Schlaflosigkeit, wiederkehrenden Klagen über Kopf- oder Bauchschmerzen oder Widerwillen in die Schule zu gehen bemerken. Dann sei es für die Erzieher enorm wichtig, sich erst einmal Klarheit über die Situation zu verschaffen. Sollte das Kind dennoch Opfer von Cybermobbing sein, müsse man ihm klarmachen, dass es keine Schuld daran trägt und versuchen eine gemeinsame Strategie dagegen zu entwickeln. Hören die Angriffe nicht auf, ist es sinnvoll, dem Klassenlehrer den Vorfall zu melden und in ganz schlimmen Fällen auch die Polizei einzuschalten. Cybermobbing selbst stellt keinen Straftatbestand dar, jedoch Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung, Bedrohung, Verbreitung von Bildern und Videos im Netz. Diese Vergehen können ernsthafte Folgen für den Täter haben.

Die Medienpädagogin stellte mit dem "No Blame Approach" eine Methode vor, die in drei Schritten dazu beiträgt, Mobbing zu stoppen. Dabei geht es in erster Linie darum, dass eine Lehrperson in einem Gespräch versucht, das Vertrauen des Mobbingopfers zu gewinnen und ihm Zuversicht zu vermitteln. Einbezogen wird eine sogenannte Unterstützungsgruppe. Diese sollte aus einem Teil der Täter, aus einem Teil der Mitläufer und aus bisher unbeteiligten Schülern bestehen. Deren Aufgabe ist es, Lehrer zu unterstützen und Lösungsvorschläge anzubieten.

Einzelgespräche

Nach einem Zeitraum von ein bis zwei Wochen spricht der Pädagoge alle in dieser Gruppe mit einbezogenen Jugendlichen einzeln an, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dieser dritte Schritt sorgt für Verbindlichkeit und soll verhindern, dass die Mobbingtäter wieder ihre Handlungen gegen die Opfer aufnehmen. Die Erfolgsquote liege bei 85 Prozent, sagte Rosbach.

Die Referentin machte deutlich, dass Erziehung und Wertevermittlung im Elternhaus beginnen muss. Respekt und Toleranz vor dem Mitmenschen, Höflichkeit, Ehrlichkeit müssen vorgelebt werden.

 
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