Dass bei großen Bauprojekten die Öffentlichkeit beteiligt wird, ist für Franco Berardi und Jochen Kretschmer nichts Ungewöhnliches, ein Termin mit Schülern ist auch für sie Neuland. Die beiden Architekten von BFK Architekten und ".atelier coa freie Architekten BDA Bader Berardi Genctuerk" aus Stuttgart gehören zur Arbeitsgemeinschaft, die den Architektenwettbewerb um den Schulhausneubau gewonnen hat. Am Mittwoch waren sie auf Einladung von Rektorin Annette Spreitzer zu Gast in der Grund- und Mittelschule Windischeschenbach, um den Mädchen und Buben zu erklären, wie ihr neues Schulhaus einmal aussehen soll.
Doch bevor die Fachleute ihre Pläne präsentierten, kamen die Schüler zu Wort. Die Klassen 1 bis 10 hatten sich im Vorfeld viele Gedanken zum Thema "Meine Traumschule" gemacht und fleißig notiert, was sie in dem neuen Gebäude gerne hätten. Während die älteren Hauptschüler nicht mehr in den Genuss des Neubaus kommen werden, besteht bei den Grundschülern durchaus die Chance, dass sie in einigen Jahren umziehen werden. Es war im Vorfeld von einem Zeitrahmen von ungefähr sechs Jahren die Rede.
Bewegung in der Pause
Die Mutigsten durften nach vorne kommen, um ihre Wünsche zu formulieren. Bei den Jüngsten standen vor allem Verbesserungen zur Pausengestaltung auf der Liste. Klettergerüst, Schaukel und Rutsche wurden immer wieder genannt. Eine Erstklässlerin plädierte für ein Bällebad und eine andere hofft auf ein Trampolin. Auch wenn so mancher Wunsch die Erwachsenen schmunzeln ließ, lagen die Kinder gar nicht so verkehrt. Bewegung in der Pause ist wichtig. Deshalb wird auch auf die Außengestaltung großen Wert gelegt.
Den etwas Älteren waren andere Dinge wichtig: Fernseher, Cafeteria, große Klassenzimmer, Balkone, Bibliothek, eine dauerhafte Beleuchtung für den Basketballplatz, Tablets, digitale Tafeln, moderne Toiletten oder eine überdachte Buszufahrt listeten die Schüler auf. Franco Berardi nahm den Nachwuchs ernst: "Wir haben in eine ähnliche Richtung gedacht wie ihr", sagte er und zeigte den Schüler per Beamer, was sich das Architektenteam aus Stuttgart geplant hat.
Mitte mit Sitzmöbeln
Die ersten Entwürfe des neuen Gebäudes sind vielversprechend. Drei Trakte werden sich rund um eine Aula anordnen. Auch in den einzelnen Gebäudeteilen gibt es keine langen Flure, sondern eine Mitte mit Sitzmöbeln und Rückzugsmöglichkeiten, um die sich die Klassenzimmer scharen. Jeder Bereich bekommt eine eigene WC-Anlage. Dass auch der Außenbereich mit Sport- und Basketballplatz neu gestaltet wird, versteht sich von selbst.
Von der Bushaltestelle führen mehrere Treppenstufen zur Schule hinauf. Im Gebäude selbst sorgt ein Aufzug für Barrierefreiheit und von außen gibt es links neben dem Eingang eine Rampe. Da die Schule in den Hang hineingebaut wird, ist auch seitlich und hinter dem Gebäude ein ebenerdiger Zugang möglich. Die Mädchen und Buben stutzten ein bisschen, als Berardi erklärte, welche Farben zum Einsatz kommen sollen. Gegen einen hell gehaltenen Innenbereich hatte niemand etwas einzuwenden, doch die Farbe grün als Außenanstrich des Holzbaus konnte sich der Nachwuchs nicht recht vorstellen. Der Stuttgarter Architekt schmunzelte: "Die Frage der Farbe ist immer ein Thema", gab er zu. "Doch das ist ein Prozess, der sich findet."
Am Nachmittag ging der Austausch mit den Lehrern weiter. Die Ideen und neuen Erkenntnisse, die im gemeinsamen Dialog zwischen Architekten, Lehrern und Schülern entstanden sind, werden in die Planungen eingearbeitet. Bei einem nächsten Treffen mit den Lehrern und einigen Schülervertretern soll es dann in die zweite Runde des Austausches gehen.
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