Immer wieder wundern sich Wanderer und Spaziergänger auf dem Burgenweg oder Goldsteig durchs Waldnaabtal über Kunststoffkästen, die im Wasser des Frombachs und der Tirschenreuther Waldnaab dem Wasserspiegel sich anpassend, verankert sind. Aufklärung gab es nun in der Jahreshauptversammlung der Fischerfreunde Neuhaus-Windischeschenbach.
Revierleiter Matthias Gibhardt von den Bayerischen Staatsforsten Waldsassen erläuterte den Mitgliedern Sinn und Zweck dieser Kisten. Die Flussperlmuschel sei seit vielen Jahren im Waldnaabtal heimisch geworden. Allerdings habe man nun bei einem Monitoring in Zusammenarbeit mit Koordinierungsstelle für Muschelschutz in Bayern (TU München) festgestellt, dass nur Altbestände vorhanden sind. Der Nachwuchs fehlt gänzlich. "Die Aufzucht der Flussperlmuschel funktioniert nur in Symbiose mit der Bachforelle als Wirtstier", so Matthias Gibhardt. In den Kiemen der Bachforelle – und nur bei diesem Fisch – setzen sich die mikroskopisch kleinen Muschellarven fest, bis sie sich eigenständig ernähren können und dann abfallen. Dem Fisch entstehen dabei keinerlei Schäden oder Einschränkungen.
Da es im Frombach und der Tirschenreuther Waldnaab nur noch ganz vereinzeltes Bachforellenvorkommen gibt, entschloss sich die Bayerische Staatsforsten hier helfend einzugreifen. Zusammen mit der TU München, Ondrej Spisar, freiberuflicher Biologe und Muschelexperte aus Tschechien, der seit vielen Jahren schon die Muschelbestände in der Waldnaab betreut und einigen Mitgliedern der Fischerfreunde Neuhaus-Windischeschenbach, wurden sogenannte Brutkästen für Bachforellen in Frombach und Waldnaab installiert.
In diesen Kästen befinden sich befruchtete Forelleneier. Die Fische werden praktisch in dem Wasser geboren, in dem sie künftig aufwachsen werden. Ab einer gewissen Größe werden die kleinen Fische ins Fließgewässer ausgesetzt und lernen nun die eigenständige Futtersuche und mit den lauernden Gefahren im Gewässer umzugehen. Nach einem Versuch im letzten Jahr hatte man festgestellt, dass sich die Forellen prächtig entwickeln und konnte bei einem untersuchten Fisch bereits eine Anhaftung von Muschellarven (Glochidien) feststellen.
Die Fischerfreunde waren von dem Projekt begeistert und Matthias Gibhardt bot volle Unterstützung an, falls der Verein im Bereich des gepachteten Fischereigewässers, ein eigens Projekt starten würde. Auch die beiden Ranger Michaela Griener und Stefan Niclas vom Naturpark nördliche Oberpfalz, die sich der Versammlung vorstellten, sagten ihre Unterstützung zu.
Vorsitzender Andreas Pilz dankte Matthias Gibhardt für den sehr informativen Vortrag. Im Lauf der weiteren Sitzung beschloss die Versammlung, ein eigenes Bachforellenprojekt ins Auge zu fassen. Bis zur nächsten Sitzung sollten die Kosten und mögliche Förderungen geklärt werden.
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