Auf ganz besondere Weise feierte die Blaskapelle Kunschir ihr 90-jähriges Gründungsjubiläum, das 2021 Corona bedingt ausfiel. Es gab nicht nur ein Jubiläumskonzert. Mit mehreren Theaterszenen präsentierten die Musiker die ganze Historie, angefangen im Gründungsjahr 1931 bis heute.
Vorsitzender Eduard Kunschir erläutert zu Beginn kurz das Thema „Am Anfang war die Tuba“. Ohne Tuba ist eine Kapelle nicht spielfähig, alle Instrumente bauen darauf auf. Eduard Kunschir erzählt, dass sein Vater in einer Werkskapelle in Köln spielte. Er kaufte sich eine Tuba für 500 Reichsmark, brachte sie mit nach Winklarn und machte damit die Kapelle spielfähig.
Gründung im Wirtshaus
In der Bauhofhalle warten die Zuhörer gespannt, was die Kapelle zum Jubiläum "gestrickt" hat. Anfangs beschreibt der Ortsdiener die ärmliche Zeit, bevor die Akteure ihre Gründung im Wirtshaus mit Pfarrer Gerhard Schmalzl in Szene setzen. Instrumente sind mittlerweile da, aber keiner hat eine Ahnung vom Spielen. Schließlich beschließt man, sich in der Drachsler-Stubn zum Üben zu treffen. Und prompt: Mit Kirschgeist und Freibier geht das Üben leichter. Dann kommt auch schon der erste Auftritt in der Gaststube vom Broatheyter.
Doch dann ist da die Verordnung „Swing tanzen verboten“. Der Wirt muss das Schild aufhängen. Eine traurige Zeit kommt, der Zweite Weltkrieg. Auf der Leinwand erscheint das Bild der elf Gründungmitglieder. Unter unheimlichen Geräuschen, Kriegspropaganda, Sirenengeheul und Gewehrsalven verblassen und verschwinden die Bilder der drei gefallenen Musiker. Die neun überlebenden Musikanten haben 1948 bei der Glockeneinweihung ihren ersten Auftritt. Unter Glockengeläute und dem Trompetensolo „Ich bete an die Macht der Liebe“ formiert sich die Gruppe zur festlichen Begleitung. In den folgenden Jahren kommt der Aufbruch in die Neuzeit, es entwickelt sich die Danzlmusi, die bei vielen Veranstaltungen zum Tanz aufspielt. Um das zu verdeutlichen, tanzt Landrat Thomas Ebeling mit Bürgermeisterin Sonja Meier.
Der "Seppenmichlschorsch"
Auch eine Hochzeit darf nicht fehlen – mit allen musikalischen Vorbereitungen. Doch der Name des Bräutigams „Seppnmichlschorsch“ sorgt bei Charlotte, der Berliner Freundin eines Musikers, für Unverständnis. Die Schauspieler der Kapelle versetzen sich in den einzelnen Szenen professionell in die einzelnen Situationen und Zeit-Epochen. Haarschnitt und Kleidung – alles passt. Dann ein Sprung in die 1970-er Jahre. Die Jugend steigt in die Blasmusik ein, auch Mädchen. Auf größeren Festen wird gespielt.
Nun geht das Konzerttheater in den instrumentalen Teil des Abends über. Die Kapelle entwickelt sich weiter. „Smoke on the Water“ von Deep Purple: Beim Jubiläumsabend gibt Susanne Hutzler mit ihrer jetzigen Gruppe einen Einblick in die enormen Leistungen der Jugendlichen heute. Und Gendern gibt es übrigens schon seit vielen Jahren in Winklarn, wie der Altweibergesangsverein“ zeigt, der nur aus Männern besteht. In seinem Abschlussmonolog macht der neue Ortssprecher große Hoffnung für die Zukunft: „Und die Alten sagen froh und heiter, mit der Winklarner Blasmusik geht es weiter“.
Ein Jahr geplant
Dies zeigt das Medley der Gesamtkapelle – zusammengestellt von Sebastian Kunschir – mit solistischen Gesangseinlagen. Mit dem Abschlussstück „Lass die Musik an“, für das Thomas Kunschir die Noten niederschrieb, endet der Jubiläumsabend.
Regisseurin Theresa Bauer bedankt sich bei den vielen Helfern und ihren Familien, die zum Gelingen dieses Events beigetragen haben und hier ganz besonders dem Organisationsteam (Familie Kunschir, Susanne Hutzler, Regina Hildebrand und Michael Wagner), das schon fast ein Jahr mit der Planung beschäftigt war. Dafür darf man sich auch ins Goldene Buch des Marktes eintragen.
Blaskapelle Kunschir
- Der Beginn: Der Vater des Vorsitzenden Eduard Kunschir spielte in einer Werkskapelle in Köln. Er kaufte für 500 Reichsmark eine Tuba, brachte sie mit nach Winklarn und machte die Kapelle spielfähig.
- 1931: 11 Musiker
- 1948: 8 Musiker
- 1980: 12 Musiker
- 2000: 20 Musiker
- 2023: 40 Musiker
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.