Während das Tierheim Dauerthema im Stadtrat ist, wurde es still um das Obdachlosenheim. Im März beschlossen die Stadträte, das Obdachlosenkonzept in der Stadt vollkommen zu erneuern, dazu gehört auch die bauliche Aufwertung.
Ob die Baracken in der Schustermooslohe erneuert werden, oder es einen Neubau gibt, das haben sich die Stadträte zu der Zeit offen gelassen. Doch Baudezernent Oliver Seidel äußert sich dazu schon sehr klar: "Bei der baulichen Substanz sind wir wirklich nicht gut aufgestellt." Die erste Baracke stamme noch aus den 1930er Jahren, die anderen seien in den 1950 und 60er Jahren dazu gekommen. Mittlerweile seien sie "weit weg von den Mindestanforderung für Bauwerke", die heute gelten. Konkret: keine Dämmung, die nur notdürftig nachgerüstet wurde. Gemeinsam genutzte Toiletten und Waschräume in desolatem Zustand. Das Wasser muss über Holzboiler erhitzt werden. Ein Abriss der Baracken und Neubau sind also unumgänglich.
Doch vor dem Winter wird das natürlich nichts. Im November wollen die Stadtmitarbeiter ihr Konzept erst einmal den Stadträten vorstellen. Für den nahenden Winter hat die Stadt jedes Zimmer mit Einzelholzöfen ausgerüstet. "Wir haben baulich investiert, notdürftigst", sagt Seidel. Die Stadtmitarbeiter sind sich der Gefahr bewusst, die Holzöfen mit sich bringen. Zwar seien sie alle natürlich vom Kaminkehrer abgenommen, das Problem liege bei den Benutzern. "Die Öfen heizt man mit Holz und Briketts. Wenn man das Klientel anschaut, dann wird das problematisch", erklärt Evi Fink vom Sozialdezernat. "In der Übergangsphase tolerieren wir das Gefahrenpotential", bekennt der Baudezernent. Die Verantwortung für die Bedienung der Öfen liege bei den Bewohnern.
Doch im Neubau soll alles anders werden. Mitarbeiter aus Bau- und Sozialdezernat arbeiten seit der Sitzung im März an einem neuen Konzept, das vermutlich im November im Stadtrat behandelt wird. Das neue Obdachlosenheim wird wohl am jetzigen Standort bleiben. Dafür spricht nach Angaben von Seidel viel. Erstens weil es bereits städtischer Grund ist und zweitens weil er bereits als Nutzung für eine Notunterkunft ausgeschrieben ist. Zentral sei der Standort auch.
Während sich Seidel und sein Team um das bauliche Konzept kümmern, macht sich das Sozialdezernat Gedanken über die Ausgestaltung der Unterkunft. Dazu berechnen sie den Platzbedarf, der saisonabhängig schwankt. Gerade wohnen 28 Männer im Heim in der Schustermooslohe, drei Frauen in extra Notwohnungen am Stockerhut.
Wie viele Zimmer die neue Unterkunft haben soll, sei noch nicht klar, aber: "Es wird keiner aus der Schustermooslohe vertrieben", betont Fink. "Jeder bekommt einen Bettplatz." Dass jeder ein eigenes Zimmer bewohne, das wird sich wahrscheinlich ändern. Seidel erklärt, dass vergleichbare Obachlosenunterkünfte in anderen Städten Zwei- bis Vierbettzimmer anbieten. Großes Anliegen von Evi Fink ist, dass das neue Obdachlosenheim mit einem Hygienezimmer ausgestattet wird, das leicht zu reinigen ist und in das Bewohner gebracht werden mit ansteckenden Krankheiten. Immer mehr brächten Krankenhauskeime mit oder seien an Hepatitis C erkrankt, erklärt Fink.
Auch das Personal soll augestockt werden. Zwei Mitarbeiter seien gerade für die Flüchtlingsunterkünfte verantwortlich, keine Sozialarbeiter wohlgemerkt. "Die sind so eine Mischung aus Hotelboy und Hausmeister", erinnert sich Fink. Diese Stellen würde sie gerne ausweiten.
Auch ein Gemeinschaftsraum für Bewohner sei denkbar. Das sind jedoch alles nur Ideen, die die Stadtmitarbeiter in einem Gesamtkonzept ausarbeiten. Wie genau das Obdachlosenheim gebaut wird, das entscheiden die Stadträte. Auch dann erst kann Seidel erste Zahlen zu den Baukosten nennen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.