In einem feierlichen Gottesdienst der Kirchengemeinde Wirbenz/Kemnath/Immenreuth entpflichtete der Grafenwöhrer Seelsorger Thomas Berthold Pfarrerin Kathrin Spies von ihren dienstlichen Aufgaben. Viele dürften dem evangelischen Kirchenchor unter Leitung von Gertraud Burkhardt zugestimmt haben, als er am Ende das Wanderlied "Möge die Straße uns zusammenführen" anstimmte.
Der Posaunenchor mit Instrumentalisten aus Wirbenz, Immenreuth, Frankenberg und Neustadt am Kulm ließ das Kirchenlied "Ich lobe meinen Gott" erklingen und gab Spies "Irische Segenswünsche" mit auf dem Weg. Ein kleiner Trost mag da Bertholds Hinweis gewesen sein, dass "Kathrin Spies berufen bleibt zu predigen, zu taufen und zum Feiern des Abendmahls". Frei von dienstlichen Pflichten sei sie immer herzlich willkommen, sich einzubringen und dort einzuspringen, wo sie gebraucht werde.
Für den erkrankten evangelischen Dekan von Weiden, Thomas Guba, dankte Stellvertretender Dekan Berthold namens der Landeskirche und des Dekanats Spies für den Dienst und Einsatz all ihrer Gaben. Er erinnerte an ihre wichtigsten Stationen bis zum Dienstantritt am 1. Mai 2021 und dankte der Gemeinde für die Begleitung der jungen Pfarrerin. "In diesen bewegten Jahren als Neuling anzufangen und dann auch noch eine Pandemie mitzuerleben, ist aller Ehren wert."
Apfelbaum fürs Kirchengelände
In ihrer Predigt stellte Spies Jesus Botschaft vom Reich Gottes mit ihrer neuen Dimension in den Mittelpunkt. Immer, wo etwas deutlich werde von der heilmachenden, erlösenden Hoffnung, leuchte ein Licht des Reiches Gottes auf. Viel habe sie wachsen sehen, als sie im März 2016 als Vikarin nach Wirbenz gekommen sei. Vor allem in den vergangenen eineinhalb Jahren sei viel Unerwartetes und Neues dazugekommen. Sie dankte unter anderem dem Kirchenvorstand und Pfarrkapitel für die Unterstützung sowie ihrer Familie, die viel habe entbehren müssen. "So habe ich Wurzeln schlagen und neue Triebe ausbilden, blühen und wachsen können." Jetzt sei es an der Zeit, ein bisschen Familienleben wachsen zu lassen.
Spies hatte ein Apfelbäumchen mitgebracht, wofür sie sich auf dem Kirchengelände einen guten Platz wünschte. Vor dem Stehempfang im Gemeindehaus erteilte sie vorerst zum letzten Mal den Segen.
Attribute wie "menschenfreundlich", "immer fröhlich und lächelnd", "liebevoll", "liebenswürdig", "empathisch" und "authentisch", bestimmten die anschließenden Laudationes. Die Redner zollten Spies aber auch großen Respekt für die vergleichsweise kurze, aber von großen Umbrüchen und Herausforderungen geprägte Zeit von fünf Jahren als Vikarin und Pfarrerin.
Ökumene erleichtert
"Dass die Freude der bereichernden ökumenischen Zusammenarbeit nur eineinhalb Jahre währen durfte", bedauerte der Kemnather Stadtpfarrer Thomas Kraus auch stellvertretend für die katholischen Pfarrer und Pfarrgemeinden Immenreuth, Kulmain, Waldeck und Kirchenlaibach. Spies habe in der Ökumene Vieles erleichtert.
Der Senior des Pfarrkapitels, Pfarrer Hartmut Klausfelder aus Neustadt am Kulm, zog in tiefer Verneigung vor Pfarrerin Spies seien mitgebrachten Hut. Sie sei über die Grenzen ihrer Kräfte hinausgegangen. Als Neuankömmling habe sie sich auf die heikle Aufgaben eingelassen und Wertvolles erreicht: Sie habe es geschafft, Selbstheilungskräfte zu aktivieren, so dass die Kirchengemeinde sich neu entdeckt habe. Es sei zwar traurig, die Familie über die kirchlichen Dienst zu setzen, aber es sei der einzige richtige Weg, bekräftigte Klausfelder.
Sie haben es verstanden, Menschen mitzunehmen, betonte Speichersdorfs Bürgermeister Christian Porsch stellvertretend für seine Amtskollegen Thomas Kaufmann (Immenreuth) und Roman Schäffler (Kemnath) sowie dessen Vorgänger Altbürgermeister Werner Nickl. Sie werde eine Lücke hinterlassen. An die spontane Zusage Spies', die Pfarrstelle in einer alles andere als leichten Situation anzutreten, erinnerte Vertrauensmann Werner Schlöger. Spies habe die Elternzeit ausgesetzt, um die Kirchengemeinde nicht allein zu lassen. Sie sei auch eine vorbildliche Seelsorgerin und glänzende Predigerin, lobte er. "Wir sind Christen und leben in der Hoffnung, dass sich eine neue Tür auftut", so Schlöger.
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