Es gibt in Gottesdiensten kaum etwas Befremdlicheres, als wenn Menschen sich in der Kirche nur mit FFP2-Masken aufhalten dürfen, auf Abstand sitzen müssen, ja nicht einmal in einen Gemeindegesang einstimmen dürfen. Da ist es schon eine wohltuende Bereicherung, wenn Instrumentalklänge und Ensemblegesang die Liturgie musikalisch unterlegen. So wie das Quintett "Oecumenica" aus der Kemnath. Johannes Schinner (Bass), Katrin Karban-Völkl (Geige), Andrea Kick (Orgel, Sopran), Bettina Arndt (Alt) und Robert Baier (Tenor, Gitarre) gehören dort dem ökumenischen Arbeitskreis 365 an. In den vergangenen Jahren haben sie bereits zu den verschiedensten kirchlichen Anlässen in wechselnder Besetzungen auch schon mal musiziert. Schließlich reifte die Überlegung, daraus eine feste Besetzung zu machen.
Anfang Januar feierte das Quintett in der Kemnather Stadtpfarrkirche Premiere. Auch in Wirbenz bei ihrem Debüt freuten sich sowohl die Pfarrerin und Gottesdienstbesucher wie auch die Musiker über diese weitere Abwechslung mit rhythmischen Klängen. "Noch einmal strahlt das Licht der Erscheinung des Herren hell, bevor wir mit großen Schritten auf die Passion zugehen", erklärte Pfarrerin Kathrin Spies. Im Zentrum der Predigt stand die Geschichte vom brennenden Dornbusch. Die Seelsorgerin griff so manch alltäglichen "Dornenbuschmoment" auf. So wie Mose im brennenden Dornbusch Gott erfahren habe, so gebe es auch für die Menschen immer wieder kleine und große Gotteserfahrungen, vielleicht einen herrlichen Sonnenaufgang über dem Steinwald, der uns Gott spüren lasse, oder die Erfahrung in einer Notlage nicht allein zu sein, sagte die 33-Jährige. Zentral sei Gottes Versprechen, dass er für die Menschen da sei und sie nicht im Stich lasse.
Diese Tragweite der evangelischen Frohen Botschaft brachte das Ensemble "Oecumenica" mit improvisierten Instrumentalstücken zu Hagios-Gesängen (Kasten) wie Ruach, bei Vor- und Zwischenspielen, bei Refrains und Liedern im ein- bis vierstimmigen Gesang zum Ausdruck. So ließen die Musiker nach der Begrüßung und eingeleitet vom Geigenvorspiel vier Strophen des Kirchenlieds "Beginne du all meine Tage!" erklingen. Nach der Lesung stimmten sie das "Halleluja" aus dem Hagios-Zyklus an. Nach dem einstimmigen Auftakt und der vierstimmigen Fortsetzung sorgte Andrea Kick mit ihrer Sopran-Stimme für Gänsehaut. Im deutsch- und englischsprachigen Wechsel krönte das Lied "Hineni" aus dem Hagios-Zyklus das Glaubensbekenntnis.
Nach der Predigt stimmte das Ensemble im Kanon "Lobe den Herren meine Seele" an. Die ganze Fülle und Schönheit des Ensembleklanges präsentierte das Quintett den Gottesdienstbesuchern nach dem Segen von Kathrin Spies bei dem Lied "Geborgen in dir, Gott".
"Oecumenica und ihr Repertoire
- Namensherkunft: Der Tag der Einheit der Christen am dritten Freitag im Januar, bei dem die Bedeutung der Charta Oecumenica im Mittelpunkt stand, lieferte die Idee für die Namensgebung. „Oecumenica trifft unser Anliegen im Kern“, erklärt Leiterin Andrea Kick. Zudem sei die Gruppe mit je zwei evangelischen und katholischen Christen ökumenisch besetzt, sagt die 54-jährige Musik – und Bewegungspädagogin. „Mit mehrstimmigen deutschen und englischen Neuen geistlichen Liedern und Melodien möchten wir die Ökumene bereichern.“
- Hagios-Konzept: Es geht auf den Komponisten und Flötisten Helge Burggrabe zurück. Hagios ist Griechisch und bedeutet das „Heilige“, das Nicht-Nennbare, auf das alle Religionen ausgerichtet sind. Es ist ein Mitsing-Konzertprojekt, für das Burggrabe mehrere Liedzyklen, die von kontemplativer Stille bis zu kraftvollem, vielstimmigem Gesang reichen, geschrieben und komponiert hat.
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