Manche trifft es jedoch schlimmer. Denen hilft der Bezirk nun mit einer neuen Einrichtung in Wöllershof. Am Montagnachmittag war es soweit. Architektin Angelika Greßmann übergab den Schlüssel an die Verantwortlichen des Bezirksklinikums für eine neues psychiatrisches Pflegeheim. Dieses Haus 11 war früher vor allem für alkoholkranke Patienten bekannt. Nach zügigen zwei Jahren Umbau für knapp 5 Millionen Euro wird es neue Heimat für 23 Patienten aus dem Bezirkskrankenhaus Parsberg. Dort will sich der Bezirk vor allem auf die Forensik spezialisieren.
Wöllershof kann das nur recht sein, nicht zuletzt, weil dadurch 28 anspruchsvolle Arbeitsplätze entstehen. Dass der Bezirk dafür Verantwortung trägt, wird leider viel zu selten wahrgenommen, seufzte Franz Löffler. Der Bezirkstagspräsident war weit entfernt vor einer Wutrede, fürchtet aber, bald mit seinen Bezirksräten in einen Strudel von Politikverdrossenheit und Wutbürgertum gerissen zu werden.
"Wenn ich an den 14. Oktober denke, habe ich mich noch nie so wie heute danach gesehnt, dass die Bezirkstagswahl separat stattfinden würde", gestand der Chamer Landrat. Da standen plötzlich Schlagworte wie Seehofer, AfD, Groko oder Maaßen im Raum, ohne dass diese Namen fielen. Der Chef der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks (Medbo), Helmut Hausner, sprang Löffler zur Seite: "Gehen Sie zur Bezirkstagswahl. Das hat Auswirkungen auf unseren Alltag in der Oberpfalz."
Gerade die Bezirkskliniken seien ein Beispiel für Dezentralisierung und qualifizierte, heimatnahe Versorgung hilfsbedürftiger Menschen, warb Löffler. Eine habe daran in Wöllershof großen Anteil, hob er hervor: "Petra Dettenhöfer hat sich in ihrer Zeit als Bezirksrätin massiv dafür eingesetzt, dass hier eine Klinik ohne staatliche Förderung gebaut wurde."
Das hätte auch ganz anders kommen können, ließ Vize-Landrat Albert Nickl durchblicken. In der Tat gab es vor einigen Jahren Überlegungen, das Bezirksklinikum ans Weidener Krankenhaus anzudocken. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Im Gegenteil: Die Medbo investiert bis 2022 weitere 35 Millionen Euro in der Nordoberpfalz, jeweils zur Hälfte in Weiden und in Wöllershof. In Wöllershof wird Haus 13 nach modernsten Maßstäben für Psychiatrie und Psychosomatik mit 41 Betten umgebaut. In Weiden wird massiv in die Kinder- und Jugendpsychiatrie investiert. Dass dieses Geld gut angelegt ist, verdeutlichte Anna Magin, die Psychiatriekoordinatorin des Bezirks. "Ich wünsche allen Bewohnern, dass sie hier bald wieder ausziehen können", sagte sie zum neuen Pflegeheim. Denn: "Vor 50 Jahren bedeutete Psychiatrie dauerhafte klinische Unterbringung." Die gebe es zwar immer noch, doch der medizinische Ansatz sei heute ein anderer. Patienten sollen vom geschlossenen Heim in ein offenes umziehen oder ganz ohne leben können. Der Bezirk leiste massive Hilfe bei der Wiedereingliederung in ein geregeltes Leben.
Um Betroffenen das Gefühl zu geben, normale Bürger zu sein, müssen viele Instanzen mitspielen: somatische Kliniken, Gerichte, Polizei, Feuerwehr. Vertreter all dieser Einrichtungen sahen sich bei einem Rundgang die neuen, hellen Räume an, die Diakon Theo Margeth segnete.
Der Bezirk bietet in der Oberpfalz 1000 Heimplätze an. Dazu kommen 210 in Wohngemeinschaften und 450 Hilfeleistungen in Privatwohnungen. Von den Heimplätzen sind 77 Teil einer geschlossenen Einrichtung. Dazu kommen 30 weitere für Suchtkranke. (phs)













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