Im Dorfwirtshaus herrschte Andrang. Die Wolfringer Wählergemeinschaft hatte zum geselligen Abend geladen, es gab Bier und Bratwürste nebst diversen Einlagen der "Winterleit'n Muse". Sie wurde durch den Fensterbacher Bürgermeister Christian Ziegler verstärkt. Der frühere Berufsmusiker packte seine Posaune aus und sorgte mit dafür, dass die Stimmung bestens war.
Das zwanglose Zusammensein der Dorfbewohner war nur einer der Gründe für die Veranstaltung. Es gab auch noch einen weiteren Anlass: Nach bereits geleisteter Vorarbeit wurde den Wolfringern ein Vorschlag unterbreitet, der mit einem Alleinstellungsmerkmal einherging. Das verband sich mit der Frage: Wer kann schon von sich sagen, dass in der Ortsgeschichte die Schubkarrenbürger eine Rolle spielten?
Der in Wolfring wohnende und zum Gemeinderat gehörende Künstler Dominik Schleicher hatte sich mit der Historie befasst, Zusammenhänge hinterfragt und gemeinsam mit Bürgermeister Ziegler den Plan gefasst, auf dem Dorfplatz das Denkmal eines Schubkarrenbürgers aufzustellen. "Das wäre eine Bereicherung des Platzes", beschrieb Christian Ziegler seine Vorfreude auf eine in Bronze gegossene Skulptur, die ihren Platz zwischen Jugendheim, Wirtshaus und Vereinsheim der Blaskapelle bekäme.
Was hatte es mit den Schubkarrenbürgern in Wolfring konkret auf sich? Dominik Schleicher beschrieb, dass die Einwohner zu früheren Zeiten in enger Abhängigkeit zu den Eigentümern auf Schloss Wolfring standen. Der Adelssitz sei seit jeher mit einem Gutsbetrieb verbunden gewesen, berichtete Schleicher und rief ins Gedächtnis, dass viele Dorfbewohner bei den Gutsherrn arbeiteten.
Transport mit dem Schubkarren
Welche Zusammenhänge aber gab es zum Schubkarren? Auch darauf gab Dominik Schleicher Antworten. Er wusste: "Der Arbeitslohn bestand meist nicht aus Geld. Es gab Lebensmittel und Baumaterial für die Bediensteten." Die ausgereichten Dinge wurden auf Schubkarren geladen und hinunter ins Dorf zu den Behausungen gebracht.
Damit war das Geheimnis über die Schubkarrenbürger endgültig gelüftet. Doch Dominik Schleicher hatte noch weitere Umstände aus damaliger Zeit in Erfahrung gebracht. Von Menschen der Nachbarorte seien die Wolfringer nicht selten als arme Schlucker bezeichnet und mit den verächtlichen Worten "Sie sind nicht ihre eigenen Herren" belegt worden. Gleichwohl aber, fuhr Schleicher fort, sei "bei näherer Betrachtung der Geschichte deutlich erkennbar, dass die seinerzeitige Einschätzung absolut ungerechtfertigt ist." Die Dorfbewohner seien fleißige Leute gewesen, die nach ehedem üblicher Verfahrensweise "vom Lehensherrn mit Naturalien entschädigt wurden".
Jetzt soll dem Wolfringer Schubkarrenbürger ein Denkmal gesetzt werden. Genaue Vorstellungen und eine durch Dominik Schleicher erstellte Skizze gibt es. Die 1,20 Meter große Figur zeigt einen Mann mit Schubkarren. Die Skulptur würde auf einen sogenannten Quellstein montiert, sie bestünde aus Bronze und bräuchte im Vorfeld des Gusses ein Model aus Wachs. Interessant dabei: Da es 2019 zum 900-jährigen Ortsbestehen in Strömen regnete, hat Schleicher neben Lebensmitteln auch eine Mütze und einen Schal in den Schubkarren platziert.
Spendenkonto eingerichtet
Mit weiteren Fakten hielten Dominik Schleicher und Bürgermeister Ziegler nicht hinter dem Berg. Der Schubkarrenbürger würde rund 15.000 Euro kosten, wobei sich die Frage zwangsläufig stellte: Wer bezahlt das? Die Gemeinde werde sicherlich einen Beitrag leisten, erfuhren die Gäste des Dorfabends. Doch der überwiegende Teil des Betrags sollte aus Spenden zusammenkommen. Einen Anfang machte der von dem Vorhaben informierte Bezirkstagspräsident Franz Löffler. Er schickte 200 Euro. Für Spenden, die zur Finanzierung des Denkmals führen, ist unterdessen ein Konto eingerichtet worden: Wählergemeinschaft Wolfring, VR Bank Mittlere Oberpfalz eG, DE06 7506 9171 0000 1864 90 (Kennwort: Schubkarrenbürger).













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