Einer ging missgelaunt heim. Aber Hand aufs Herz: Hatte wirklich jemand geglaubt, dass ein Krimiautor bei seiner Lesung den Zuhörern erzählt, wie der Fall ausgeht? Spannend und durchaus vergnüglich war es trotzdem, als Fabian Borkner im Wolfringer Dorfwirtshaus aus seinem Band "Zoigltod" drei Kapitel rezitierte.
"Ein Experiment, das sich Kultur im Wirtshaus nennt", beschrieb Bürgermeister Christian Ziegler den Abend. Dann griff er mit den Musikanten der Kapelle "Kraftlos" zu Instrumenten und machte Blasmusik. Zwei Fässer Zoiglbier aus Windischeschenbach wurden, passend zum Thema, angezapft. Dazu gab es Salzstangen, von denen etliche angesichts des Publikumsandrangs zusätzlich gebacken werden mussten. Nach zwei Stunden ließ sich bilanzieren: Experiment geglückt. In Zukunft bitte mehr solcher Versuche, um dem von Hans Gradl prächtig sanierten Wirtshaus typisch oberpfälzisches Leben einzuhauchen. Zwischen all den Leuten, die schon lange vor Beginn sämtliche Sitzgelegenheiten in Beschlag genommen und (bei freiem Eintritt) für ein "ausverkauftes Haus" gesorgt hatten, nahm der in einem Schwandorfer Vorort wohnende Fabian Borkner Platz. Aus seinem neuen Kriminalroman "Zoigltod" las er drei Kapitel.
Das Geschehen, so durfte man zur Kenntnis nehmen, spielt in der Zoigl-Metropole Windischeschenbach, wo ein aus der Oberpfalz stammender Finanzminister zum Besuch einer Gießerei erscheint. Schon nach wenigen Minuten ließ sich erkennen: Autor Borkner ist ein subtiler Beobachter von Begeben- und Gepflogenheiten. Der hohe Politiker kommt mit mancherlei programmatischem Trara, er sieht sich das weltweit operierende Unternehmen an und beobachtet plötzlich durch ein Guckfenster, wie die Leiche eines Mannes im flüssigen Metall treibt.
Fabian Borkner lässt seine Handlung dort spielen, wo er die Gegend kennt. Der Recyclinghof in Dachelhofen bei Schwandorf kommt vor, er lässt den Geländemanager dieser Abladestation seine anweisenden Befehle erteilen und bringt ein Detektivpaar ins Spiel, das von Regensburg aus für eine Versicherungsgesellschaft zu Nachforschungen in Richtung Windischeschenbach aufbricht. Als dieses Geschehen konkreter wird und der Minister seine Visite längst fluchtartig beendet hat, gibt's nur noch einen allerletzten Hinweis: Der auf mysteriöse Weise zu Tode gekommene Mensch könnte Werksmitarbeiter Franz B. gewesen sein. Drei Kapitel aus Borkners fünftem Buch, auf dessen Einband der Zoiglstern prangt. Seltsam allerdings: In der gesamten Lesung kam nicht ein einziges Mal der Begriff Zoigl vor. Dieser flüssigen Labsal wird wohl erst dann begegnet, wenn man das Buch komplett gelesen hat. Aber dafür stand ja Zoigl auf den Tischen.













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