Vor 900 Jahren wurde Wolfring erstmals in einer Urkunde erwähnt. Dies jährt sich im Jahr 2019 zum 900. Mal. Mit dem Jubiläumsempfang im Jugendheim läutete Bürgermeister Christian Ziegler das Festjahr ein. Gekommen waren zahlreiche Vertreter aus Kirche, Politik und Wirtschaft.
"Die Urkunde ist eine Fälschung." Mit dieser Aussage schockte Wolfgang Janka von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften aus München seine Zuhörer. Nicht nur Bürgermeister Christian Ziegler fragte sich wohl kurzzeitig, was jetzt aus dem schönen Fest wird. Dies lasse sich aus der Schreibweise verschiedener Buchstaben ableiten, die es so erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts gegeben hat. Janka konkretisierte aber seine Aussage und stellte fest, dass auf Basis dieses Schriftstücks dennoch auf das Jahr 1119 geschlossen werden kann. Die Urkunde, die als Nachweis für die erste urkundliche Erwähnung für Wolfring vorliegt, ist wohl nicht das Original. Es gab aber mit großer Wahrscheinlichkeit eine Urkunde gleichen Inhalts, die verloren ging oder stark beschädigt war und durch die vorliegende Urkunde ersetzt werden sollte. Der Referent ist sich absolut sicher, denn die beteiligte Person, ein "Wirind de Wolfheringen" taucht in weiteren Urkunden aus der Zeit um 1120 auf. "Sie können ihr Jubiläum also guten Gewissens feiern."
Ortsnamen mit "ing" gibt es entlang des Fensterbachs zahlreiche. Orte mit dieser Endung zählen zu den ältesten Ortsnamen im Raum Amberg-Schwandorf und gehen auf die bairische Besiedelung im 7. und 8. Jahrhundert zurück. Die Grundform des Ortsnamens lautet Wolfheringum und bedeutet so viel wie: "bei den Leuten des Wolfheri".
Wichtiger als die Schreibweise der Ortsnamen, die sich über die Jahrhunderte verändert hat, ist für Wolfgang Janka die Benennung der Orte im Dialekt. Ein gutes Beispiel finde man in dem Ortsnamen Jeding. der im Dialekt "aidin" benannt wird und wohl auf einen "Uoto" zurückgeht. Obwohl das Thema eigentlich sehr trocken war und viele Jahreszahlen enthielt, folgten die Anwesenden dem Vortrag sehr gespannt und hätten gern noch mehr erfahren, wie die zahlreichen Gespräche zeigten.
Bürgermeister Christian Ziegler hatte sich in historische Gewänder gehüllt und erschien in Begleitung der Mittelaltergruppe um Alexander Schmid alias Jarl von Odensberg und Südnorwegen" zum Empfang. Ein Ritterlager ist eines der Höhepunkte beim Festwochenende am 4. und 5. Mai. Als bleibende Erinnerung an das Jubiläum gibt es eine eigens entworfene Briefmarke, die mit der Unterstützung des Briefmarkensammelvereins 1904 Amberg e.V erstellt wurde. Auch eine Jubiläumsseife gibt es als Erinnerung an das Fest. Hierfür dankte Ziegler Dr. Günther Röska.
Bürgermeister Ziegler sieht die Geschichte als Grundlage "für das, was wir heute sind." Ebenso zeigte sich Dekan Michael Hoch überzeugt, dass "nur, wer die Geschichte kennt, weiß, was er an seiner Heimat hat." Die beiden Bundestagsabgeordneten Marianne Schieder und Karl Holmeier, MdL a.D Franz Schindler und Landrat Thomas Ebeling würdigten den Gemeinschaftssinn der Ortschaft Wolfring.
Die Gebietsreform in Bayern hat vor Jahrzehnten zwei Gemeinden hervorgebracht, die nicht nach einem auf ihrem Gebiet angesiedelten Ort benannt sind. Einmal Birgland bei Sulzbach Rosenberg und dann Fensterbach im Kreis Schwandorf. Als nun der Historiker Wolfgang Janka zum Auftakt des Jubiläums "900 Jahre Wolfring" sehr detaillierte Ausführungen zur Entstehung des Ortsnamens machte, gab es auch einen Schwenk zur Frage, woher denn der im Kreis Amberg-Sulzbach entspringende und bei Irrenlohe in die Naab mündende Fensterbach seine Bezeichnung hat.
Da staunten dann auch Wolfringer Dorfbewohner wie der ehemalige Lehrer Hans Heimler, der am Donnerstag, 14. März, in einem Diavortrag seine fotografischen Exkursionen entlang des Gewässers vorstellen wird. Denn in einer aus dem Mittelalter datierenden Niederschrift kommt der Hinweis auf ein "Bachtal des Fenzo" vor. Womit man mit heimnehmen konnte: Das Fenster war nicht Namensgeber für den Bach. Viel eher dürfte ein Herr namens Fenzo in dem Begriff verewigt worden sein. Wer dieser Mensch war und was er damals vor etlichen Jahrhunderten so trieb, bleibt für immer ungeklärt. Weggespült von den Fluten der Zeit. (hou)
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