Auf der Luisenburg-Bühne standen mit Wolfgang Haffner und Nils Landgren nicht nur zwei ganz Große der europäischen Jazzmusik. Sie hatten auch vier weitere Musiker dabei, die den zweistündigen Auftritt zu einer wahren Messe werden ließen.
Wobei man sich im Vorfeld wirklich ernsthaft fragen konnte: Jazz auf der großen Felsenbühne? Kann das wirklich funktionieren? Nun, viel hängt davon ab, wie man Jazz definiert – und da ist der Eingrenzung beziehungsweise Erweiterung des Begriffs bekanntlich keinerlei Grenze gesetzt. Kurz: Es funktioniert nicht nur, sondern macht süchtig.
Denn in dem Abend stecken so viel Funk und Groove, die den imaginären „springenden Funken“ spürbar und erlebbar machen. Und daran sind eben nicht nur der gebürtige Wunsiedeler Wolfgang Haffner und der Schwede Nils Landgren schuld, sondern auch die übrigen Musiker. Dazu später mehr.
Wolfgang Haffner ist der Lokalmatador. Er brachte bereits im vergangenen Jahr den Jazz auf die Luisenburg. Der Ausnahme-Drummer drängt sich nicht in den Vordergrund, seine zurückhaltende Art lässt den Kollegen auf der Bühne genügend Freiraum. Gleichzeitig spürt der Konzertbesucher aber auch, dass es Haffner ist, der die Fäden in der Hand hält, der dem ganzen Abend den Drive, die Richtung gibt.
Nils Landgren ist – im positiven Sinne des Wortes – der „Platzhirsch“ des Abends. Auf der Posaune zu spielen hält offensichtlich jung und dynamisch. Zwar ist er mit seinen 66 Jahren auf dem Papier der älteste Musiker auf der Bühne, seine Agilität, seine Frische (und ja, auch seine Begeisterung darüber, auf dieser Bühne musizieren zu dürfen) lassen dieses Alter nicht einmal ansatzweise erahnen.
Dieser Magie und Energie kann sich das Publikum nicht entziehen: Da wird gewippt, geschnippt und mitgegroovt. Mit Zwischenbeifall wird nicht gegeizt, Enthusiasmus bekommt eine ganz neue Dimension. Und als wäre das nicht alles genug, sind da noch die anderen Musiker: Simon Oslender glänzt an den Keyboards und Thomas Stieger am Bass. Später stößt dann noch der gerade einmal 19-jährige Trompeter Jakob Bänsch dazu, der sich unter anderem intensive Bläser-Duelle mit Landgren liefert. Ein Nachwuchsmusiker, für den sich ohne Zweifel bald die ersten Reihen der europäischen Jazz-Trompeter öffnen werden. Komplettiert wird das Sextett schließlich von der Sängerin Alma Naidu, die zu Recht als eine der vielversprechendsten Sängerinnen der deutschen Szene gilt. Im Gepäck hat sie Songs von ihrem Debütalbum, die sie in kleiner und großer Besetzung präsentiert.
Veredelte schöne Melodien und Harmonien, mitreißende Grooves – das sind Merkmale eines Konzertabends, der auch gerne noch länger dauern hätte können. Aber Wolfgang Haffner verabschiedet sich nach den Zugaben zumindest mit einem Versprechen: „Wir kommen in einem Jahr wieder!“ Und das ist gut so.
Weitere Konzerte auf der Luisenburg
- 27. Juli: Beth Hart
- 8. August: Ringlstetter & Band
- 9. August: Django 3000
- 31. August: Silly
- 1. September: Münchener Freiheit
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