Das Fichtelgebirge ist nun noch bunter: Auf etwa einem Kilometer Länge gibt es einen knapp ein Meter breiten Grünstreifen mitten auf der Bundesstraße 303 zwischen dem Sichersreuther Berg und Wunsiedel. Der knallgrüne Streifen trennt die Fahrbahnen der neu gestalteten Straße.
"Ja, in der gesamten Region ist dies der erste Grünstreifen", sagt Armin Kagerer, Verkehrssicherheits-Ingenieur des Staatlichen Bauamts in Bayreuth. Zusammen mit Landrat Karl Döhler besichtigte er am Mittwoch die Straßenbaustelle. Wie berichtet, wird die B 303 zwischen dem Sichersreuther Berg und der Einfahrt Wunsiedel von vier auf drei Fahrbahnen umgestaltet.
Zuvorderst bereitete den Entscheidern des Staatlichen Bauamts, des Landratsamtes und der Polizei jedoch der Asphalt Sorgen. "Wir mussten sofort handeln, weil auf der ohnehin zu engen Straße zuletzt auch noch der Asphalt ziemlich glatt war", sagt Döhler. Binnen Tagen veranlassten Polizei und Verkehrsbehörde eine Tempo-60-Regelung, die viele Autofahrer verärgerte. Zu Beginn der Pfingstferien frästen die Straßenbauer zudem die Fahrbahn um fünf Millimeter ab. Damit wird die Straße wieder griffiger. Die Handwerker kamen derart schnell voran, dass sie früher als geplant mit den abschließenden Markierungsarbeiten beginnen konnten.
Für ein oder auch zwei Jahre wird nun auf der vielbefahrenen Strecke Ruhe einkehren. "Danach müssen wir die Asphaltschicht komplett erneuern", informiert Kagerer. Die Verkehrsbelastung sei so hoch, dass die Decke bis dahin wohl kaputt sei. Hätte es in der Region diesen Sommer nicht zeitgleich mehrere weitere Straßenbaustellen gegeben, so etwa auf der A 93 zwischen Marktredwitz und Pechbrunn, dann wäre schon dieses Jahr auf der Bundesstraße die große Lösung möglich gewesen. "Leider hatten wir aber nur ein sehr enges Zeitfenster zur Verfügung."
Dennoch haben sich die Verkehrsexperten dafür entschieden, gleich Nägel mit Köpfen zu machen und einen der großen Unfallschwerpunkte in der Region (siehe Infokasten) endgültig zu entschärfen. "Die Straße ist für vier Streifen einfach zu schmal. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, die B 303 auf einem Kilometer Länge im Bereich der kurvigen Gefällestrecke umzugestalten", erklärt Döhler. In Richtung Osten, also bergauf, wird es demnach nach wie vor zwei Fahrbahnen geben, in die entgegengesetzte Richtung bleibt nur noch eine, die ist jedoch gut einen Meter breiter als die bisherigen.
Auch für Armin Kagerer ist die künftige Lösung die einzig logische. "Der heutige Standard für vierspurige Bundesstraßen sieht eine Breite von 18 Metern vor. Hier bei Sichersreuth kommen wir gerade mal auf 13 Meter."
Das hatte zur Folge, dass es bisher bei vier Fahrbahnen zu regelrechten Horrorszenen gekommen ist. In einer Richtung standen an manchen Stellen nur sechs Meter Breite zur Verfügung. "Ein moderner Lastwagen ist aber allein schon 2,55 Meter breit. Dazu kommen nochmal jeweils 30 Zentimeter für die Spiegel auf beiden Seiten. Da bleibt zum Überholen kaum noch Platz."
Inzwischen ist der Mittelstreifen grün, eingerahmt von zwei weißen Linien. Diese Farbgestaltung entspricht den aktuellen Richtlinien der Straßengestaltung. So sei die neu gestaltete B 303 am Sichersreuther Berg eine Landstraße der Entwurfsklasse eins. "Dabei handelt es sich um die aktuell höchste Klasse. Diese sieht drei Fahrstreifen mit einem großzügigen Trennstreifen in der Mitte und breiten Banketten vor", erläutert Kagerer. Damit der Mittelstreifen auch nachts oder bei Nässe gut zu sehen ist, gibt es die beiden weißen Striche. Diese enthalten ein Glas-Granulat, das Licht reflektiert. Auch der neuartige Grünstreifen ist nicht nur ein schnödes Farbband, sondern dank eines grünen Granulats auch noch griffig. "Es kann ja sein, dass mal ein Fahrzeug auf den Mittelstreifen kommt."
Viele Autofahrer werden dennoch um die vierspurige Straße trauern. Auch die Initiative Zukunft Fichtelgebirge (IZF) um die ehemaligen Landtagsabgeordneten Albrecht Schläger und Willi Müller hofft noch auf eine "große Lösung". Dieser steht die Brücke bei Sichersreuth im Weg, deren Pfeiler die Fahrbahn begrenzen. "Im Grunde genommen geht es hier nur um ein einige hundert Meter langes Stück Straße, da es ja in Richtung Tröstau ohnehin nur noch in jede Richtung einspurig weitergeht", sagt Döhler dazu. Gleichwohl hat er die Verantwortlichen des Staatlichen Bauamts zur Kreistagssitzung im Juli eingeladen. "Hier werden wir beraten, was sich machen lässt und was nicht."
Langsamer wird der Verkehr auch auf dem einen Fahrstreifen nicht werden, sind doch künftig sogar einige hundert Meter länger Tempo 100 statt ursprünglich 80 erlaubt. Kein Problem ist nach Ansicht der Fachleute die Einfahrt von der einspurigen B 303 nach Wunsiedel. Hier bleibe eine Art Einfädelspur mit 80 Metern Länge.
137 Unfälle in 10 Jahren
Es ist wohl nur glücklichen Umständen zu verdanken, dass es in den vergangenen Jahren auf der Bundesstraße 303 zwischen Wunsiedel und der Kuppe des Sichersreuther Berges keinen Toten gegeben hat. Das nicht einmal zwei Kilometer lange Straßenstück dürfte eine der unfallträchtigsten Stellen im Landkreis Wunsiedel sein. So haben sich hier in den zurückliegenden 10 Jahren laut Statistik 137 Unfälle ereignet. Die meisten davon waren zwar nur sogenannte Spiegelklatscher, dennoch können auch diese eine tragische Kettenreaktion in Gang setzen. Bei sechs Unfällen waren jedoch auch acht Schwerverletzte zu beklagen. (fph)
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