Manchmal kommt es anders, und zweitens als man denkt. Das wusste einst schon Wilhelm Busch, und seit Kurzem wissen es auch die Mitglieder des Kreisbauausschusses. Ende 2017 haben die Entscheider im Landkreis Wunsiedel den Beschluss gefasst, die Kreisstraße von Wölsau bis zur Einfahrt Richtung Seußen auszubauen. Unter anderem wollten die Planer anstatt der Kreuzung bei Seußen einen Kreisverkehr anlegen. Die enge, kurvenreiche Straße sollte zudem insgesamt breiter, geradliniger und damit sicherer werden. Für die Radfahrer hatten sich die Mitglieder des Kreisausschusses gedacht, den Wallensteinradweg zu ertüchtigen und die wassergebundenen Abschnitte zu asphaltieren. Dies hätte den Vorteil gehabt, dass sie nicht die Kreisstraße nutzen müssen, auf der täglich rund 5000 Fahrzeuge unterwegs sind. Aus all den schönen Plänen wird nichts.
Die schönsten Skizzen sind sinnlos, wenn es am Ende am Grund und Boden scheitert. „Der notwendige Grunderwerb für den Bauabschnitt eins konnte nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Daher ist eine Realisierung nicht möglich“, heißt es dazu in der Vorlage für die Sitzung des Kreisbauausschusses. „Das bedeutet, dass aus dem Kreisverkehr nichts wird, auch die Straße können wir nicht verbreitern, daher werden wir es bei einer Deckensanierung belassen“, sagte Siegfried Beck vom Staatlichen Bauamt. Auf die Frage von Martina Freifrau von Waldenfels, ob es irgendwann doch noch einen richtigen Ausbau des Abschnitts ab der Kösseine bis zur Einfahrt nach Seußen geben wird, antwortete Beck: „Vielleicht in einigen Jahrzehnten.“ Allerdings werde die inzwischen ziemlich marode Kösseinebrücke erneuert. Diese stamme aus dem Jahr 1959.
Komplizierter als ursprünglich gedacht gestaltet sich auch der Abschnitt zwischen dem Ortsende von Wölsau und Neuhaag-Hammerberg. Hier gibt es ein klassisches Dilemma: Derzeit ist der Abschnitt auf Tempo 70 begrenzt. Wenn er einmal saniert ist, könnten die Autos locker schneller fahren – es sei denn, ein Radweg verläuft entlang der Straße. Gibt es keinen, werden es laut Beck die Verkehrsbehörden schwer haben, die 70er-Schilder zu rechtfertigen. Der parallel ein ganzes Stück südlicher verlaufende Wallensteinweg ist aus dem Rennen, weil ihn die Regierung von Oberfranken nicht als „kreisstraßenbegleitend“ anerkennt. Daher fördert sie auch nicht dessen Ausbau.
Damit die Stadt Marktredwitz und der Landkreis Wunsiedel weiterhin die Geschwindigkeitsbegrenzung rechtfertigen können, muss nun ein Radweg direkt neben der Straße gebaut werden. Nach den Planungen des Staatlichen Bauamts soll dieser mit einem Randstein von der Straße getrennt sein und auf einem ein paar Zentimeter höheren Niveau angelegt werden. „Ich bin ein passionierter Radfahrer. Aber ehrlich gesagt würde mir da die Düse gehen, wenn der Verkehr so nah an mir vorbeirauscht“, meldete stellvertretender Landrat Roland Schöffel Bedenken an, ob die Pläne der Realität standhalten. Silvia Müssel bezweifelte als Marktredwitzerin, ob der Radweg genutzt wird. „Schon heute fahren viele vom Hammerberg über die Autobahnbrücke nach Marktredwitz.“















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