Es ist „ganz großes Kino“, das Regisseur Peter Hohenecker mit seinem Kreativ-Team auf die große Luisenburg-Bühne bringt. Wer den berühmten Film mit Whoopi Goldberg gesehen hat, der kennt die Geschichte der mäßig erfolgreichen Clubsängerin Deloris van Cartier natürlich: Sie hat unfreiwillig einen Mord beobachtet und muss bis zum Prozess gegen ihren Ex-Freund ins Zeugenschutzprogramm. Der heimlich in Deloris verliebte Polizist Eddie bringt die überdrehte Sängerin deshalb dorthin, wo man sie nicht vermutet – nämlich ins Kloster. Und dass dann dort verschiedene Lebenswelten aufeinanderprallen, verwundert nicht im Geringsten.
Regisseur Peter Hohenecker, der in der Vergangenheit unter anderem schon das Musical „Grease“ auf der Luisenburg in Szene gesetzt hat, führt mit sicherer Hand und vielen Ideen durch die tempo- und actionreiche Geschichte zur Musik von Alan Menken. Er erfindet das Rad nicht neu, das Stück darf bei ihm Stück bleiben und wird nicht überfrachtet. „Sister Act“ funktioniert auf der Luisenburg, alles klappt wie am Schnürchen: Die Rolle der Deloris ist ideal besetzt und die singenden und tanzenden Nonnen bewegen sich mit viel Elan und Verve über die Bühne.
Mit dem Energiebündel Zodwa Selele als Hauptdarstellerin steht die direkt von Whoopi Goldberg ausgewählte deutschsprachige „Ur“-Deloris auf der Bühne, die die Rolle bereits über 1000 Mal in Hamburg, Stuttgart und Oberhausen „gelebt“ hat. Und das tut die Oberfränkin auch auf der Luisenburg mit immenser Leidenschaft, unbändiger Bühnenpräsenz sowie einer unnachahmlichen stimmlichen Strahlkraft. Damit peppt sie auch den etwas eigentümlichen Nonnenchor („Der Herr liebt Gesang – sogar diesen!“) auf, bis dieser sogar vor dem Papst auftreten darf.
John-Travolta-Reinkarnation
Gegenpol zu Deloris ist die Mutter Oberin („Mutti“), der Carmen Wiederstein eine schauspielerisch wie gesanglich ausdrucksstarke Gestalt verleiht. Und dann sind da freilich noch die Mitschwestern, die wahrlich eine illustre Nonnengemeinschaft abgeben – allen voran Sarah Kornfeld als Schwester Mary Robert, die sich von der schüchternen Novizin zum selbstbewussten Stimmwunder entwickelt, Christine Rothacker als stimmgewichtige Frohnatur Schwester Mary Patrick, der das Irisch-Ungestüme ins Gesicht geschrieben ist, und vor allem Maike Switzer als Chorleiterin Schwester Mary Lazarus, die die krassesten Sprüche raushaut und auch mit HipHop-Rap-Einlagen kein Problem hat.
Doch auch die Männer auf der Bühne gehen neben den Nonnen nicht unter und können sich bestens ins Szene setzen: Da ist der schüchterne Polizist „Schwitzefritze“ Eddie (Sascha Luder), der sich bei „Tief in mir“ vom zurückhaltenden Uniformträger zur John-Travolta-Reinkarnation verwandelt. Heimliche Stars der Inszenierung sind allerdings die tumben Gang-Mitglieder des Obergauners Curtis (glaubwürdig und stimmlich sehr gut: Markus Krenek): Das Trio Maurice Daniel Ernst als TJ, Tom Schimon als Joe sowie Marco Fahrland-Jadue als Pablo beweist bei „Hey, Schwester“ eindrucksvoll, wie sie mit ihren vermeintlichen Frauenhelden-Qualitäten die „Klosterschnecken“ klar machen wollen – zum Brüllen komisch.
Kreismusikschule Tirschenreuth beteiligt
Es passt in der Inszenierung einfach alles: Die zwölfköpfige Live-Band spielt unter der musikalischen Leitung von Martin Steinlein einen mitreißenden Sound. Choreografin Anita Holm nutzt jede Chance, Szenen schwungvoll mit gefälligen Posen umzusetzen – inklusive Gebetsschwestern mit Sex-Appeal. Beim Bühnenbild von Manuela Weih dominieren ovale bewegbare Bögen aus Glas, die das Nachtclub-Ambiente blitzschnell in einen sakralen Raum oder ein Polizeirevier verwandeln können.
Das Kostümbild von Aleksandra Kica ist sehr gelungen und kulminiert in der paillettenbehangenen Ordenstracht in der Schlussszene. Zum Gesamterfolg trägt übrigens auch die Kreismusikschule Tirschenreuth einen wesentlichen Mosaikstein bei: Sowohl Tanzensemble wie auch Solisten fügen sich trefflich in die Inszenierung ein. Nach knapp zweieinhalb Stunden gibt es langanhaltende Standing Ovations für eine „himmlische“ Darbietung.
Luisenburg-Festspiele
- Weitere „Sister Act“-Aufführungen die nächsten zwei Wochen: 17., 19., 25., 26., 28. und 30. Juni. Zudem 14 Aufführungen im Juli und August.
- Premieren der weiteren Eigenproduktionen: Am 24. Juni „Der Sturm“ sowie am 8. Juli „Zeitelmoos“
- Weitere Informationenunter www.luisenburg-aktuell.de
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