Wunsiedel
07.10.2019 - 14:59 Uhr

Nicht nur über Stock und Stein

Die Teilnehmer des sechsten "Rockman Run" quälen sich durch kalte Bäche und über glitschige Felsen. Sie wuchten Sandsäcke und Steine. Im Ziel sind alle erschöpft, aber glücklich.

Es kostete viel Kraft, die ungewöhnlichen Hindernisse zu überqueren. Bild: Florian Miedl/fph
Es kostete viel Kraft, die ungewöhnlichen Hindernisse zu überqueren.

Julian Herrgesell hat Wort gehalten: Der neue Organisator des Extremlaufs „Rockman Run“ hatte eine erlebnisreiche Veranstaltung und einen spannenden Hindernisparcours angekündigt. Und er lieferte mit der sechsten Auflage des Fichtelgebirgs-Hindernislaufs eine anspruchsvolle Strecke und knifflige Hindernisse, garniert mit Pyrotechnik und originellen Einlagen. Dafür hatten er und David Landgraf seit Monaten jede freie Minute geopfert.

Nach dem Ausstieg von Run-Erfinder Sebastian Voit und den „Athletic Friends“ war seit dem Frühjahr intensiv nach einem Organisator gesucht worden. Der erfahrene Hindernisläufer Herrgesell aus Thüringen war genau der Richtige. Dank der fleißigen Werbung, seines guten Netzwerks und des Versprechens einer härteren Gangart mobilisierte er knapp 500 Frauen und Männer, die sich an einem sieben Grad kalten Oktobertag an die 9 oder 18 Kilometer lange Strecke vom Luisenburg-Parkplatz nach Tröstau wagten.

Wer allerdings ausschließlich extrem durchtrainierte Athleten in High-Tech-Kleidung erwartete, der lag total falsch. Das Gros der Teilnehmer aus ganz Deutschland und den Nachbarländern stand in ausgefallenen Kostümen am Start. Da gehörte eine Gruppe „Hulk-Superhelden“ ebenso dazu wie ein Superman mit seinem Junior in Originalkostümen. Besonders bemerkenswert war auch der T-Shirt-Spruch: „Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt.“

Denn das Besondere an Extremläufen und den Sportlern, die sich selbst nicht ganz so ernst nehmen, ist: Hier zählen Humor, Gemeinschaftssinn und Hilfsbereitschaft. „Europas größtes Felsenlabyrinth, einen Steinbruch mit meterhohen Sandbergen und die unzähligen Hindernisse werdet ihr nicht alleine bezwingen können. Ihr müsst euch Mut zusprechen und gegenseitig helfen“, gab Julian Herrgesell den Teilnehmern mit auf den Weg, bevor er, Bürgermeister Karl-Willi Beck und Landrat Karl Döhler den Startschuss abfeuerten. Rapper Manuel „Cripe“ Fontanari lieferte den passenden Sound.

Zunächst musste die Meute die Hangelstrecke des THW Marktredwitz passieren und Sandsäcke über steile Treppen tragen, bevor es in das moosfeuchte, glitschige Felsenlabyrinth ging. Nachdem sich die Läufer über einige Hindernisse wie Gitterboxen, hohe Holzwände, Kriechtunnel mit Stacheldraht und Heuballen gekämpft hatten, forderte ihnen der Sportplatz in Tröstau mit Schlammgruben, Kletterwänden, Reifenstapeln und der Unterquerung von Einsatzfahrzeugen viel ab. Beim Waldbad in Tröstau mussten die Teilnehmer einen tiefen, kalten Bach durchtauchen. Da war die Durchquerung des Schwimmbeckens anschließend direkt ein „Kindergeburtstag“.

Als Höhepunkt stand schließlich der große Steinbruch bei Tröstau an. Nicht genug, dass hier ein steiler, rutschiger Sandhang alle Kräfte beanspruchte, die Teilnehmer mussten auch mehrmals durch kniehohes, eiskaltes Wasser waten und dabei schwere Steine ans andere Ufer tragen.

Dass fast alle Teilnehmer wohlbehalten ins Ziel kamen, dafür sorgten unter anderem die Helfer von THW, Bergwacht, DLRG, von den Quad-ATV-Freunden Wunsiedel und der Feuerwehr. Leider gab es auch ein paar Verletzte, um die sich die Aktiven des Bayerischen Roten Kreuzes kümmerten.

„Wer den ,Rockman Run‘ schafft, der macht in der Hölle Urlaub“, so der Kommentar eines Läufers, der geschafft, aber sehr glücklich ins Ziel stolperte. Die Zeitwertung war dabei nur für die Sportler in der ersten Welle interessant. Denn unter ihnen befand sich der deutsche Leichtathlet und Extrem-Hindernisläufer Hagen „Luigi“ Brosius. Als „absoluter Profi“ angekündigt, absolvierte er die 18 Kilometer in 1:39:36, gefolgt von Andre Zapf (1:39:43) und Jörg Eißmann (1:41:42). Die schnellsten Damen waren Annika Wohlfahrt (1:58:56), Laura Brosius (2:00:35) und Melanie Lorenz (2:14:05). Das schnellste Fünfer-Team, die „FakIng Flitzer“, schafften eine Gesamtzeit von 12:57:50. Auf der Neun-Kilometer-Distanz kamen Frank Schubert (1:01:12), Max Böttner (1:02:40) und Steffen Jabin (1:02:40) als Erste ins Ziel. Fabienne Schmidt (1:10:10), Pauline Böttner (1:17:16) und Sabine Zeitler (1:22:10) hielten die Fahne bei den Damen hoch. Teamsieger waren hier die „Cooldown Specialists“ mit einer Gesamtzeit 07:14:05.

Wie bei jeder Premiere gab es auch ein paar Unwägbarkeiten. Wegen der langen Wartezeit bei der Startnummernausgabe wurde der Beginn des Laufes rund 45 Minuten verschoben. Sehr zum Nachteil der Läufer, die in dünner Sportkleidung frierend auf ihren Startschuss warteten.

Voller Einsatz beim "Rockman Run". Bild: Florian Miedl/fph
Voller Einsatz beim "Rockman Run".
Effekte durften nicht fehlen. Auch Pyrotechnik kam zum Einsatz. Bild: Florian Miedl/fph
Effekte durften nicht fehlen. Auch Pyrotechnik kam zum Einsatz.
Empfindlich durfte man nicht sein, um beim "Rockman Run" zu bestehen. Bild: Florian Miedl/fph
Empfindlich durfte man nicht sein, um beim "Rockman Run" zu bestehen.
 
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