Das "Häusl", 1979/1980 gebaut und eingeweiht, ist seit 40 Jahren der gesellschaftliche Mittelpunkt in Zeulenreuth. Das Feuerwehrgerätehaus, errichtet und eingeweiht 1985/1986, ist seit 35 Jahren Dreh- und Angelpunkt des Brandschutzes und der technischen Hilfeleistung. Mit der bei der Dorferneuerung 2002/2003 neu gestalteten Außenanlage ist es zum Schmuckstück geworden.
Die 126 Jahre alte Feuerwehr, die Bürger und der vor elf Jahren gegründete Stammtisch hätten die kleinen Jubiläen bei ihrer "Zeulenreuther Kerwa" am ersten Septemberwochenende gefeiert, wenn Corona nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. "Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben", verspricht Feuerwehrchef Maximilian Reiß.
Das "Häusl" war 1979/1980 mit viel Eigenleistung der 200 Bürger und mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde Speichersdorf errichtet worden. Als Zentrum des Dorflebens wird es gehegt und gepflegt. Am Karfreitag, 11. April 1980, hatten sich die Feuerwehrler um Vorsitzenden Georg Vogel im Neubau getroffen, um das erste Bier zu zapfen.
Die Gastwirtschaft Engelbrecht in Zeulenreuth hatte 1977 ihre Pforten geschlossen und für das Vereins- und gesellschaftliche Leben eine riesige Lücke hinterlassen. Dem Drängen Georg Vogels war es zu verdanken, dass nach dreijähriger Durststrecke der Grundstein für einen neuen gesellschaftlichen Mittelpunkt gelegt werden konnte.
Zunächst nur Schulungsraum
Die Bestrebungen zielten von Anfang an auf den Bau eines Gerätehauses mit Schulungsraum. Bereits 1977 wurde bei der Gemeinde ein entsprechender Antrag eingereicht. Die Kommune sah jedoch keine Notwendigkeit, beides zu verwirklichen und erteilte nur eine Zusage für die jeweilige Übernahme der Materialkosten. So kam es in einer Versammlung Anfang 1979 zur Kampfabstimmung. Die Kommandanten plädierten für ein Gerätehaus, der Vorstand für einen Schulungsraum, wofür sich schließlich die Mehrheit entschied.
Das Grundstück für das Gemeinschaftshaus wie auch später für das Gerätehaus und für die Dorferneurung erwarb die Gemeinde von Adam Reiß. "Ohne ihn wäre nichts gegangen", meint Klaus Nerlich.
Schriftführer und Bautechniker Egon Müller fertigte den Bauplan. Am 14. September erfolgte die Genehmigung durch die Gemeinde. Baubeginn war der 27. Oktober 1979. In 800 Arbeitsstunden führten die Zeulenreuther sämtliche Arbeiten ehrenamtlich in Eigenregie aus. Nach nur fünf Monaten war der 55000 Mark teuere Bau bezugsfertig.
Im Juni 1985 beging die Wehr vier Tage lang ihr 90-jähriges Bestehen. In diesem Jahr wurde schließlich auch das Gerätehaus genehmigt. Wiederum mit viel Eigenleistung begann die Wehr mit dem Anbau. Kommandant Hermann Küffner und Hartmut Ramisch als Vorsitzender zeichneten hierbei als treibende Kräfte verantwortlich. Im August 1986 folgten die Einweihungsfeierlichkeiten.
Das "Häusl" dient seither für den theoretischen Unterricht der derzeit 37-köpfigen aktiven Truppe und für Versammlungen des aktuell 95 Mitglieder starken Feuerwehrvereins. In der dort erstmals am 3. Januar 1981 abgehaltenen Jahreshauptversammlung legte der Vorsitzende Georg Vogel den Führungsstab in die jüngeren Hände von Hartmut Ramisch. Hermann Küffner hatte seinerzeit das Amt des Kommandanten kommissarisch ausgeübt. Von nun an sollte das "Häusl" aber auch zum Ort für Flurbereinigungs- und Bürgerversammlungen, zum Treffpunkt für Feiern sowie zum Ausgangspunkt von Aktivitäten werden.
"Kerwa" seit 1983
Zur längsten Tradition zählt die ursprünglich als Schupfenkirchweih begangene "Häusl-Kerwa" unter Federführung der Feuerwehr. Seit 1983 wird sie am Wochenende des ersten September-Sonntags vier Tage lang gefeiert.
Nach einem festen Dienstplan übernahm seit August 1980 im wöchentlichen Wechsel immer eine andere Familie den Ausschank, anfangs am Mittwoch-, Freitag-, Samstagabend und Sonntagfrüh. Auch die Frauen trafen sich hier seit 1992 unter Federführung von Hannelore Krauß zum monatlichen Plausch. Heute ist das "Häusl" am Freitagabend und Sonntagvormittag geöffnet. Der 2009 gegründete Stammtisch öffnet mittwochs und nutzt die Räumlichkeiten zusätzlich zum Kickern und Dartspielen im Ligamodus.
In den 1990er Jahren wurde das "Häusl" mehrfach umgebaut und erweitert, 1996 bis 1998 wurden die Wirtsstube erweitert und der WC- zum Kühlraum umfunktioniert. Die Toiletten kamen nach außen. Im Zuge der Dorferneuerung erfolgte die Erweiterung um einen Freisitz für bis zu 20 Personen, 2002/2003 die Neugestaltung des Vorplatzes und die Errichtung eines Dorfbrunnens und einer Kirchweihbaumschachtanlage. Aufgrund begrenzter Räumlichkeiten im Gerätehaus wurde 2005 ein Lagerschuppen für Gerätschaften für Kirchweih, Grillbude und Bar in Angriff genommen.
Getränkekontingent in Hälfte der Zeit verbraucht
Wie sehr das "Häusl" notwendig war, beweist die "Hektoliter-Anekdote", die Klaus Nerlich gerne erzählt. "Die Bezugspflicht", so hieß es im Getränkelieferungsvertrag von 1980, "erlischt nach zehn Jahren bzw. dann, wenn eine Abnahme von 500 Hektolitern erfüllt ist". Doch es dauerte gerade mal fünf Jahre, bis die Zeulenreuther das Kontingent von 500 Litern ausgeschöpft hatten. Bereits 1985 musste noch einmal ein Getränkelieferungsrecht von 12 Jahren festgeschrieben werden.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.