Schwandorf
28.09.2017 - 20:00 Uhr

Nahezu possenhafter Überfall: Den "Hamster" aufs Kreuz gelegt

Amberg/Schwandorf. Als der "Hamster", wie ihn Freunde nennen, im Wald südlich Burglengenfeld einen bewaffneten Raubüberfall startete, ging er mit 50 Euro heim. Das Opfer hatte den 37-Jährigen mit einer List um größere Beute gebracht.

Die Erste Strafkammer des Amberger Landgerichts verhandelt intensiv und geht den Begleitumständen des zur Debatte stehenden Überfalls subtil auf den Grund. Schnell war klar: Im Herbst 2016 hatten sich zwei Drogenabhängige in Burglengenfeld zusammengetan, um einen dritten Rauschgiftsüchtigen auszurauben (wir berichteten). Was dann geschah, war Stoff aus einem Groschenroman. Einer der Täter, 37 Jahre alt und "Hamster" genannt, wartete mit einer Schreckschusspistole im Wald, während sein Komplize das Opfer, gemeinsam eigentlich mit dem Ziel Regenstauf unterwegs, an den abgelegenen Tatort brachte. Der "Hamster" stellte sich auf einem Forstweg vor den Wagen, raubte zunächst zum Schein seinen am Steuer sitzenden Mittäter (23) aus und wandte sich dann dessen Beifahrer zu.

Im Sitzungssaal des Landgerichts wurde nun am zweiten Prozesstag eine weitere erheiternde Randerscheinung des fast schon possenhaften Überfalls deutlich. Der 25-Jährige, Zielscheibe des Übergriffs, gab zwar auf Forderung des vermummten Räubers sein Portemonnaie heraus, doch zuvor bediente er sich einer trotz aufgeregter Atmosphäre fast schon genialen List. Der Mann aus dem Raum Burglengenfeld, 1,94 Meter groß und den Täter um zwei Haupteslängen überragend, bat darum, seine im Geldbeutel befindliche Monatsfahrkarte für den Bus behalten zu dürfen. Das genehmigte der "Hamster" großzügig. Doch hinter dem Ticket hatte der mit Schlägen genötigte 25-Jährige einen Packen großer Geldscheine verborgen. Die nahm er gleich mit heraus. So kam es, dass der genau geplante Coup mit eher lächerlichen 50 Euro plus ein paar Gramm Marihuana endete.

Unterdessen weiß man, dass der wegen Drogendelikten vorbestrafte und auch mehrfach in den (erfolglosen) Rauschgiftentzug gebrachte "Hamster" von einem Bekannten an den Tatort im Wald chauffiert und dann auch wieder nach Burglengenfeld zurückgebracht wurde. Ihm gehörte auch die Waffe. Warum er nicht mit auf der Anklagebank sitzt, bleibt vorerst ein Rätsel. Von der Strafkammer beantwortet ist unterdessen die Frage, ob ein dritter Angeklagter von dem Verbrechen wusste und seine Kenntnisse den Behörden verschwieg. "Ich habe davon erst viel später erfahren", behauptete der ebenfalls zum Drogenkreis gehörende Mann. Er konnte mit einer Verfahrenseinstellung gehen. Damit blieben zwei zurück, die nun auf ihr Urteil warten.

 
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