Amberg
27.06.2018 - 15:59 Uhr

Chancen für Olympia steigen

Für Andrej Merzliakov ist Halle das Sprungbrett in den deutschen Nationalkader. Der 22-Jährige aus Amberg glänzt beim bedeutendstem Boxturnier, bei dem sich die internationale Elite trifft.

Andrej Merzliakov vom Boxclub Amberg. Hartl
Andrej Merzliakov vom Boxclub Amberg.

"Der Chemiepokal ist ein internationales Boxturnier (höchste AIBA-Kategorie) im olympischen Boxen, das seit 1970 jährlich in Halle (Saale) stattfindet und vom Deutschen Boxsport-Verband (DBV) veranstaltet wird." So lautet die Beschreibung zu Deutschlands bedeutendstem Boxturnier. 106 Boxer aus 16 Ländern traten vom 20. bis 23. Juni an. Allein 13 in der Mittelgewichtsklasse, davon drei Deutsche. Halle gilt auch als Richtlatte für die Olympiateilnahme. Andrej Merzliakov vom BC Amberg wurde die Ehre zuteil, erstmalig hier sein Können zu zeigen. In dieser von Hochkarätern nur so strotzenden elitären Boxgesellschaft traf er im Achtelfinale auf den slowakischen Meister und WM-Teilnehmer Andrej Csemez. Ihn fertigte der Amberger in der zweiten Runde mit einem Kopfhaken ab. Tags drauf bekam er den polnischen Meister Mateusz Goinski vor die Fäuste. Auch dies gestaltete sich recht leicht und er zog mit einem 5:0-Sieg ins Halbfinale ein.

Sein nächster Gegner, der Kubaner Arlen López Cardona, konnte eine ganze Litanei an Titeln vorweisen. 2009 Juniorenweltmeister, Panamerikameister 2015 und 2017, Weltmeister 2015 und Olympiasieger 2016, um nur einige hervorzuheben. Für den Amberger Merzliakov, der in wenigen Wochen seine Prüfung zum Fitnesskaufmann macht und von seinem Chef drei Wochen freigestellt wurde, eine echte Herausforderung. Konditionell war Merzliakov eindeutig überlegen. Das Geschehen gewann in der dritten Runde an Dramatik, als der mit über 400 Kämpfen im Gepäck und mit allen Wassern gewaschene Kubaner (25 Jahre) sein Kräftedefizit mit Unsauberkeiten begann zu kompensieren. Einmal spuckte er den Mundschutz aus, um Zeit zu gewinnen.

Zwei Tiefschläge, die er sich leistete, wurden aber nicht als Verwarnungen gewertet sondern als Treffer zu seinen Gunsten. Die kurzen Pausen des Erholens von den Tiefschlägen, die der 22-jährige Merzliakov brauchte, nahm man als Anzählen. Damit verlor er den Kampf und durfte nicht ins Finale einziehen.

Die Dritt- und Viertplatzierten mussten keinen Kampf um die Bronzemedaille austragen, sondern sie wurde jeweils beiden zugesprochen. So kam Deutschland zwar zu keinen Gold- und Silbermedaillen aber immerhin zu acht Bronzemedaillen.

Im Anschluss trafen sich die Funktionäre des DBV, um die weitere Zukunft zu planen. Für Andrej Merzliakov, der seinen Trainer Ruslan Schönfeld dabei hatte, wurde Halle das Sprungbrett in den Nationalkader. Nachdem er sich seit Jahren durch hervorragende Leistungen aufgedrängt hatte, kam man an ihm nicht mehr vorbei. Seine Mitkonkurrenten in der Mittelgewichtsklasse schieden im Viertelfinale (Silvio Schierle, Deutschlands bisherige Nummer eins) und Stefan Nikitin sogar im Achtelfinale aus.

Die Zukunft von Merzliakov (ca. 120 Kämpfe) gestaltet sich derlei, dass er ab September in die Bundeswehrsportfördergruppe Heidelberg einrückt, wo sich auch der süddeutsche Olympiastützpunkt befindet. Es winken auch schon Turniere in Übersee, wo er sicher wieder auf starke Kubaner treffen wird, die in Halle mit sechs Titeln richtig abräumten.




 
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