Amberg
29.03.2019 - 21:35 Uhr

Elf Fragen an Metin Türksever (SV Inter Bergsteig II)

An ein Fußballspiel erinnert er sich heute noch, denn danach war das gesamte Bergsteig-Viertel wie "in Trance". Der Trainer des SV Inter II erklärt außerdem, warum lange Haare ihn vom Schach abgehalten haben.

Metin Türksever auf dem Gelände des SV Inter Bergsteig Amberg, seiner "zweiten Heimat". Bild: ref
Metin Türksever auf dem Gelände des SV Inter Bergsteig Amberg, seiner "zweiten Heimat".

Metin Türksever (52) kam im Alter von sechs Monaten nach Deutschland. Beim TV Amberg begann er das Fußballspielen, dann wechselte er zum FC Amberg und anschließend zu Inter Bergsteig. In dieser Saison ist er Trainer der zweiten Inter-Mannschaft (A-Klasse Nord). Seit über 30 Jahren ist er bei diesem Verein aktiv, als Spieler, 2. Vorstand, Jugendleiter und auch als (Nebenbei-)Vereinswirt. Hauptberuflich arbeitet er im Amberger Klinikum in der Logistik-Abteilung – mit Ilker Caliskan als Kollegen.

ONETZ: 1. Fußball ist für mich ...

Metin Türksever: ... nicht mehr das Wichtigste. In letzter Zeit wurde zu viel an der DNA von Fußball herumgespielt. Angefangen hat es mit aktiven und passiven Abseits. Dann der Videoassistent. Das langweilt, das ist kein Fußball mit Herz mehr. Vielleicht bin ich aber auch mit meiner Einstellung in den 90er Jahren stehen geblieben. Fußball ist menschlich, da dürfen auch Fehler passieren.

ONETZ: 2. Warum sind Sie bei der Sportart Fußball gelandet und nicht beim Schach?

Metin Türksever: Ich bin ja geborener Türke. Zu meiner Zeit waren lange Haare Mode. Wenn ich nicht Fußball gespielt hätte, hätte ich meine Haare nicht wachsen lassen dürfen. Da hätte ich eine Drum-Watschn vom Vater gekriegt. Beim Laufen, da sehen lange Haare einfach besser aus.

ONETZ: 3. Gelbe Fußballschuhe sind für mich …

Metin Türksever: Geht gar nicht. Da kannst du vielleicht die Fliegen im Sommer anlocken. Für die sind gelbe Schuhe interessant, für mich nicht.

ONETZ: 4. Ein Erlebnis in Ihrer Karriere, das Ihnen heute noch stinkt?

Metin Türksever: Ich war lange Zeit verletzt. Dann haben wir gegen Germania gespielt. Inter gegen Germania. Ich bin in der zweiten Halbzeit eingewechselt worden. Da habe ich kaum 30 Sekunden gespielt, dann habe ich den Maltsev umgehauen. Dafür habe ich Rot gekriegt. Das war so dumm, das stinkt mir. Meine Kumpels lachen immer noch darüber.

ONETZ: 5. Welches Ritual haben Sie kurz vor einem Spiel gepflegt?

Metin Türksever: Ich bin immer mit dem rechten Fuß beim Einlaufen über die Außenlinie. Auch beim Warmmachen.

ONETZ: 6. Ihre Rückennummer war die 3. Warum?

Metin Türksever: Mit 12 oder 13 Jahren habe ich Watten gelernt, ein Kartenspiel. Da muss man immer 3 sagen oder 2. Bei 3 habe ich das immer auf Türkisch gesagt: ütsch (geschrieben üç, Anm. d.Red). Das war auch mein Spitzname. Deswegen habe ich immer die 3 gehabt, auch als Stürmer.

ONETZ: 7. Das müsste der Nachbarverein SV Raigering mir bieten, damit ich wechseln würde …. (Die Ablöse in Euro oder Naturalien)

Metin Türksever: Das geht gar nicht. 40 Jahre lang waren wir immer Gegner. Beim FC Amberg, dann bei Inter. Raigering ist der einzige Verein, bei dem ich mir nie hätte vorstellen können, Fußball zu spielen. Von klein auf war Raigering immer mein Gegner.

ONETZ: 8. Warum sind Sie kein Schiedsrichter?

Metin Türksever: Das ist nicht klug. Du kannst nichts richtig machen. Geht das Spiel für die einen aus, sind die anderen sauer. Geht es unentschieden aus, sind alle sauer. Als Schiedsrichter hast du immer die A...-Karte.

ONETZ: 9. Die Anstoßzeit in den A-Klassen ist gelegentlich zur Mittagszeit. Ist da der Schweinebraten schon verdaut oder gibt's nichts vorher?

Metin Türksever: Es hat aber nie Mittagessen vor dem Spiel gegeben. Ein gescheites Frühstück, dann war Schluss. Alles was Leckeres im Kühlschrank war. Ich esse kein Schweinefleisch. Früher hast du bei Wurst kaum Alternativen gehabt. Heute gibt es sogar Puten-Leberkäs. Da kannst du einem alles andrehen, wenn du ein bisschen clever bist mit den Gewürzen.

ONETZ: 10. Was war das Gesprächsthema im Auto bei einem Auswärtsspiel?

Metin Türksever: Da waren wir Experten, wir haben den Fußball neu erfunden. Taktisch haben wir im Auto alles richtig gemacht. Aber auf dem Platz, so nach zehn Minuten, war alles hinfällig.

ONETZ: 11. An welches Spiel erinnern Sie sich heute noch gerne?

Metin Türksever: Da gibt es zwei. Das eine war am Bergsteig. Aufstieg in die damalige B-Klasse. Das war das ganze Viertel drei Tage lang in Trance. Da ist keiner mehr heimgegangen. Wir kaputte und schwierige Fußballer haben etwas geschafft. Das zweite war in der Ära des FC Amberg, als wir in der GMG-Halle Stadtmeister geworden sind. Sonst war das immer der FC. 600 bis 700 Zuschauer im Finale, da haben mir die Knie gezittert.

 
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