Amberg
01.10.2019 - 18:48 Uhr

Wohnzimmer statt Wüsten-Weltmeisterschaft

An Wochenende sitzt Corinna Schwab im Wohnzimmer ihres elterlichen Wohnhauses in Hiltersdorf bei Amberg und verfolgt am Fernseher die WM der Leichtathleten in Katar. Ihr Terminplan sah eigentlich etwas anderes vor.

Corinna Schwab auf der Couch im elterlichen Wohnzimmer. Bild: gsp
Corinna Schwab auf der Couch im elterlichen Wohnzimmer.

Denn die 400 m-Läuferin wollte dabei sein bei dieser WM in Doha, und in der 4 x 400 m Mixed-Staffel an den Start gehen. Aber es kam alles ganz anders.

Auf die Kurzstrecken 200 m und 400 m hat sich die Amberger Sportlerin im Laufe ihrer Karriere spezialisiert. Gerade die 400 m zählen ja in der Leichtathletik zu den härtesten Disziplinen. „Der Kopf spielt hier eine große Rolle. Er entscheidet über die entscheidenden Meter am Schluss des Rennens, wenn die Beine nicht mehr wollen“, weiß die Athletin aus eigener Erfahrung.

„Ich bin in diesem Jahr nie so richtig in die Saison gekommen“, nennt die 20-jährige Sportlerin den Grund ihrer Nicht-Nominierung. Die „Schwaben-Power“, wie sie sie sich selbst auf ihrer Homepage nennt, kam einfach nicht auf Touren. Das hatte aber aus ihrer Sicht auch seine Gründe. Zum einen war da der Umzug nach Chemnitz zum Olympia-Stützpunkt. „Neues Umfeld, neuer Trainer, der Körper musste sich auf die veränderten Trainingsbedingungen erst einstellen. Dazu Studienbeginn. Es war alles nicht so einfach,“ gesteht die Studentin der Wirtschaftswissenschaften.

Trotzdem hat sie den Wechsel von Amberg nach Chemnitz nie bereut, sagt sie. Mit Jörg Möckel, dem Bundestrainer der Männer, steht ihr ein kompetenter Fachmann zur Seite. Sie erhält eine professionelle medizinische Betreuung. Und im Gegensatz zu ihrem ehemaligen Club TV Amberg ist sie hier Teil einer Trainingsgruppe, in der jeder jeden pusht, schwärmt die Läuferin. Zu der Umstellung kam dann auch noch Verletzungspech hinzu, und das gleich zu Beginn der Vorbereitungsphase. Der Mittelfuß war gebrochen, musste im Oktober 2018 operiert werden. Von gezieltem Aufbautraining konnte keine Rede mehr sein. Erst spät in der Saison stieg Corinna Schwab wieder in das intensive Training ein. Zwar errang sie in diesem Jahr jeweils einen dritten Platz mit dem deutschen Team bei den European Games in Minsk, und bei der U23 Europameisterschaft in Schweden. Beide Male startete sie in der 4 x 400 m Mixed-Staffel.

Bei der Deutschen Meisterschaft Anfang August in Berlin aber blieb sie weit hinter den Erwartungen zurück, schied bereits im Vorlauf aus. Von ihrer Bestzeit aus dem Jahr 2017, die bei 53,09 steht, ist sie weit entfernt.

Mit „Ziel verfehlt! Unterirdische Leistung“, beschreibt sie das Ergebnis dieses Wettkampfes, streicht ihn am liebsten aus dem Gedächtnis, schaut am liebsten nach vorne. Natürlich wurde es dadurch nichts mit der Nominierung für die WM in Doha. Es reicht einfach im Moment nicht zur Spitzenklasse bei den deutschen 400-m-Frauen, muss die Hiltersdorferin eingestehen. Und das, obwohl die deutschen Frauen im internationalen Vergleich meilenweit hinterher hinken. Nur den 14. Platz erreichte in Doha die deutsche Mixed-Staffel, schied bereits im Vorlauf aus. Die überragenden Läufer, die seit Jahren den Wettbewerb beherrschen, sind die Amerikaner. Sie gewannen auch souverän die Goldmedaille vor Jamaika.

Nach einer schöpferischen Pause im August ist Schwab bereits jetzt wieder in Chemnitz im Aufbautraining für die kommende Saison. Neue Ziele hat sie sich auch schon gesteckt. Die Olympischen Spiele stehen 2020 an, in Tokyo. Und den Traum, hinter der deutschen Fahne ins Olympiastadion einzumarschieren, will sie sich unbedingt erfüllen.

 
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