Faruk Maloku und das Erfolgsgeheimnis des ASV Cham

Cham in der Oberpfalz
23.08.2023 - 15:05 Uhr
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Vom Abstiegskandidaten zum Spitzenreiter: Trainer Faruk Maloku erklärt, warum der ASV Cham überraschend die Tabelle der Fußball-Bayernliga Nord anführt. Und ob ihn sein Weg womöglich wieder zur SpVgg SV Weiden oder DJK Gebenbach führt.

Faruk Maloku und der ASV Cham stehen an der Tabellenspitze der Fußball-Bayernliga Nord.

Wie formt man aus einem Abstiegskandidaten den Spitzenreiter der Fußball-Bayernliga Nord? Faruk Maloku hat's als Trainer geschafft: 7 Spiele, 17 Punkte, noch keine Niederlage. Der ASV Cham führt die Tabelle vor dem Punktspiel am Freitag bei der DJK Ammerthal an. Eine Momentaufnahme sei es für ihn, denn es gab andere Zeiten. "Als ich im Januar 2021 verpflichtet wurde, waren wir mit nur 9 Punkten Letzter. Dann haben wir eine sensationelle Aufholjagd starten können und die Liga direkt gehalten", erinnert sich der 45-Jährige. Auch 2022/23 hatte seine Mannschaft immer "Tuchfühlung nach unten", bevor sich die Truppe im Endspurt noch auf Rang 7 hocharbeitete. "Das war immer ein Abstiegskampf", so Maloku.

Aber wie gelang das Kunststück, aus einer gefährdeten Truppe einen Tabellenführer zu formen? "Ich mache als Trainer eigentlich nichts Besonderes", gibt sich Maloku bescheiden. Um dann doch so ein bisschen sein Geheimnis preiszugeben: "Ich arbeite ganzheitlich, und vor allem im zwischenmenschlichen Bereich sehr intensiv. Ich versuche, die Spieler mit ins Boot zu holen und ein Wir-Gefühl zu entwickeln." Das gelingt offensichtlich sehr gut, denn das schlägt sich in Zahlen beim ASV Cham nieder: Mit 28 Toren die beste Bilanz im Angriff, mit 8 Gegentreffern steht die Abwehr sicher. "Für uns kommt das schon überraschend, dass wir so einen Start hingelegt haben. Wir wollten nach zwei Jahren eigentlich nichts mehr mit Abstiegskampf zu tun haben", sagt der Trainer. Das interne Ziel sei, besser als letzte Saison abzuschneiden, das heißt mehr als 49 Punkte zu holen und ein positives Torverhältnis anzusteuern.

"Ich arbeite mit den Spielern im physischen Bereich, dass sie fitter werden. Im mentalen Bereich, um Selbstbewusstsein aufzubauen. Im Laufe der Zeit greifen die Rädchen immer besser ineinander. Wir haben uns in den über zwei Jahren immer ein Stück weit verbessert, auch mit neuen Spielern", erklärt Maloku. Thomas Stowasser kam zu Beginn der Saison vom Regionalligisten DJK Vilzing und ist mit sieben Toren Malokus bester Schütze. Der zweite Neuzugang, Cihangir Özlokman, wechselte vom SV Donaustauf nach Cham und ist laut Maloku ebenfalls ein Spieler, der sich gut eingefügt hat und die Mannschaft verstärkt. Beim SV Donaustauf war Faruk Maloku bereits Trainer – aber nicht lange. Von Juli bis August 2021: "Das hat dort nicht geklappt. Ich bin ein Mensch, der braucht innere Harmonie im Verein. Dass alle geerdet sind und miteinander etwas entwickeln wollen. Das war in Donaustauf nicht gegeben. Ich habe festgestellt, dass ich da komplett fehl am Platz bin und habe die Zusammenarbeit beendet", erklärt Maloku.

Keine Videoanalyse in Cham

Rund 30 Stunden wendet er pro Woche für Fußball auf: Mit Trainingsvorbereitung, Analyse des Gegners, Gespräche mit Spielern, die Nachbereitung vom letzten Spieltag. "Ich versuche es mit einem pädagogischen Ansatz, mit sozialer Kompetenz, weil wir alle Amateursportler sind. Jeder hat noch einen Beruf oder studiert, jeder hat Frau oder Freundin. Das muss man alles mit einfließen lassen. Es gibt nicht nur den einen Weg über die Taktik oder die Fitness", erläutert Faruk Maloku sein Erfolgsrezept. Wie auch schon bei der DJK Gebenbach. Seine fünfjährige Trainertätigkeit beim Bayernligisten verlief sehr erfolgreich. Dort habe er regelmäßig Videoanalyse der Spiele betrieben. In Cham nicht. "Die Mannschaft in Gebenbach war damals schon so weit, in Cham ist sie es noch nicht. Wir waren zwei Jahre im Abstiegskampf und hatten sehr wenig Selbstvertrauen. Wenn du dann noch die ganzen Fehler zeigst, dann kommt auf dem Platz überhaupt nichts mehr. Deswegen lasse ich das jetzt weg." Faruk Maloku setzt lieber auf Einzelgespräche und will nicht einen Spieler vor den anderen bloßstellen.

Und auch Gruppengespräche mit vier, fünf Spielern sind an der Tagesordnung. Neben den Einzelgesprächen. "Ich traue mir schon zu, dass ich Ratschläge bei privaten Problemen gegen kann. Oft auch per Telefon, wenn ich merke, dass ich einen Spieler im Training nicht so erreicht habe, wie ich gerne möchte." Prinzipiell müsse sich jeder Spieler ausnahmslos der Mannschaft unterordnen, so seine Erfahrung im Lauf der Jahre. Ob Spieler abdriften, sich verschließen oder die Bindung nicht mehr suchen. "Das stelle ich beim Aufwärmtraining fest. Ob ein Spieler mal durchwechselt oder immer nur mit den gleichen Leuten in der Gruppe trainiert. Das ist der Schlüssel, da bin ich sehr feinfühlig. Es muss Harmonie herrschen und gegenseitiger Respekt. Das ist für mich essentiell."

Spielertypen ändern sich

Maloku sagt von sich, dass er immer noch jeden Tag dazu lerne, weil sich auch die Fußballertypen geändert haben und sich weiter ändern. "Früher waren die Spieler robuster und mehr auf sich bezogen. Heute hat sich das sehr gedreht. Heute sind sie fähiger, Empathie zu entwickeln, und auch ein Wir-Gefühl", erklärt Maloku. Er komme als Trainer natürlich an einem Unterschiedsspieler nicht vorbei, der brauche seine Freiheiten. "Er schießt die Tore, die Mannschaft braucht das und akzeptiert auch mal ein paar Momente, wo er nicht so geschlossen mitarbeitet. Aber er muss zeigen, dass sein Weg zur Mannschaft führt."

Sag niemals nie

Beim ASV Cham sei man dabei, sich in kleinen Schritten zu entwickeln, aber man befinde sich noch nicht auf dem Niveau wie die DJK Gebenbach oder der SC Eltersdorf. "Die sind noch stärker, die sind uns in der Substanz noch voraus." Die große Kunst sei es, das auf lange Sicht zu beweisen. Das gelte natürlich auch für seinen Verein, den ASV Cham, für den er einen enormen Aufwand betreibt. Denkt er daran, irgendwann wieder zu seinem Heimatverein, zur SpVgg SV Weiden, oder zur DJK Gebenbach zurückzukehren? "Bei der SpVgg Weiden habe ich ja von der E-Jugend bis zum Herrenbereich alles durchlaufen. Wenn sich die Situation ergeben sollte, wäre ich nicht abgeneigt, bei meinem Heimatverein tätig zu werden. Die DJK Gebenbach ist für mich zu einer Herzensangelegenheit geworden. Ich habe dort immer noch Freunde. Man soll im Leben niemals nie sagen."

Hintergrund:

Zur Person: Das ist Faruk Maloku

  • Persönliches: 45 Jahre alt, wohnt in Weiden, besitzt Trainer A-Lizenz
  • Beruf: Arbeitet in Altenstadt, bei Firma SITLog, zuständig im Servicebereich für Wartung von Anlagen
  • Heimatverein: SpVgg Weiden; hier mit Fußball begonnen in der E-Jugend; Karriereende als Fußballer am 30.6.2007 bei der SpVgg Weiden II
  • SV Etzenricht: Trainer vom 1.7.2012 bis 30.6.2014
  • Bayern Hof: Trainer vom 1.7.2014 bis 30.6.2015
  • DJK Gebenbach: Trainer vom 1.1.2016 bis 30.6.2021
  • SV Donaustauf: Trainer vom 1.7.2021 bis 17.8.2021, Rücktritt
  • ASV Cham: Trainer seit 13.01.2021
 
 

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