Meinung: Der Fall Rettig: Diesem DFB ist wirklich nicht mehr zu helfen

Deutschland und die Welt
18.09.2023 - 17:30 Uhr
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Andreas Rettig hat die Nachfolge von Oliver Bierhoff als Manager der deutschen Nationalelf angetreten. Diese Personalie setzt dem Handeln des DFB in den letzten Jahren die Krone auf, meint unser Redakteur Josef Maier.

Kommentar von Josef Maier
Andreas Rettig (rechts, neuer Geschäftsführer Sport, kommt mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf zur Pressekonferenz.

Er ist der größte Sportverband der Welt – mit seinen 7,1 Millionen Mitgliedern. Und er produziert immer die größten Schlagzeilen. Der Deutsche Fußball-Bund sollte eigentlich in seinem Handeln und Tun ein Vorbild für alle Verbände sein, doch seit Jahren klappt nicht viel. Mit Wolfgang Niersbach gab es einen Präsidenten, der wohl für dubiose Zahlungen an die Fifa mitverantwortlich war. Dann kam mit Reinhard Grindel ein Politiker auf den Chefsessel, der von einem Fettnäpfchen ins nächste stolperte. Mit Fritz Keller, dem Winzer aus dem Badischen, sollte alles besser werden. Doch der leistete sich einen bösen Nazivergleich. Mit Theo Zwanziger sorgte dazwischen immer wieder ein „Ex-Präsi“ für manch wirre Einlassung und juristische Drohungen. Ja, jetzt mit Bernd Neuendorf wird alles anders, sagten sich alle im März 2022. Oje ...

Sollte es wirklich so gewesen sein, dass Karl-Heinz Rummenigge oder Olaf Mintzlaff, die nach dem WM-Desaster in eine Task Force berufen wurden, nichts von der Einsetzung von Andreas Rettig als DFB-Geschäftsführer Sport wussten, macht das fassungslos.

Über Jahre hatte der Verband einen Mann auf dieser Position, der nur seine Marketingstrategien im Kopf hatte. Oliver Bierhoff gefiel sich als Manager inhaltsleerer Slogans, organisierte zig Werbedrehs, entfremdete Fans und Nationalelf total. Jetzt holt man mit Andreas Rettig das exakte Gegenteil: Es spricht nichts dagegen, als Anwalt der kleinen Vereine durch die Lande zu ziehen. Zuletzt verstieg sich Rettig aber immer mehr in ideologische Slogans, führte irgendwie einen Klassenkampf. Wie so jemand, der sich ständig mit großen Klubs wie Bayern, Dortmund oder Leipzig anlegte, deren Strategien verdammte, dann mit deren Vertretern auskommen soll, bleibt ein Rätsel.

Der DFB hätte einen Mann des Ausgleichs suchen müssen. Einen, der zuhört, der auf alle zugeht, der bei allen unterschiedlichen Interessen eint. Der DFB hätte eine Persönlichkeit suchen müssen, einen Typen. So einen wie Sportdirektor Rudi Völler, mit dem es jetzt gar als Kurzzeit-Bundestrainer geklappt hat. Den Rudi mögen alle, dabei redet er beileibe nicht allen nach dem Mund.

Freilich gibt’s nicht viele Rudis in diesem Land, die infrage kämen. Aber dann Rettig, der jetzt offiziell sogar Völlers Chef ist? Das ist nicht ansatzweise zu verstehen.

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