Das geht gar nicht: Ein Dorf ohne Fußball

Ebermannsdorf
25.07.2019 - 20:21 Uhr

Ganz früher sind der Pfarrer, der Bürgermeister und der Lehrer die Honoratioren des Dorfes. Zur Kirche, zur Schule und zum Wirtshaus kommt später ein Fußballplatz dazu. Wie in Ebermannsdorf.

Der Trainer hat's bei 35 Grad zum Auftakt gut: Dominik Steup (Mitte) gibt ein paar Anweisungen zum Aufwärmen - auch bei der Hitze ist das nötig.

"Auch Ebermannsdorf braucht einfach den Fußball", erklärt Dominik Steup. Das Jahr Zwangspause ist vorbei. Denn in der vergangenen Saison 2018/19 konnte erstmals seit Vereinsgründung 1964 keine Herrenmannschaft für den Spielbetrieb gemeldet werden. Dabei spielte die Spielvereinigung über viele Jahre eine starke Rolle im Kreis und sogar darüber hinaus. Ab und zu ging es auch mal runter, aber dann gleich wieder rauf. In der Saison 2016/17 war der Verein in der Kreisklasse zur Winterpause Zweiter, zum Finale Sechster.

Aber das Folgejahr wurde ein sportliches Desaster, nur ein Match gegen Etzelwang konnte gewonnen werden. Aufgrund einiger Abgänge überlegte die Vorstandschaft, mit Hilfe der Alten Herren eine Notmannschaft für die A-Klasse zu zaubern, aber dieser Plan musste doch verworfen werden. Ähnlich wie in früheren Jahren der SK Fürnried, der keine Herrenmannschaft mehr melden konnte oder der ESV Amberg oder Michaelpoppenricht, die eine Rückkehr in den Spielbetrieb wieder geschafft haben, stand Ebermannsdorf ohne Herrenfußballer da.

Bereits im August vergangenen Jahres begannen aber die Planungen, um diese Lücke wieder zu füllen. Trainer Dominik Steup, der zusammen mit Marco Günther, Stephan Lehner und Maximilian Schmidt, der auch als Spartenleiter fungiert, ist für die sportlichen Geschicke der nun sogar zwei Mannschaften in zwei B-Klassen verantwortlich. Steup selbst spielte von der D- bis zur B-Jugend beim FSV Gärbershof und wechselte dann zum TuS Schnaittenbach, "weil auch mein Vater bei diesem Verein gespielt hatte und ich nun mobiler war".

Nach der Jugend folgten ein paar Jahre im Herrenbereich, die immer wieder durch Verletzungen unterbrochen wurden. Das frühzeitige Karriereende war die bittere Folge und der fußballverrückte Dominik engagierte sich nun einige Jahre als Betreuer der ersten Mannschaft des TuS Schnaittenbach. Danach beim FC Amberg, aber als sich Nachwuchs ankündigte, hatte die Familie Priorität. Zunächst trainierte Steup zwei Jahre die SpVgg Ebermannsdorf II und zwei Jahre den ESV Amberg.

Der Fokus liegt auf der Zukunft der SpVgg. "38 Spieler stehen zumindest auf dem Papier zur Verfügung", freute sich der Übungsleiter. "Dazu haben sich einige Alte Herren bereit erklärt, bei einem Notfall auszuhelfen" - die Saison sollte somit gesichert sein. Im letzten Training waren 21 Spieler, im Schnitt kommen über 15 Aktive, so dass das Trainerteam bei den diversen Übungen gut arbeiten kann. Von den Spielern kommt die Hälfte von der SpVgg Ebermannsdorf. Nach der Spielpause 2018/19 kamen einige Akteure wieder zurück und andere hatten ganz einfach nur pausiert und standen ebenfalls gleich wieder zur Verfügung.

Die zweite Hälfte der Kader sind Neuzugänge aus verschiedenen Vereinen, die die Truppe nun bereichern. Vom ESV Amberg kam gleich ein ganzes Sextett ins Vilstal. Seit einigen Monaten ist mit Andreas Schmid ein neuer Vorstand am Ruder, der auch die Trikots der Teams sponsert. Maxi Schmidt ist kommissarischer Spartenleiter, Co-Trainer und Kapitän - "ebenso erfreulich fußballverrückt wie noch manche andere". Und zu den Edelfans gehört beispielsweise Altbürgermeister Albert Gruber, der so gut wie kein Auswärtsspiel und erst recht kein Heimspiel auslässt. "Wir wollen den maximalen Erfolg herausspielen, wie immer er aussehen mag", so Steup. Aber eines gilt: "Der Aufstieg ist kein Thema. Wir wollen keinen unnötigen Druck aufbauen."

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