Flossenbürg
07.03.2019 - 17:44 Uhr

Frenzels Rückblick auf die WM: "Ich war völlig perplex"

Es ist ein Leben in Superlativen: bester deutscher Kombinierer aller Zeiten. Seit zehn Jahren in der Weltspitze. 20 Medaillen bei Großereignissen. Und doch führt Eric Frenzel ein Leben mit beiden Beinen auf dem Boden. Er ist weiter der Eric von früher.

Emma bei ersten Schreibübungen mit dem Papa: Eric Frenzel trug sich zusammen mit seiner kleinen Tochter ins Goldene Buch der Gemeinde Flossenbürg ein. Bild: gb
Emma bei ersten Schreibübungen mit dem Papa: Eric Frenzel trug sich zusammen mit seiner kleinen Tochter ins Goldene Buch der Gemeinde Flossenbürg ein.

Diese fiesen Gegner konnte er dann doch nicht abschütteln, wie seine Verfolger in der Loipe. "Der Körper nimmt sich jetzt eine Auszeit", sagte Eric Frenzel am Mittwochabend, als er in seinem Wohnort Flossenbürg empfangen wurde. Die Grippeviren verfolgten ihn bis heim in die Oberpfalz. Eigentlich wollte der erkältete Frenzel am Donnerstag nach Oslo zum Weltcup fliegen, aber dann entschieden sich die DSV-Trainer kurzfristig doch, den erkrankten Sportler am Holmenkollen pausieren zu lassen.

Schon vor der WM in Seefeld hatte den 30-Jährigen eine Erkältung geplagt. Während der Weltmeisterschaften in Tirol war davon aber nichts mehr zu merken. "Es gab aber eine Zeit, da war gar nicht damit zu rechnen, dass es in diesem Jahr in Flossenbürg einen Empfang gibt", sagte er am Rande der Feier im Rathaus zu den Oberpfalz-Medien. "Ich habe zwar nicht an mir gezweifelt", schob er nach, aber frustriert sei er schon gewesen ob der Schwierigkeiten, die ihm wochenlang vor allem das Springen bereitete. "Ich bin ja totaler Realist." Dass am Mittwoch beim Empfang drei Medaillen um seinen Hals baumelten, konnte er immer noch nicht glauben.

Was ist eigentlich passiert an diesem 22. Februar beim ersten WM-Wettbewerb, dem von der Großschanze? "Ich weiß es nicht", blickte Frenzel zurück. "Als ich die 1 aufleuchten sah, war ich völlig perplex." Auf 130,5 Meter ging der Satz am Innsbrucker Bergisel. "Auf einmal stand ich in der Leaderbox, und alle anderen, bei denen vorher alles geklappt hat, waren hinter mir." Diese erste Goldmedaille war der Türöffner für die WM an dem Ort, an dem er vom König zum Kaiser von Seefeld wurde. "Wenn der Knoten aufgeht, kommst du in einen Flow", erklärte er. Und dieser Fluss brachte ihm noch eine weitere goldene und eine Silbermedaille. Auch im Teamwettbewerb hatte er nach schwachem Springen noch mit einem Platz auf dem Stockerl gerechnet. "Klar, Platz vier vor dem Langlauf war überhaupt nicht das, was wir uns vorgestellt hatten", meinte Frenzel in Flossenbürg. Aber vor allem er brachte den Deutschland-Vierer wieder in die (Langlauf)-Spur. Silber war der Lohn.

Das extreme Auf und Ab in dieser Saison hat er gar nicht so wahrgenommen. "Es gab immer wieder Winter mit Höhen und Tiefen." Eines wurmt ihn aber dennoch: "Ich habe wohl nichts aus manchem Fehler in anderen Wintern gelernt." Der gebürtige Sachse, der mit seiner Familie im Flossenbürger Ortsteil St. Ötzen wohnt, ist deswegen weiter wissbegierig. Trotz 20 Medaillen bei Großereignissen und fünf Gesamt-Weltcup-Siegen hat er diese Gier nach Erfolgen. "Ich habe immer gesagt, ich will noch einen olympischen Zyklus machen", bestätigte Frenzel das große Ziel Peking 2022. Gold im Wettbewerb von der Großchance fehlt ihm noch. Wenn ihm das gelingt, wird es in Flossenbürg eine Jahrhundert-Sause geben.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.