Gino Lettieri: "Unsere Region ist fußballerisch eigentlich tot"

Hof an der Saale
30.08.2022 - 15:47 Uhr
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Fußball-Bayernligist SpVgg Bayern Hof ist tief in der Krise und sucht einen neuen Trainer. Und dann taucht auch noch der derzeit vereinslose Ex-Coach Gino Lettieri bei einem Heimspiel auf der Grünen Au auf. Bahnt sich da ein Comeback an?

Gino Lettieri

Von Tino Peipmann

ONETZ: Herr Lettieri, Sie waren letztens beim Spiel gegen Erlangen auf der Grünen Au. Hatte Ihr Besuch einen gewissen Anlass?

Gino Lettieri: Nein. Ich war zu Besuch bei den Schwiegereltern und dann schaue ich mir gerne ein Fußballspiel der Hofer Bayern an.

ONETZ: Wie war Ihr Eindruck in dieser momentan sportlich schwierigen Situation? Zuviel Pech ist ja dann oft eine Frage der Qualität?

Gino Lettieri: Ich denke, dass es versäumt wurde, sich auf der ein oder anderen Position richtig zu verstärken.

ONETZ: Wo liegt Ihrer Meinung nach der Ansatz, dieses Problem zu lösen? Wie würden Sie es angehen?

Gino Lettieri: Natürlich muss das vorhandene Spielermaterial schnellstmöglich an die obere Leistungsgrenze gebracht werden. Und dann muss der Verein zusehen, sicherlich noch zwei, drei gute Verstärkungen zu holen. Was ich gesehen habe: vor allem im Sturm. In den letzten Spielen, die ich mitbekommen habe, war ja vieles auch sehr ordentlich. Und, was wichtig ist, die Mannschaft hat sich auch sehr gute Chancen herausgespielt, aber eben die Tore nicht gemacht. Also es fehlt ganz klar in der Offensive.

ONETZ: Sie sind derzeit ohne Engagement. Wäre es vorstellbar, vielleicht auch temporär in irgendeiner Funktion bei Ihrer alten Liebe auszuhelfen?

Gino Lettieri: Nein. Was mich betrifft, so laufen im Moment Gespräche mit zwei Erstligisten im Ausland. Da habe ich selbst gerade einiges zu tun.

ONETZ: Also wird es Gino Lettieri wieder in die Ferne ziehen?

Gino Lettieri: Ich wollte eigentlich gerne hier in der Region bleiben und etwas aufbauen. Aber wenn die Möglichkeit nicht gegeben ist, muss ich leider wieder in die Fremde gehen.

ONETZ: Was sind die Rahmenbedingungen, die für ein Engagement in der Region Voraussetzung wären?

Gino Lettieri: Die idealen Bedingungen wären, dass ein Verein die Möglichkeit hat, zumindest in der dritten Liga bestehen zu können und da etwas aufzubauen. Aber unsere Region ist fußballerisch eigentlich tot. Egal, wo wir hinschauen. Ob das Hof ist, oder Weiden – die ganze Umgebung. Die Einzigen, die jetzt nach 20 Jahren wieder in die Spur gefunden haben, sind die Bayreuther. Aber sonst ist es bei uns in der Region richtig schwer, etwas auf die Beine zu stellen. Und das, obwohl die Region den Fußball doch will. Man hat es gesehen bei Bayreuth gegen die zweite Vertretung des FC Bayern München. Da kamen zehn-, elftausend Zuschauer. Also die Leute wären da. Aber die Leute wollen natürlich auch etwas Attraktives sehen.

ONETZ: Womit sind die Schwierigkeiten in unserer Region Ihrer Meinung nach begründet, an den finanziellen Rahmenbedingungen?

Gino Lettieri: Ich bin kein Hellseher. Aber aus der Ferne finde ich, dass die Kräfte in der Region, oft nicht genügend gebündelt werden. Auch mit der Politik muss eine Zusammenarbeit bestehen. Auch die Politik muss es wollen, den Sport zu fördern. Auch wenn einige sagen, Bayreuth hat die dritte Liga im Fußball, dann noch Basketball und Eishockey. Aber da haben auch alle drei Vereine zu kämpfen.

ONETZ: Wie verfolgen Sie jetzt speziell in Hof, wie es weitergeht?

Gino Lettieri: Ich verfolge generell alles, was in unserer Region passiert. Von Bayern Hof über die SpVgg Bayreuth bis hin nach Schweinfurt. Das sind ganz sicherlich die drei Vereine, auf die ich immer einen Blick werfe. Das sind meines Erachtens auch die einzigen Vereine, die es vielleicht in der Zukunft schaffen können, sich fest in der 3. Liga zu etablieren. Dass sich in Hof dafür noch wesentlich mehr bewegen müsste, ist klar.

Hintergrund:

Zur Person: Das ist Gino Lettieri

  • Geburtstag: 23. Dezember 1966
  • Geburtstort: Zürich
  • Nationalität: Italiener
  • Wohnort: Bayreuth
  • Trainer-Station (Auszug): FC Bayern Hof (1997-2000); FC Augsburg (2000-2002); Bonner SC (2002-2003); SpVgg Bayreuth (2003-2006); SV Darmstadt 98 (2006); SpVgg Weiden (2007-2010); SV Wehen Wiesbaden (2010-2012); Co-Trainer bei Arminia Bielefeld (2014); MSV Duisburg (2014-2015); FSV Frankfurt (2017); Korona Kielce/Polen (2017-2019); MSV Duisburg (2020/21); zuletzt bis März 2022 Co-Trainer bei AEK Athen/Griechenland
 
 

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