"Das ganze Dorf auf den Beinen"

Köfering bei Kümmersbruck
21.09.2018 - 14:49 Uhr

Eine Stammtischrunde namens "Club Humor" spielte auch Fußball. "Wilde Spiele", so heißt es in der Vereinschronik, waren es in den 60er Jahren - daraus entsteht ein Fußballverein, der die Bezeichnung "Hubertus" trägt. Das hat einen Grund.

Eine der Schülermannschaften des SV Köfering in den 70er Jahren. Mit den fast unzertrennlichen Spielern Gerhard Donhauser (vorne rechts) und Christian Boes (vorne Zweiter von rechts) und Donhausers Vater Xaver (rechts) als Betreuer. Trainer war Max Brummbach (links), im damals schicken goldfarbenen Trainingsanzug.

Im Jahr 1963 war es, als die Mitglieder des "Club Humor" - 14 Männer und 2 Frauen, darunter Edmund Boes - einen "richtigen" Verein gründen wollten. In erster Linie stand die Geselligkeit auf dem Plan, aber auch ein bisschen Sport. Genauer: Fußball. Der Clubname stand auch schnell fest: "Club Hubertus Köfering" in Anlehnung an die Stammgaststätte "Cafe Hubertus". Die Eltern des Spielers und späteren Trainers Christian Boes, Edmund und seine Frau, führten das Cafe und stellten es quasi als "Vereinsheim" zur Verfügung - es war bis in die späten 80er Jahre der beliebte Dorftreffpunkt der Fußballer schlechthin und eher ein Wirtshaus als ein Cafe. Mittlerweile hat es schon geraume Zeit sein Pforten geschlossen.

Für die weiteren erfolgreichen Gehversuche des heutigen Kreisklassisten SV Köfering war das Cafe Boes aber unverzichtbar: In den Anfangsjahren kickten die "Wilden" noch auf dem Dorfplatz, rund 200 Meter hinter der Kapelle - bis 1972. Ab da hieß es "Fußballer marsch"! Denn beide Mannschaften mussten, nachdem sie sich am Cafe getroffen hatten, zum neuen Platz unten im Wald marschieren und zogen sich dort in einem Bauwagen um - "heute undenkbar", so Vorstand Hans Weigl.

"Ich kann mich noch erinnern, dass ich als Zehnjähriger mit meinem Vater in seinem roten Ford Taunus runtergefahren bin. Und dann habe ich aus dem Kofferraum raus in der Pause Malteserbier verkauft. Limo gab's, glaube ich, auch", erzählt Christian Boes. Und zum "Duschen" danach standen Wannen mit Wasser zur Verfügung - mit einer Temperatur, die je nach Jahreszeit mitunter auch stark der Abhärtung diente.

"Da musste man ewig weit latschen", erinnert sich auch Roland Jobst, der in den 70er Jahren als Schülerspieler ebenfalls dort kickte: Im "Waldstadion", das bei seinen Ausmaßen hart an der Grenze war, denn die Außenlinien waren kaum vom Strafraum entfernt, um nicht zu sagen, sie waren quasi identisch. Wenig später wurden im Keller des Cafe Boes Kabinen und Duschen eingerichtet - das war für den Verein und den Spielbetrieb schon einmal ein großer Fortschritt. Und die Fußballspiele hatten im Ort einen ganz besonderen Stellenwert, denn "wenn der SV Köfering gespielt hat, war fast das ganze Dorf auf den Beinen", blickt Weigl zurück.

Nebenbei: Als Vereinsfarben wählten die Gründer in Köfering "grün-weiß". Die Fahne mit dem Clubwappen - ein Hirsch mit Kreuz - war an das "Jägermeister"-Emblem angelehnt, weil durch den damaligen Vertreter die Spirituosenfirma quasi als erster Hauptsponsor des SV Köfering auftrat. "Da wurde dann schon das eine oder andere Stamperl mehr getrunken", weiß Christian Boes.

"Einer der schönsten Plätze im Landkreis":

Viele aktive Vereinsmitglieder des SV Köfering halfen mit, um den sportlichen Rahmen weiter zu verbessern. Ein neues – das jetzige – Sportgelände wurde erschlossen, und dort zu Beginn der 80er Jahre auch der Spielbetrieb aufgenommen. Als Sportheim diente bis Anfang der 90er Jahre die mittlerweile legendäre Holzbaracke beim SV Köfering und auf dem jetzigen B-Platz stand noch ein Haus. Das wurde platt gemacht und mit Geröll aufgefüllt. „Daher mussten wir dieses Jahr aufpassen, denn auf dem B-Platz wurde eine neue Bewässerung eingeführt. Da durfte aber nicht zu tief in den Boden gegangen werden, denn sonst hätten die Arbeiter auf alten Bauschutt oder Schotter treffen können“, erzählt Trainer Roland Jobst. Ein weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte war dann parallel der Bau des jetzigen Sportheims – der SV Hubertus Köfering hatte nun seinen endgültigen Platz gefunden. Vor zwei Jahren wurde der Hauptplatz beim SV Köfering neu angelegt, sehr erfolgreich, „denn wir haben einen der schönsten Rasenplätze im ganzen Landkreis, den wir jetzt auch ordentlich bewässern mussten.“ Seit der SV Köfering um Punkte spielt, hat er immer zwei Herrenmannschaften im Spielbetrieb. Der Reserve gelang in der abgelaufenen Saison zum zweiten Mal der Aufstieg in die A-Klasse und zum ersten Mal als Meister. Die „Erste“ pendelte auf Kreisebene in den betreffenden Ligen und hatte ihre Glanzzeit, als sie mit Spielern wie Gerd Donhauser, Christian Boes und Ernst Opeldus sogar Kreisligaluft schnupperte.

„Wir haben intakte Mannschaften mit einer sehr guten Kameradschaft, nicht nur wegen der legendären Abschlussfahrten“, sagt der Trainer. „Aber insgesamt dünnt der gesamte Kader doch langsam aus. Die Jugendabteilung ist uns flöten gegangen.“ Im Frühjahr 2016 hatte der SV Köfering gar keine Jugendmannschaft mehr im Einsatz, jetzt immerhin wieder eine E- und eine F-Juniorenmannschaft. Dabei hatte der SV Köfering vor gut 15 Jahren im Nachwuchsbereich noch einen richtigen Schub bekommen, als vom ESV Amberg über 80 Kinder und Jugendliche mit ihren Trainern zum SV Köfering wechselten: „Davon leben wir heute“, unterstreicht Jobst.

„Neuzugänge bekommen wir auch selten, denn wir zahlen nichts und als einziges Zuckerl kümmert sich der Club um alle Trainingsutensilien. Wir wollen aufsteigen, aber wir müssen nicht. Für unsere Spieler wäre das aber natürlich toll, wenn ihr Karriereblatt mit einem Aufstieg in die Kreisliga geschmückt werden könnte.“

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