"Jahrhundert-Comeback" des SV Kohlberg: Tremmersdorf geht nach 3:0-Führung unter

Kohlberg
07.08.2023 - 14:23 Uhr
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Was für ein Fußballspiel: Zur Pause liegt der SV Kohlberg mit drei Toren in Rückstand, um am Ende doch noch einen spektakulären 5:3-Sieg zu bejubeln. Der unterlegene FC Tremmersdorf hat an seinem Kollaps in Halbzeit zwei schwer zu kauen.

Hoch das Bein: Der Tremmersdorfer Stürmer Christian Ferstl (rechts) nimmt den Ball an, während Alexander Ulrich vom SV Kohlberg noch abwartet. Der SV Kohlberg landete nach 0:3-Rückstand noch einen fulminanten 5:3-Sieg.

Kaum einer der Kohlberger Fußballfans gab am Sonntag nach Ablauf der ersten 45 Minuten noch einen Pfifferling auf sein Team. Zu sehr hatte der FC Tremmersdorf zuvor das Spitzenspiel der Kreisliga Nord dominiert. Der Gast schaltete und waltete beinahe nach Belieben, zauberte gekonnte Kombinationen auf den Rasen und lag folgerichtig klar vorne. Nach Toren von zweimal Michael Diepold und Andre Gradl führte der Vorjahresvizemeister mit 3:0 – was sollte da noch schiefgehen?

"Die erste Halbzeit war für uns ernüchternd. Da hat der Gegner seine drei Tore wirklich super herausgespielt", gibt Martin Lehner zu. Für das, was danach folgte, findet der Abteilungsleiter des SV Kohlberg auch einen Tag später nur schwer Worte: "Ich hatte natürlich auf eine Reaktion gehofft. Aber dass wir so zurückkommen, damit hatte ich nicht gerechnet."

Von wegen nur Ehrentreffer

Das "Jahrhundert-Comeback" des SV Kohlberg nahm vier Minuten nach Wiederanpfiff seinen Anfang. Fabian Wudy traf in der 49. Minute zum 1:3. So weit, so gut, der Ehrentreffer halt, dachten sich wohl viele Tremmersdorfer Zuschauer zu diesem Zeitpunkt. Die Stimmungslage im Gästelager kippte aber spätestens Mitte der zweiten Halbzeit. Nils Niemann erzielte zunächst den Anschlusstreffer (68.), wenig später erneut Wudy sogar den Ausgleich (74.).

Die Anhänger des SV Kohlberg jubelten und feierten, an der Seitenlinie beobachtete Norbert Ferstl konsterniert den sich abzeichnenden Zusammenbruch seiner Mannschaft. "Es war krass, was wir uns für individuelle Fehler geleistet haben", sagt der FC-Trainer im Nachgang und nennt beispielhaft die Szene zum 3:3: "Da legen wir den Ball dem gegnerischen Stürmer direkt auf. Manches ist unerklärlich, einfach nur brutal."

Siegtore in der Schlussphase

Die Leidenszeit für Ferstl und seine Mannen war damit aber noch nicht zu Ende. Die Kohlberger Spieler ließen nicht locker und wollten mehr. Es spielte in der Schlussphase nur die Heimelf, Tremmersdorf schaute dem bunten Treiben des Gegners nur noch zu. Als erneut Niemann und Wudy die Kugel im gegnerischen Gehäuse versenkten (86./89.), brachen bei den Gastgebern alle Dämme. Auf dem Rasen, auf der Bank, auf den Rängen – überall Emotionen pur.

Nach dem Schlusspfiff lagen sich die Kohlberger Spieler in den Armen und wussten selbst nicht so recht, wie und warum sie dieses verrückte Spiel noch umgebogen hatten. "Es ist einfach ein Grundvertrauen in der Mannschaft vorhanden", erklärt Lehner. "Jeder glaubt an sich und seine Stärken." Der Spartenleiter weiß, wem das Kohlberger Selbstbewusstsein mit zu verdanken ist: "Unser Trainer René Niemann ist einer, der immer kühlen Kopf bewahrt. Er hat in der Halbzeit wieder die richtigen Worte gefunden, um die Spieler aufzubauen."

Nur schnell weg von der Stätte der Schmach wollte dagegen der FC Tremmersdorf nach Spielende. "Zum Schluss hin war es desolat. Das muss man knallhart so sagen", lautet das deprimierende Fazit von Ferstl. Er fühlt sich von seinen Worten im Vorfeld des Spitzenspiels eingeholt, als er über die Spielweise seiner Schützlinge sagte: "Wenn wir spielen, ist das für die Zuschauer oft ein Spektakel." Dass diesmal der Schuss nach hinten losging, will er jedoch nicht zu hoch hängen. "Es war eine rabenschwarze zweite Halbzeit. Aber es bringt nichts, jetzt auf die Mannschaft einzuprügeln." Allerdings gibt ihm der Rückfall in Verhaltensmuster, die bereits abgestellt schienen, zu denken: "Wir lassen einfach die Konstanz im Spiel gegen den Ball vermissen. Man muss verlangen können, dass die Mannschaft da endlich an Reife gewinnt und Schritte in die richtige Richtung macht."

Mit solchen Sorgen beschäftigt sich der SV Kohlberg nicht. Auch nicht damit, dass nach drei Siegen in drei Spielen die Mitfavoritenrolle ein echtes Thema wird. "Wir tun gut daran, nicht abzuheben und auf dem Boden zu bleiben", meint Lehner. "Wie schnell es anders laufen kann, haben wir gegen Tremmersdorf ja in Halbzeit eins gesehen."

 
 

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