Zum ersten Landesliga-Heimsieg gegen den SV Mitterteich nach über neun Jahren hat es für den FC Vorwärts Röslau am Freitagabend zwar erneut nicht gereicht, gejubelt wurde im BD-Sensors Sportpark „Auf der Hut“ aber trotzdem. Nach einem furiosen Schlussspurt und einem fragwürdigen Foulelfmeter in der Nachspielzeit knöpften die Lang-Schützlinge dem Nachbarn aus dem Stiftland nach einem 1:3-Rückstand wenigstens noch einen Punkt ab. Das 3:3 fühlte sich am Ende wie ein Sieg an. „Wir können zufrieden sein“, sagte denn auch Vorwärts-Trainer Andreas Lang nach einem Spiel, das auf einem insgesamt ordentlichen Niveau stand, aber erst spät richtigen Derby-Charakter entwickelte.
Dass in der letzten der knapp 95 Minuten auch die Emotionen etwas hochkochten, lag in erster Linie an Schiedsrichter Qurin Demlehner. Der insgesamt sehr gut leitende Unparteiische – er hatte auch nicht wirklich Mühe mit der sehr fairen Spielweise beider Teams – sah im Kampf um den Ball zwischen dem Röslauer Anthony Hofweller und SVM-Torwart Mert Selvi ein Foul des Gästekeepers und zeigte zum Entsetzen der Stiftländer auf den Elfmeterpunkt. „Eine Frechheit“, meinte Mitterteichs Vorsitzender Roland Eckert. Auch Trainer Martin Schuster war „stocksauer“. Und Kapitän Manuel Dürbeck, der nach einer Verletzungspause ins SV-Team zurückgekehrt war und sofort wieder große Präsenz zeigte, schüttelte noch eine Viertelstunde nach Spielende nur mit dem Kopf. „Der Linienrichter, der die Szene genau beobachten konnte, hat nach dem Pfiff zu mir gesagt, dass er keinen Kontakt gesehen hat. Der Schiedsrichter aber meinte, dass er nach Rücksprache mit seinem Linienrichter auf Elfmeter entschieden hat. Was denn nun?“, fragte sich – nicht nur – Dürbeck.
Und was meinte Anthony Hofweller selbst? So ganz wohl in seiner Haut fühlte sich der 30-Jährige vermutlich nicht, als er nach dem Spiel vor der Kabine mit einigen Mitterteicher Spielern plauderte. Auf Nachfrage sagte Hofweller kurz und knapp und mit einem dicken Grinsen im Gesicht: „Klarer Elfmeter.“ Um dann aber doch ehrlich zuzugeben, dass er wohl mehr über den Torwart gefallen sei, als dass dieser in regelwidrig gelegt habe. Hätte das Hofweller nach dem Pfiff auch gleich dem Schiedsrichter mitteilen sollen?
Die frustrierten Stiftländer zeigten Verständnis, dass es der Röslauer nicht tat. Es gehöre eben auch zu den Aufgaben eines Stürmers, das Beste für seinen Verein – und damit auch mal einen Elfmeter – herauszuholen. Und ehrlich: Wer gibt in der 95. Minute beim Stand von 2:3 gegenüber dem Schiedsrichter schon zu, dass es vielleicht doch kein Foul war? „Wir hätten es selbst wohl auch nicht gemacht“, sagte Mitterteichs Außenverteidiger Thomas Wildenauer dem Portal anpfiff.info. Ganz diplomatisch äußerte sich Röslaus Trainer zur höchst umstrittenen Szene. „Ich will sie nicht beurteilen. Aber wenn der Schiedsrichter pfeift…“. Kaan Gezer nahm die Einladung jedenfalls dankbar an und verwandelte den Strafstoß eiskalt zum – Foul hin oder her – letztlich gerechten 3:3-Ausgleich.
„Mit dem einen Punkt können wir am Ende des Tages zufrieden sein“, erklärte Vorwärts-Routinier Sebastian Hermann, der in seiner neuen Rolle als Innenverteidiger vor allem in der ersten Halbzeit einiges an Arbeit zu verrichten hatte. „Mitterteich hat gut gepresst am Anfang. Da haben wir richtig Probleme gehabt.“ Besser lief es für die Röslauer nach der Pause und der Einwechslung der gelernten Stürmer Anthony Hofweller und Dominik Kubinec. Nach dem Ausgleich hätten wir ein zweites oder drittes Tor nachlegen können“, meinte Hermann – der aber dann mit ansehen musste, wie Mitterteichs Kevin Grünauer mit seinem zweiten Sonntagsschuss die Gäste wieder in Führung brachte. „Das hat der richtig gut gemacht. Da gab es nichts zu halten“, meinte Hermann, der seine Mannschaft nach dem 1:3 dann schon „mausetot“ sah. „Aber wir haben Moral bewiesen.“
„Richtig viel Spaß in diesem Derby an einem Freitagabend gegen den alten Trainer und vor vielen Zuschauern“, hatte Mitterteichs Kevin Grünauer – zumindest bis zum späten Elfmeterpfiff. Der 20-Jährige hatte mit zwei Traumtoren seine Mannschaft zunächst mit 1:0, später mit 2:1 in Führung geschossen. „Beim ersten Mal sah ich, dass der Röslauer Torwart zu weit draußen stand und habe es einfach mal probiert. Auch beim zweiten Mal habe ich mir keine großen Gedanken gemacht und es eben nochmals versucht.“ Dass seine Mannschaft eine 3:1-Führung nicht über die Zeit gebracht habe, sei zwar schmerzhaft. „Aber wir dürfen die Köpfe jetzt nicht hängen lassen. Wenn wir in der ein oder anderen Situation zuvor schon ein bisschen cleverer geklärt hätten, hätten wir uns diesen Ärger ersparen können.“
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