Von besinnlicher Weihnachtsstimmung kann bei den Basketballern des FC Bayern München keine Rede sein. Was nicht am völlig aus dem Ruder gelaufenen Spielplan des deutschen Branchenprimus mit Spielen im Zwei-Tages-Rhythmus auch rund um die Feiertage liegt. Vielmehr sorgen die Bayern abseits des Parketts für jede Menge Schlagzeilen.
Erst legte sich der scheidende Geschäftsführer Marko Pesic wegen der Veröffentlichung der Etatzahlen aller 18 Bundesligisten mit der Liga-Spitze an und monierte in seinem Frontalangriff eine fehlende Gesamtstrategie der Liga des Welt- und Europameisters. Dann trennten sich die Münchner nach einer kolossalen Niederlagen-Serie in der Euroleague auch noch von Gold-Coach Gordon Herbert.
Ära Herbert bleibt unter den Erwartungen
Damit endet eine Liaison vorzeitig, von der sich beide Seiten so viel versprochen hatten. Herbert wollte unbedingt beweisen, dass er nicht nur als Nationalcoach, sondern auch als Vereinstrainer auf dem höchsten Niveau in der Euroleague Erfolg haben kann. Die Bayern wollten vom Weltmeister-Glanz des Kanadiers profitieren und international zu den Topclubs Europas aufschließen.
Nach eineinhalb Herbert-Jahren an der Isar steht aber lediglich der deutsche Meistertitel in der vergangenen Saison zu Buche. Zu wenig für die großen Ambitionen der Münchner. In der Bundesliga liegen die Bayern aktuell zwar erwartungsgemäß auf Platz eins und stehen auch im Top Four um den deutschen Basketball-Pokal.
Doch in der Euroleague belegt das Team um die Europameister Andreas Obst, Johannes Voigtmann, Oscar da Silva, Leon Kratzer und Justus Hollatz mit nur fünf Siegen aus 17 Spielen lediglich den vorletzten Tabellenplatz und hat schon jetzt nahezu keine Chance mehr auf die Playoffs.
Niederlagenserie zu viel
Zuletzt setzte es eine peinliche Niederlage beim Tabellenletzten Asvel Villeurbanne und eine verheerende Pleite bei der AS Monaco. Die achte Euroleague-Niederlage in Serie zwang die Verantwortlichen um den neuen Sportchef Dragan Tarlac noch vor Weihnachten zum Einschreiten.
Die bedauernswerte Entscheidung sei „zum Wohle des Teams und des Vereins“ gefallen, betonten laut Mitteilung des Clubs beide Seiten. Die Personallage nach dem EM-Sommer, die Verletzungen von Schlüsselspielern wie dem litauischen Point Guard Rokas Jokubaitis, den sehr nachteiligen Spielplan mit vielen Auswärtsspielen nacheinander und zwischenzeitlich sein eigenes Fehlen wegen Krankheit habe Herbert nicht zu verantworten, erklärte Tarlac zwar.
„Dennoch sind wir nun für jeden erkennbar sportlich am Punkt angelangt und dazu verpflichtet, der Mannschaft, die immer alles gibt, mit neuen Impulsen helfen zu müssen. Wir bedauern dies sehr und haben uns das beide anders gewünscht.“
Nachfolger soll zeitnah kommen
Wer auf Herbert, der auch Opfer des falsch zusammengestellten Kaders wurde, folgt, wollen die Bayern-Bosse schnell entscheiden. Bis zum Euroleague-Heimspiel am kommenden Dienstagabend gegen Spitzenreiter Hapoel Tel Aviv will man nach eigenen Angaben einer Nachfolgeregelung nahekommen. Im Gespräch ist unter anderem Ex-Coach Andrea Trinchieri.
Herbert hatte die deutsche Nationalmannschaft im Sommer 2023 sensationell zum Weltmeistertitel geführt. Nach Olympia 2024 in Paris, wo eine Medaille knapp verpasst wurde, hörte er als Bundestrainer auf. Der 66-Jährige besitzt ab Sommer einen Vertrag als kanadischer Nationaltrainer.
© dpa-infocom, dpa:251221-930-453071/1













Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.