Es ist die eine Frage, bei der sich gerade bei den Basketballern seit jeher die Geister scheiden. Kann man den geliebten, aber kräftezehrenden Kontaktsport auch noch im hohen Alter betreiben? Viele sagen mit Blick auf geschädigte Knie oder Sprunggelenke, lädierte Bänder oder schlicht fehlende Ausdauer "Nein". Horst Hagen (57) ist kurz vor den Deutschen Ü50-Meisterschaften in Neustadt und Weiden anderer Meinung.
Auch die medizinische Fachpresse sendet hier unterschiedliche Botschaften. Zu belastend für die Gelenke und den Kreislauf heißt es einerseits, es stärkt alle Muskeln, beugt Sturzgefahren vor und erhöht sogar die Knochendichte ist anderswo zu lesen. „Es ist eigentlich schon ein Sieg, wenn man sich nicht verletzt“, witzelt Horst Hagen bei solchen Diskussionen. Der Captain der SG DJK Neustadt/TB Weiden für die anstehenden Titelkämpfe fährt aber gleich ernst fort: „Bei einem solchen Turnier sind so viele Spiele in kurzer Zeit trotz reduzierter Spielzeit mit 2x10 Minuten natürlich sehr belastend. Aufwärmen und Regenerationsphasen sind sehr wichtig.“ Er selbst ist nach einem Achillessehnenriss im Vorjahr nach gut drei Monaten wieder auf den Court zurückgekehrt.
Lebenslang Sport treiben
Das "Geheimnis" der Fitness seines Teams, in dem Dave Weimann mit knapp 50 der Jüngste und Werner Reindl mit 61 Jahren der Älteste ist, liegt für Hagen im Lebenswandel. Alle hätten früher intensiv und höherklassig gespielt und wissen, wie wichtig der Sport ist. "Keiner hat richtig aufgehört und auch anderen Sport gemacht. Jeder achtet auf seinen Körper", erzählt der ehemalige Zweitligaspieler. Wie er gehen einige der alten Haudegen sogar als Vierte Herrenmannschaft der DJK Neustadt in der Bezirksliga auf Körbejagd.
Auch bei den Ü55-Meisterschaften vor zwei Wochen in Paderborn haben die Neustädter Basketballer – in einer Spielgemeinschaft mit dem CVJM Erlangen – die Belastung gut weggesteckt. Endstation war erst nach einem sehr knappen Halbfinale (22:25 gegen Vorjahressieger SG Köln/Königsdorf). Mit 32:24 gegen SG Leimen/Wiesloch holte das Oberpfälzer Team schließlich den 3. Platz.
"Wichtig ist, gut in ein Turnier zu starten", so Hagen. "Ab dem Viertelfinale haben die Teams in der Summe zwei komplette Spiele absolviert, dann entscheidet nur noch die Willenskraft." Oder die Leidensfähigkeit: "Die Mannschaft mit den wenigsten Schmerzen gewinnt." Neun der elf Ü55-Spieler treten nun in einer Spielgemeinschaft mit Weiden in der jüngeren Kategorie an. Mit beeindruckenden Gegnern.
Auch gegen Ex-Nationalspieler
"Beim ersten Blick auf die Teamfotos sind das alles alte Männer", erzählt Hagen lächelnd. "Doch die haben alle mindestens Regionalliga gespielt." In den 16 Teams sind zahlreiche Ex-Bundesligaspieler und sogar vier ehemalige Nationalspieler zu finden. "Und die Basics verlernt man nicht. Es sind sehr gute Mannschaften, die einen guten Ball spielen." Darauf können sich auch die Zuschauer im Neustädter Gymnasium und in der Realschule Weiden freuen. Doch für sie und auch die Spieler zählt am Wochenende noch etwas anderes.
Denn fast wichtiger als der sportliche ist der soziale Aspekt. Hier sind sich Hagen und sein Team einig: „Die Leute, mit denen man Jahrzehnte lang im Team gespielt hat, fehlen einem einfach." Kontakte gehen mit den Jahren verloren. "Daher habe ich die Ehemaligen vor einem Jahr wieder zusammengetrommelt und aus dem 'Ruhestand' geholt", erzählt der Captain. "Und uns zuvor einfach schon mal für die Qualifikation bei den Deutschen Meisterschaften in der Ü50 und Ü55 angemeldet, ohne eigentlich ein Team zu haben." Die Idee zündete, die Mitspieler aus vergangenen Tagen bissen an. Nach einem vierten Platz in der Ü55 im Vorjahr war das Team heuer bereits gesetzt. Und hat sich noch gesteigert.
"Es ist eine schöne Sache, mit den Spielern von früher und den Fans unsere gemeinsame Leidenschaft wieder zu leben", wird Hagen fast etwas schwärmerisch. Doch bei aller Nostalgie gibt der Captain ein ambitioniertes Ziel vor: "Die Vorrunde wollen wir auf jeden Fall überstehen, denn damit wären wir bereits für die Turniere im kommenden Jahr qualifiziert." Dabei bauen die Neustädter auf den Heimvorteil. Und ab dem Viertelfinale am Sonntag zählt ja ohnehin nur noch die Willenskraft.
- 16 Teams aus fast allen Bundesländern mit an die 200 Spielern
- 48 Spiele (Beginn: jeweils 9.30 Uhr)
- Spielhallen: Gymnasium Neustadt und Realschule Weiden
- Mehr als 20 Schiedsrichter, 24 Kampfrichter, rund 60 ehrenamtliche Helfer
- Vorrunde am Samstag, 11. Mai, im Gymnasium Neustadt/WN:
- SG DJK Neustadt/TB Weiden - DBV Charlottenburg (10.30 Uhr)
- SG DJK Neustadt/TB Weiden - SG Schalke 04/CB Recklinghausen (12.30 Uhr)
- SG DJK Neustadt/TB Weiden - TG Hochheim/Wiesbaden (14.30 Uhr)
- Coach: Jürgen Buchholz
- Kader: Horst Hagen (Capt), Chris Archer, Thomas Meißner, Michael Schießl, Christoph Knauer, Georg Kreiner, Walter Paul, Ulrich Eckhardt, Arthur Braun (Ü55 und Ü50) sowie Werner Reindl, Boris Mattausch, Yul Regler, Dave Weimann, Thomas Höfer, Michael Meier, Mike Kreutzmeier (alle nur Ü50). Ferner Roy Block (Erlangen) und Markus Zetlmeisl (beide nur Ü55)
- Turnierparty mit Spielern und Fans am Samstag ab 19 Uhr in der Stadthalle
- Weitere Infos auf der Homepage der Neustädter Basketballer:
- https://basketballneustadt.jimdo.com/%C3%BC50-basketball
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