Nürnberg
21.07.2019 - 16:17 Uhr

Erras ist jetzt der Chef beim 1. FC Nürnberg

Alle Augen sind am Samstag auf die Pariser Superstars um Kylian Mbappé gerichtet. Den Club-Fans wird aber auch ein neues System präsentiert. Mit einem Oberpfälzer in einer zentralen Rolle.

Patrick Erras hat jetzt eine neue Rolle beim Club. Bild: bmr
Patrick Erras hat jetzt eine neue Rolle beim Club.

Der Elfmeter-Hammer zum 1:1 gegen das große Paris war eigentlich die Szene des Spiels. Doch die Sekunden danach waren noch viel wichtiger: Enrico Valentini feierte sein Tor (71.) mit einem Trikot in der Hand. Die Nummer 22 hielt die Nummer 24 in Richtung Fans. Die trägt normalerweise Virgil Misidjan. Der extrovertierte Niederländer, der lange ein Wechselkandidat war, gilt manchen als Sonderling in der Club-Truppe. Doch nach dessen Kreuzbandriss vom Donnerstag und der jetzt folgenden Reha wollten Valentini und Kollegen allen zeigen: Virgil gehört zu uns.

Bloß nicht abheben

Es konnte keinen besseren Augenblick geben, das neue Zusammengehörigkeitsgefühl zu zeigen, als das Saisoneröffnungsspiel gegen das Luxus-Ensemble aus Paris. "Wir sollten jetzt aber auch nicht abheben", relativierte Valentini sogleich dieses 1:1 gegen die Truppe von der Seine, die laut transfermarkt.de fast eine Milliarde Euro wert ist. Der Gesamtwert des 1. FC Nürnberg wird bei diesem Onlineportal auf etwa 38 Millionen Euro geschätzt. Also spielte da am Samstagabend ein Riesen-Goliath gegen einen Mini-David. Mit einem fast sensationellen Ausgang. "Mit ein bisschen Glück hätten wir gewinnen können", meinte der starke Keeper Christian Mathenia nicht zu Unrecht. "In der zweiten Hälfte lag das Torschussverhältnis bei 5:1 - zugunsten des Zweitligisten. Einen Grund für den couragierten Auftritt hatte der Torwart auch gleich parat: "Eine Woche vor dem Saisonstart wollte natürlich nochmal jeder auf sich aufmerksam machen." Mathenia mahnte aber auch: "Viel wichtiger ist Samstag in Dresden."

Mit einer Dreierkette

Doch beim Bundesliga-Absteiger aus Nürnberg werden sie noch länger an diesen Sommerabend zurückdenke. Gut 30 000 Zuschauer waren bei diesem Testspiel da. Und die Fans sahen auch eine neue Rangordnung im Club-Team. Ein Oberpfälzer ist jetzt der Chef bei den Franken. "Die Rolle gefällt mir ganz gut", sagte Patrick Erras nachher. Auch wenn sie nicht dem ruhigen Naturell des Raigeringers entspricht. Der Club agierte gegen den Champions-League-Teilnehmer wie schon zuletzt gegen Rapid Wien mit einer Dreierkette in der Abwehr. Der Boss in der Mitte ist Erras, er gibt die Kommandos. " Ich bin eigentlich kein Lautsprecher, aber ich versuche die Vorgaben so gut wie möglich umzusetzen." Erras korrigiert immer wieder seine Mitverteidiger. Einen besseren Test-Gegner als die Franzosen hätte sich Trainer Damir Canadi für seine neue Formation nicht wünschen können.

Kylian Mbappé hat aber schon ganz andere Ketten gesprengt, etwa im vergangenen Jahr die kroatische im WM-Finale. "Mbappé darf man nie aus den Augen lassen", erzählte Erras von seiner Hauptaufgabe. Den Mega-Star hatte der Oberpfälzer immer im Blick. Zwei Mal traf der französische Nationalspieler den Pfosten und ärgerte sich danach mächtig. Den Führungstreffer durch Pablo Sarabia (42.) bereitete er aber sensationell vor. Quatschen konnte Erras mit Mbappé nicht. "Ich hatte in der Schule zwar Französisch, aber da ist nicht mehr viel da", erzählte der Raigeringer. Es blieb nach dem Spiel beim freundlichen Abklatschen. Club-Trainer Canadi freute sich, dass das Dreier-Experiment geklappt hat. Ob das zur Dauerlösung wird, wollte er nicht bestätigen, "aber wir sind dadurch variabler".

Erras stellt sicher keine Ansprüche auf diese Position. Ihm ist nur der Teamerfolg wichtig und deshalb freute sich auch der 24-Jährige besonders über eine Aktion an diesem Abend: Über die mit Misidjans Trikot.

 
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