Als die Emotionen etwas runtergefahren waren, gab Lukas Mühl dem Gegner noch eine mit. "Das war heute ein glücklicher Punkt", sagte der Innenverteidiger des 1. FC Nürnberg. "Für den FC Bayern." Alle hatten am Sonntagabend mit einer klaren Sache für den Deutschen Rekordmeister beim Abstiegskandidaten gerechnet. "Mal ehrlich, jeder hat doch gedacht, das geht 3:0 oder 4:0 für München aus", meinte Mühl noch. Von wegen.
Pomadige Bayern
1:1 endete der innerbayerische Vergleich. Der Club hatte die großen Bayern am Rande einer Niederlage. Nach dem 1:0 (48.) von Mattheus Pereira war das Max-Morlock-Stadion ein Tollhaus. Die pomadigen Bayern wurden zunehmend nervöser. Viele Unsauberheiten prägten das Spiel des Gastes, der die große Chance nicht nutzen konnte., den Vorsprung auf Borussia Dortmund auf vier Punkte auszubauen. Serge Gnabry (75.) rettete mit seiner Bogenlampe wenigstens einen Punkt.
Vier Elfmeter verschossen
Es hätte weiter nur ein Punkt Vorsprung auf den BVB sein können, wenn Tim Leibold in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter verwandelt hätte. Der Linksverteidiger setzte den Ball an den Innenpfosten. Ein ganzes Stadion - außer den Bayern-Fans - stöhnte auf. Es war der vierte verschossene Elfmeter des Clubs in dieser Saison. "Im Training verwandelt er jeden Elfmeter", erklärte Mühl. "Aber es ist was anderes, einen in der letzten Minute vor 50 000 Zuschauern zu schießen." Der Club hätte schon Mitte der zweiten Hälfte auf 2:0 stellen können, doch Eduard Löwen schloss einen Konter zu unentschlossen ab.
Niemand hatte dem Club eine solche Leistung gegen die Bayern zugetraut. "Doch wir sind in den letzten Wochen ungemein zusammengerückt", sagte Robert Bauer, der nach schwachen Leistungen zuletzt gegen den Spitzenreiter alles raushaute. Mit solch einer Leistung ihrer Lieblinge hatten die Bayern-Fans auch nicht gerechnet. "Ich bin natürlich überhaupt nicht zufrieden", sagte Trainer Niko Kovac. Die Bayern hatten zwar bei zwei Lattentreffern von David Alaba 23.) und James (69.) Pech. Zudem scheiterte Kingsley Coman quasi mit dem Schlusspfiff allein vorm Tor am überragenden Christian Mathenia, aber Lösungen hatten die Gäste ansonsten kaum parat. "Gegen die musst du dich was trauen, draufgehen", umriss Bauer die Club-Strategie. Eine Strategie mit der die Bayern nicht zurechtkamen, wie Kovac zugab: "Die Nürnberger haben uns das Leben bis zur letzten Minute schwer gemacht."
Und dann zitierte der Bayern-Trainer an diesem denkwürdigen Abend auch noch einen seiner Vorgänger, unter dem er selbst noch gespielt hatte: "Giovanni Trapattoni hat mal gesagt: Wenn du nicht gewinnen kannst, darfst du wenigstens nicht verlieren." So etwas hat man von einem Bayern-Trainer auch schon lange nicht mehr gehört.
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