Wer wird heute geschert? Die Wette läuft: Macht Marco Grüttner zwei Tore gegen St. Pauli, geht’s ans Wahrzeichen von Ex-Jahn-Legende Marvin Knoll.
Jahn-Trainer Achim Beierlorzer schickt folgende Startelf ins Novembergrau des ausverkauften Conti-Stadions: Philipp Pentke im Kasten, Marcel Correia, Asger Sörensen, Bene Saller und Alex Nandzik in der Viererkette. Davor Andi Geipl, Adrian Fein, Jann George, Marco Grüttner und Al Ghaddioui.
Kauczinski: „Am Ende wird der Druck dann zu groß“
„Ein sehr abwechslungsreiches Spiel“, sah Chef-Paulaner Markus Kauczinski, „der Jahn hat doch in der ersten Halbzeit immer wieder Druckphasen gehabt, da haben wir es geschafft, uns immer wieder zu befreien.“ Beide Mannschaften hätten Möglichkeiten gehabt. „Wir machen dann das Tor durch eine schöne Umschaltsituation.“ Von der Idee her wollte man öfter ins Umschaltspiel kommen: „Das ist uns immer nur phasenweise gelungen.“
Auch nach der Pause sei man wieder gut rausgekommen. „Am Ende wird der Druck dann zu groß, den der Jahn ausübt – wir haben verteidigt, am Ende geht dann einer rein, weil der Druck zu groß geworden ist.“ Man habe den Lucky Punch durch Henk Veerman verpasst, der frei vorm Torhüter aufgetaucht sei. „Da kannst du natürlich das 2:0 machen, aber insgesamt ist das Ergebnis in Ordnung.“ Es habe nicht alles so funktioniert, wie er sich das vorgestellt habe: „Weil der Jahn ein sehr starker Gegner war.“
Beierlorzer: „Sieg wäre absolut verdient gewesen“
„Ich habe auch ein richtig gutes Fußballspiel gesehen“, erwidert Jahn-Trainer Achim Beierlorzer, „extrem temporeich mit vielen guten Aktionen – ich habe uns allerdings besser gesehen, als Markus uns eben beschrieben hat.“ In der ersten Hälfte habe man bis auf die eine Situation, wo Sörensen den Ball nicht klären kann, nichts zugelassen. „Eine Riesenchance von Andi Geipl aus 16 Metern zentrale Position – da wünscht man sich als Trainer schon einmal, das er das so umsetzt, wie er es im Training zeigt, nämlich dass er das Ding in die Ecke donnert.“
„Wir haben hier in Regensburg eine Mannschaft, die nicht verlieren will“, fasst er die zweite Hälfte zusammen, „die alles dransetzt, nichts unversucht lässt.“ Es sei heute nicht einfach gewesen, weil St. Pauli eine richtig gute Truppe sei. „Schade, dass wir uns nicht vorher belohnt haben, mit einer Großzahl an Chancen, ich sage bloß Hamadi Al Ghaddioui, die eine Aktion, wo er den Ball frei vorm Tor nicht mehr richtig trifft.“ Das einzige, was ihm heute nicht gefallen habe: „Dass wir nicht gewonnen haben. Ein Sieg wäre absolut verdient gewesen, weil wir mehr investiert haben, 25:9 Torschüsse.“ Dennoch: „Mit einem Punkt gegen eine absolute Top-Mannschaft kann man am Ende des Tages zufrieden sein.“
Gewohnt bissig
Der Jahn attackiert gewohnt bissig, die erste Halbchance für Hamburg nach dem langen Ball auf Veerman, der aus spitzem Winkel an Pentke scheitert (5.). Marco Grüttner versucht’s aus 16 Metern, Himmelmann sicher (8.). Klasse Doppelpass Al Ghaddioui und Adamyan, der letzte Pass im 16er zur Ecke geklärt (9.). Nach einem Schubser auf der rechten Strafraumkante zieht George ab, etwas zu hoch (14.). Dann legt Adamyan für Saller ab, auch das Ding eine Etage zu hoch (16.).
Und schon wieder geht Adamyan ab, muss aber noch eine Schlaufe drehen, Fein bekommt die Kugel nicht unter Kontrolle (17.). Chancen für St. Pauli gibt’s bisher nur, wenn der Jahn patzt, Grüttner legt den Ball rückwärts zum Konter auf, Correia holt gegen Allagui sogar den Abstoß (20.). Mit Einwurf in den Strafraum, Al Ghaddioui legt für Geipl zurück, ein paar Zentimeter neben den linken Pfosten (24.). Beste Chance für den Jahn: Geipl steckt auf George durch, der Keeper mit dem Fuß so eben noch dran (32.).
Aus dem Nichts die Halbzeitführung
Zum zweiten Mal darf Knoll begleitet vom Pfeifkonzert freistoßen, 25 Meter rechts draußen, zu weit aufs lange Eck gezogen, hämischer Applaus (33.). Im Gegenzug wirbeln Adamyan und Al Ghaddioui im 16 er, der Abschluss aber nur ein Rückgabeheber (35.). Sensationeller 40-Meter-Pass von Adamyan auf Grüttner rechts außen, Ablage für George, volley, ein Fuß dazwischen. Freistoß Regensburg, Nandzik von links Al Ghaddioui bekommt am Fünfer keine Wucht hinter den Kopfball.
Im Gegenzug macht St. Pauli aus einer Halbchance die Führung: Weiter Ball auf rechts, Flanke, Sörensen rutscht um Millimeter am Ball vorbei, Veerman stolpert mit dem dritten Torschuss die Kugel über die Linie (39.). Der Jahn versucht’s weiter mit schnellen Angriffen, aber es reicht nicht mehr zum schnellen Ausgleich vor der Pause.
Al Ghaddioui kippt vorm leere Tor um
Knolls dritter Freistoß aus 20 Metern für die Gäste. Knoll nimmt Maß, bleibt aber an der Mauer hängen. Buchtmann zieht aus 16 Metern ab – in Pentkes Arme (50.). Ansatz zu einem Powerplay, Flanke Fein, Al Ghaddioui zieht ab, der Ball zischt quer durch den Strafraum. Ecke Regensburg, Grüttner aus Kurzdistanz drüber (55.). Getümmel im Pauli-Strafraum, kein Abschluss, nochmal aus zweiter Reihe, Geipl um einen halben Meter neben den rechten Pfosten (58.).
Beierlorzer schickt Marc Lais aufs Feld, Adrian Fein hat nicht den besten Tag, logische Konsequenz (60.). Pauli steht fast nur noch hinten drin, nächste Ecke, Flachschuss Geipl aus zehn Metern, gerade noch geblockt (63.). Flanke um Flanke fliegt in den Hamburger Strafraum, die Braunen immer wieder im letzten Moment dazwischen – oder Grüttner wird nach Ecke ungeahndet im 16er umgerissen. Stark auf Saller durchgesteckt, quer auf Al Ghaddioui, der am Fünfer in der Rückwärtsbewegung vorm leeren Tor nach hinten kippt und den Ball keinen Millimeter Richtung Linie bekommt (70.).
Stolze erzwingt den Ausgleich
Stolze ist die nächste Option für die Jahn-Offensive – Geipl muss raus. Und nochmal spielt sich der Jahn in den Strafraum, Stolze für Al Ghaddioui, der die Kugel aus neun Metern drüber schaufelt (82.). Jann George versucht’s nach langer Strafraumquerung mit dem Abschluss, deutlich zu hoch (85.). Mit Gewalt im dritten Anlauf nach Pfosten und Parade schießt Stolze Himmelmann an – und dann zappelt das Ding im Netz, 1:1 (87.).
Stolze mit Pass in den Strafraum, der Ball rutscht durch, Grüttner verpasst um Millimeter allein vorm Keeper (89.). Sörensen mit dem Freistoß in Himmels Arme, letzte Ecke – glückliches Pünktchen für die Gäste. St. Pauli verbringt fast die gesamte zweite Hälfte im eigenen Strafraum, der Jahn versäumt es, ein halbes Dutzend Abschlüsse im Strafraum zu vergolden. So müssen beide wohl oder übel mit der Punkteteilung zufrieden sein. Glück für Marvin Knoll: Der Bart bleibt dran.
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