Regensburg
07.12.2018 - 19:32 Uhr

Köln kontert sich mit Glück und Schiri zum 3:1 in Regensburg

Es ist selten der Schiri Schuld, wenn ein Spiel verloren geht. Beim 3:1 für Köln beim SSV Jahn kommt man ins Grübeln: Mindestens ein Elfer und zwei Tore für Regensburg nicht gegeben – dafür Rot nach Allerweltsfoul von Correia.

Schiri Christof Günsch (Marburg) zückt glatt Rot gegen Correia. Bild: jrh
Schiri Christof Günsch (Marburg) zückt glatt Rot gegen Correia.

Es ist nicht so, dass Köln in Regernsburg dominiert hätte: Aber dem Bundesliga-Absteiger reichen ein paar schnelle Bälle hinter die hohe Regensburger Deckung zum 0:2-Halbzeitstand. Terodde (11.) und Drexler (41.) stellen die Weichen auf Auswärtssieg. Bis dahin geht die Führung der Gäste dennoch in Ordnung – die Rheinländer sind einfach cooler vorm Tor.

Nach der Pause aber wirbelt der SSV Jahn, kommt zum 1:2 durch Adamyan (55.). Die Regensburger kassieren im Gegenzug den nächsten Nackenschlag, Konter zum 1:3 wieder durch Drexler. Kein Wunder, dass Jahn-Coach Achim Beierlorzer nach dem Abpiff dem überforderten Schiedsrichter Christof Günsch (Marburg) wie von der Tarantel gestochen hinterherspurtet – doch der schiebt ihn nur weg und eilt in die Katakomben. Trotz Niederlage eines der stärksten Spiele der Oberpfälzer, nach der dramatischen zweiten Hälfte wäre ein mögliches 3:3 verdient gewesen.

Anfang: „Vielleicht auch ein Quäntchen Glück“

„Das für uns schwere Auswärtsspiel“, bilanziert FC-Coach Markus Anfang, „gegen ein Team, das sehr stark im Gegenpressing ist – wir wussten, wenn wir die Pressinglinie überspielt haben, dass wir dann auch mal zu Torchancen kommen.“ Man sei dann auch früh in Führung gegangen. „Hatten dann auch noch zwei, drei weitere Möglichkeiten.“ Aber auch nach dem zweiten Treffer sei Regensburg immer gefährlich geblieben. „Viele lange Bälle vorne rein gespielt – mit viel Wucht.“

Das sei auch in der zweiten Halbzeit so gewesen. „So Spiele können auch kippen, gerade in der Phase, wo wir das 2:1 bekommen haben, aber wir haben direkt im Gegenzug das 3:1 gemacht.“ Aber auch danach sei es schwierig gewesen, „das Ganze zu verteidigen“. Viele lange Bälle, zwei, drei Situationen, einmal Hand, einmal Abseits, „war vielleicht auch ein Quäntchen Glück auf unserer Seite“. Insgesamt müsse er seiner Mannschaft aber ein Kompliment machen: „Wir haben uns gut dagegen gewehrt, nicht umsonst hat Regensburg die letzten zehn Spiele nicht verloren.“

Beierlorzer: „Schiedsrichterentscheidungen nicht gerade für den SSV Jahn“

„Wenn man so ein intensives Spiel erlebt“, ärgert sich Jahn-Trainer Achim Beierlorzer, „dann ist man natürlich schon enttäuscht, wenn man am Schluss mit leeren Händen dasteht.“ Großes Kompliment an seine Mannschaft, dass sie alles in dieses Spiel investiert, immer daran geglaubt habe, dieses Spiel auch wieder drehen zu können. Natürlich sei so ein schnelles 0:1 ein Wirkungstreffer gewesen: „Da sieht man natürlich auch die Klasse, wie schnell das geht.“

Trotz allem habe man dagegengehalten, habe zwei Tore geschossen, die nicht gegeben worden seien. „Ganz, ganz bitter, dass direkt nach dem 1:2 das 1:3 fällt.“ Trotzdem habe man immer daran geglaubt, dass noch was gehe: „Mein Co-Trainer sagt gerade, es war gleiche Höhe“, schiebt Beierlorzer nach. „Die ganzen Schiedsrichterentscheidungen, sie sind nicht gerade für den SSV Jahn ausgefallen, mit dem 2:3 hätten wir schon noch etwas entflammen können mit den Fans.“

Er sei aber danach in die Kabine zu Schiri Günsch gegangen: „Alles gut“, hat er die Lacher auf seiner Seite, als er den 50-Meter-Spurt zum Unparteiischen erklärt, „ich wollte mich nur respektvoll von ihm verabschieden, das hat er falsch interpretiert, gut, wenn ich so schnell anlaufe …“

Ein enttäuschter Achim Beierlorzer hat sich nach dem Spiel mit dem Schiri versöhnt. Bild: Jahn Regensburg
Ein enttäuschter Achim Beierlorzer hat sich nach dem Spiel mit dem Schiri versöhnt.

Zu einfach: Horn, Kopf, Chip, 0:1

Die Jahnelf startet unverändert wie in Aue: Pentke - Saller, Correia, Sörensen, Nandzik - Geipl, Fein - George, Adamyan - Grüttner, Al Ghaddioui. In die Kölner-Startelf rücken Vincent Koziello und Salih Özcan ins Team.

Nandzik über links, in der Mitte tritt einer Grüttner in die Hacken, der Pass ins Nichts (3.). Córdoba das erste Mal vor dem Kasten, Pentke klärt den Schuss aus spitzem Winkel zur Ecke (5.). Das geht zu einfach: Von Timo Horn auf einen Kölner Kopf, weitergeleitet in Sörensens Rücken, Terodde mit Vorsprung Richtung Tor, eigentlich spitzer Winkel, aber er chipt das Ding an Pentke vorbei, 0:1 (11.).

Andi Geipls Verlegenheitsschuss leicht abgefälscht, Horn dreht sich im Flug (18.). George auf Grüttner, der lässt den Ball laufen, Horn am Ball – hätte er den Fuß drangehalten, ist er allein durch (19.). George geht an der Seitrenlinie, Jannes Horn, reißt ihm fast das Trikot runte, ehe Schiri Günsch eingreift – Gelb (21.).

Simon Terodde (2. von links) erzielt das 1:0 für Köln. Bild: Jahn Regensburg
Simon Terodde (2. von links) erzielt das 1:0 für Köln.

Terodde vergibt aus sieben Metern

Wieder Ecke Geipl, kommt nicht schlecht, aber Al Ghaddioui nicht richtig hin (26.). Auf der anderen Seite mehr als ein Elfer für Terodde, Cordoba legt quer, der Torschütze verheddert sich auf sieben Metern allein vorm Tor (27.). Sörensen mit dem direkten Freistoß aus knapp 30 Metern, Horn boxt nach vorne, kein Regensburger Abstauber zur Stelle (28.).

Jann George mit starkem Antritt, 30 Meter vorm Kasten mit allen Optionen fällt ihn Czichos, Gelb, aber die Chance dahin – Nandziks Freistoß suboptimal: erst in die Mauer, dann ins Nirwana (32.). Köln mehr als aggressiv, schlimme Nickligkeit gegen Adamyan erneut ungeahndet. Dann tritt einer Geipl in den Knöchel, Schiri Günsch steht einen halben Meter daneben, keine Reaktion, nur der vorher gepfiffene Freistoß für Köln (35.).

Es ist nicht leicht für den SSV, in den 16er vorzudringen, jetzt mal der hohe Ball auf George, Horn fängt das drucklose Ding taumelnd runter (39.). Der nächste Nackenschlag aus dem Nichts: Hoher Ball aus 40 Metern, Correia schaltet zu spät, Dominick Drexler allein vor Pentke, 0:2 (41.). Adamyan bekommt die Kugel überraschend acht Meter halblinks und zirkelt das Ding weit ins Aus (43.).

Kurze Hoffnung

Es bleibt dabei, der Jahn macht mehr fürs Spiel, aber Köln bekommt die Chancen: Zwei Regensburger Verteidiger behindern sich gegenseitig, Terodde zieht ab, klar vorbei (51.). Saller mit der Freistoßflanke von rechts, Adamyan aus der Drehung, Horn sicher (52.). Endlich zeigt Fein mal Übersicht im Strafraum, legt quer auf Adamyan, flach rechts unten, 1:2 (55.). Fast im Gegenzug: Wieder über drei Stationen, Córdoba von rechts, abgefälschter Ball an die Latte, den Abstauber netzt Drexler zum 1:3 ein (55.).

Flanke Al Ghaddioui von links, ein Kölner Pärchen verhindert den Anschlusstreffer vor Grüttner (61.). Erster Wechsel, für Adrian Fein kommt Marc Lais (63.). Offener Schlagabtausch, Flanke in den Strafraum, der Ball passiert zu Risse, sein Schuss knapp von Córdoba verpasst (64.). Klasse gespielt, Geipl fast vorbei, dann setzt sich ein Kölner auf den Ball, Chance passé (65.).

Der gebürtige Kölner Alexander Nandzik (SSV Jahn) ist nicht der einzige Regensburger, der sich zu Recht über die schwache Schiedsrichter-Leistung beklagt. Bild: Jahn Regensburg
Der gebürtige Kölner Alexander Nandzik (SSV Jahn) ist nicht der einzige Regensburger, der sich zu Recht über die schwache Schiedsrichter-Leistung beklagt.

Schiri-Chaos hoch 3

Koziello verletzt sich beim Pressball mit Adamyan unglücklich. Noch unglücklicher ist Al Ghaddioui, dem der Ball an die Hand springt, weshalb Grüttners Treffer nicht gegeben wird (76.). Nächste Chance für den SSV, Pass von rechts, Grüttner mit der Fußspitze dran, Ecke. Der Jahn spielt Handball um den Kreis, der hohe Ball dann zu ungenau.

Weniger Fingerspitzengefühl kann ein Schiri nicht haben: Klarer Schubser an George am Fünfer nicht geahndet, Correias Tor aus acht Metern wegen Abseits nicht gegeben – dafür Gelb für die Regensburger Bank, sehr wichtig … und glatt Rot gegen Correia nach normalem Zweikampf. So hätte er auch gleich abpfeifen können. Das tut Günsch dann nach 95 Minuten, von denen er mindestens fünf Minuten durch egozentrische Aktionen selbst vergeudet hat. Schwache Leistung – und das schreiben wir hier zum ersten Mal.

 
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